Konservieren oder zuschütten

Im Sommer vor zwei Jahren sind Fachleute des Rheinischen Landesmuseums Trier bei Grabungsarbeiten in Kastel auf ein römisches Heiligtum samt Kult-Theater gestoßen. Ein weiteres "Puzzle-Teil" haben die Experten vor kurzem mit einer gut erhaltenen Mauer freigelegt - und zittern jetzt, ob es Geld gibt, um die Funde restaurieren zu können, oder sie zugeschüttet werden müssen.

Kastel-Staadt. Das Plateau von Kastel-Staadt ist für Archäologen eine wahre Fundgrube. 1995 wurde der Ortskern als Grabungsschutzzone ausgewiesen. Seitdem geben sich die Experten in der knapp 400 Einwohner zählenden Gemeinde "die Schaufel in die Hand".

Ein, beziehungsweise zwei wichtige Funde hat ein Team des Rheinischen Landesmuseums Trier 2006 gemacht. Bei Grabungen auf privaten Baugrundstücken kurz vor dem Friedhof ist es auf ein römisches Heiligtum gestoßen. Einige Meter weiter, in der Oligskaul, legten die Experten ein römisches Kult-Theater frei (der TV berichtete mehrfach).

1000 Kubik Mutterboden sind inzwischen aus der Oligskaul abgetragen worden - unter der jetzigen Oberfläche liege das Zuschauer-Rund mit geschätzten 3000 bis 3500 Plätzen, berichtet Bruno Kremer, technischer Grabungsleiter, dem TV.

"Da das Theater auf Felsen gegründet ist, war es wichtig, den Druck durch die Erdmassen wegzunehmen", so Kremer. "Die archäologisch relevanten Schichten sind allerdings darunter. Ich vermute, dass ein Teil der Sitzreihen erhalten ist sowie zwei Drittel der Bühne." Wegen fehlender finanzieller Mittel könne danach derzeit jedoch nicht gegraben werden.

Freigelegt haben die Mitarbeiter um Kremer in den zurückliegenden sechs Wochen indes ein aufgehendes römisches Mauerwerk aus Rotsandstein im süd-östlichen Bereich des Geländes. Kremer: "Das ist insofern besonders, als wir ansonsten meist nur Fundamente finden. Diese Mauer aber bildet die Rückwand für das gesamte Theater und lässt Rückschlüsse zu auf die Dimension." Einen Durchmesser von 70 Metern habe demnach die Anlage gehabt.

Eine Grundsatzfrage muss nach Ansicht Kremers wie auch des Ortsbürgermeisters Harald Lehnertz zügig geklärt werden: "Bis Ende des Sommers müssen wir ein Konzept haben, wie wir das Restaurieren und Begehbarmachen der Funde finanziell hinbekommen", sagt Lehnertz. Die Mauerkrone müsse dringend gesichert werden, da das Bauwerk schon jetzt bröckele, bestätigt Kremer. "Das Freilegen der Funde ist das geringste Problem, hingegen das Konservieren und der Unterhalt."

12 500 Euro seien von der "Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz" als Festbetrag für das Entfernen der Erdmassen in der Oligskaul kürzlich zugesagt worden, berichtet Lehnertz. Weitere 2500 Euro schieße der Kreis über die Denkmalpflege zu.

Im Hinblick auf das, was für das Freilegen - unter anderem auch des noch verschütteten Bühnenbodens - und Konservieren der Anlage investiert werden müsse, seien diese Zuschüsse jedoch nur ein Tropfen auf den heißen Stein. "Mindestens 150 000 Euro bräuchten wir", schätzen Lehnertz und Kremer. Lehnertz: "Das Problem sind weniger die Zuschüsse, sondern der hohe Eigenanteil, der an der Gemeinde hängenbleibt. Wenn es uns nicht gelingt, diesen Teil über Sponsoren oder eine Stiftung abzudecken, müssen wir die Funde aus Sicherheitsgründen wieder zuschütten."

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