Konz ist die zweite Heimat

KONZ. Als 23-Jähriger kam Abdulvahap Güntepe aus der Türkei nach Konz. Mittlerweile ist die Saar-Mosel-Stadt für den Vorsitzenden der türkisch-islamischen Union zur zweiten Heimat geworden.

Der Empfang in der türkischen Moschee in der Konzer Dammstraße ist überaus freundlich. "Es gibt erst mal türkischen Tee", sagt Abdulvahap Güntepe und reicht dazu einen mit Gebäck gefüllten Teller. Fast jeden Tag trifft man den 55-Jährigen in dem unscheinbaren grünen Eckhaus an. Er ist der Vorsitzende der türkisch-islamischen Union. Vor 32 Jahren kam Abdulvahap Güntepe vom Schwarzen Meer an die Mosel. Ein Kuag-Manager hatte in der Türkei Arbeiter angeworben. Mit 40 Landsleuten trat er die Reise in ein fremdes Land an. Seine Frau, die er erst wenige Wochen vorher geheiratet hatte, blieb zunächst in der Heimat. Erst ein Jahr später kam sie nach Deutschland. "Der Anfang in Konz war schwer", sagt Güntepe. Zwar gab es keine Probleme auf der Arbeit. Ein Vorarbeiter hatte sogar türkisch gelernt, um sich mit den "Gastarbeitern" zu unterhalten. Er war auch lange Zeit der Einzige, der sich um die 40 Männer kümmerte, die im Wohnheim in der Roscheider Straße auf engstem Raum zusammenlebten. "Wir hätten uns gewünscht, dass man sich von offizieller Seite mehr um uns gekümmert hätte", sagt der 55-Jährige. Mittlerweile fühlt sich Güntepe in Konz zu Hause. Es sei seine zweite Heimat, sagt er. Aus den ursprünglich geplanten drei Jahren in Konz sind 32 Jahre geworden. Drei seiner vier Kinder sind hier geboren. Seit fünf Jahren ist er Vorsitzender der türkisch-islamischen Union, die 1991 in Konz gegründet wurde. Rund 650 Türken leben derzeit in der Saar-Mosel-Stadt und besuchen regelmäßig die Gottesdienste in der Moschee. Wer sich darunter ein prunkvolles Gebäude vorstellt, liegt falsch. Ein schlichter, grüner Altbau beherbergt einen Gemeinschaftsraum und die Gebetsräume, getrennt für Männer und Frauen. Fünfmal täglich versammelt sich dort die muslimische Gemeinde zum Gebet. Im großen Gemeinschaftsraum wird gespielt, es gibt Nachhilfeunterricht oder man guckt Fußball. "Wir sind ein religiös-kultureller Verein", sagt Güntepe und unterstreicht, dass die türkisch-islamische Union mit Politik nichts zu tun haben will: "Die Leute sollen hier in Ruhe beten und sich treffen können." Was oftmals sehr schwierig ist, da die Moschee direkt an der Bahnlinie liegt und vorbeifahrende Züge eine Unterhaltung oft fast unmöglich machen. Auch weil die Moschee zu klein geworden ist, sucht die türkische Gemeinde eine neue Bleibe. Aber auch in der Moschee in der Dammstraße heißen Abdulvahap Güntepe und seine Landsleute Gäste jederzeit gerne willkommen. "Wir haben immer eine offene Tür und freuen uns über jeden Besuch", sagt der Vorsitzende.

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