Küster, Organist und Pädagoge

MANNEBACH. Clemens Lehnert gibt den Ton an – zumindest in der kleinen Kirche der Gemeinde Mannebach. Dort spielt der 71-Jährige nicht nur die Orgel, sondern organisiert als Küster seit rund drei Jahrzehnten die Gottesdienste.

 Organisiert seit über 30 Jahren Gottesdienste: Küster und Organist Clemens Lehnert. Foto: Hermann Pütz

Organisiert seit über 30 Jahren Gottesdienste: Küster und Organist Clemens Lehnert. Foto: Hermann Pütz

Sonntagmorgen in der kleinen Pfarrkirche Sankt Anna in Mannebach: Feierliche Orgelmusik eröffnet das Hochamt. Flink wandern die Finger von Clemens Lehnert über die Tasten des Instruments. Bereits seit Stunden ist der 71-Jährige zu diesem Zeitpunkt auf den Beinen, denn bis zum Beginn des Gottesdienstes gibt es eine Menge zu tun: Der Altar muss hergerichtet werden, das passende Gewand für den Pfarrer ist bereit zu legen, und auch die Kerzen dürfen nicht fehlen, denn ohne sie ist eine Messfeier undenkbar. Seit mehr als 30 Jahren sorgt Lehnert als Küster und Organist für den reibungslosen Ablauf der Gottesdienste in der malerisch gelegenen Kirche. Er macht seine Arbeit gerne, sagt er. Kirche und Glaube haben im Leben Lehnerts einen festen Platz. Mit Sorgen beobachte er deshalb seit Jahren eine Entwicklung, deren Ende noch nicht absehbar sei: Der Verlust an Bedeutung der Religion in der Gesellschaft. Auch an Mannebach sei diese Abwärtstendenz nicht vorüber gegangen. "Im vergangenen Jahr zählten wir im Schnitt nur noch 58 Gottesdienstbesucher, von denen kaum jemand im jugendlichen Alter war." Seine Vermutung: "Mit verantwortlich dafür sind sicherlich die Medien, in denen die Kirche immer weniger Beachtung findet." Neben seiner Arbeit als Küster engagiert Clemens Lehnert sich seit 28 Jahren im Pfarrgemeinderat, 16 Jahre davon als Vorsitzender. Über einen Zeitraum von rund vier Jahrzehnten arbeitete er als Lehrer - zuletzt an der Grundschule Sankt Laurentius in Saarburg. 1995 stellte er den Zeigestock in die Ecke und trat in den Ruhestand. Auch heute noch beschäftigt sich der Pädagoge aus Überzeugung mit dem Thema Schule. Mit Blick auf den Bildungsnotstand in Deutschland meint Lehnert: "Politiker neigen dazu, gegen die oftmals mangelhafte Lernbereitschaft bei den Schülern mit vermeintlich besseren Rahmenbedingungen anzugehen." Doch nicht die äußeren Umstände seien es, die die Situation verbessern könnten. Vielmehr sei das Problem der fehlende Einfluss der Lehrer und damit deren Fähigkeit, ihre Schüler zu motivieren. "Enorm wichtig ist hier die Zusammenarbeit mit den Eltern." Ein Grund für den Autoritätsverlust sei auch die Tatsache, "dass sich Eltern im Beisein ihrer Kinder negativ über einen Lehrer äußern", betont Lehnert. Ein weiteres Problem sieht der Pädagoge darin, dass viele Kinder mit nur einem Elternteil groß werden. "Erfahrungsgemäß haben Kinder, die mit Vater und Mutter aufwachsen, einerseits im Bezug auf soziale Kompetenz, andererseits aber auch beim Lernen oftmals einen erheblichen Vorsprung auf Alleinerzogene." Clemens Lehnert sollte es wissen, denn gemeinsam mit seiner Ehefrau hat er sechs Kinder, die inzwischen erwachsen sind, groß gezogen. Besonders wichtig für die Entwicklung von Kindern seien vor allem gute Lebensbedingungen, und die Voraussetzungen dazu seien auf dem Land vorhanden. Nicht zuletzt deshalb habe sich der heute 71-Jährige einst für Mannebach als Wohnort entschieden.

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