Kulinarisches aus Männerhand

KONZ. "Männer können nicht kochen!" Seit zehn Jahren räumt die Familienbegegnung Roscheid mit diesem Vorurteil auf. Regelmäßig treffen sich Hobbyköche zum Kochkurs "Männer kochen für Gäste".

Schon am Eingang zum Pfarrzentrum des Konzer Höhenstadtteils duftet es nach würzig gebratenem Fleisch. Geschirr und Bestecke klappern. Geschäftig wuseln elf Männer in der Küche um Herd, Arbeitsplatte und Kühlschrank. Zwei von ihnen tragen blütenweiße Kochmützen, einige haben sich bunte Schürzen umgebunden - teilweise mit Aufschriften "Hier kocht der Chef".Kreationen jenseits von Bratwurst und Schnitzel

Der Kochkurs "Männer kochen für Gäste" ist in voller Aktion. Wer aber denkt, die Hobbyköche würden sich an Bratwurst, Schnitzel oder Eintopf versuchen, irrt gewaltig. "Heute steht Pilzsalat mit Lachsstreifen, Rehkeule aus heimischem Wald mit Bitterschokoladensauce, Rotkohl und Semmelknödeln sowie Rotweinparfait mit heißen Beeren auf dem Speiseplan", sagt Kursleiter Robert Mehring, einziger gelernter Koch unter den Herren. Seit zehn Jahren leitet er die Kochkurse für Männer der Familienbegegnung Roscheid.

So professionell wie das Menü des Abends klingt, gehen die Kochnovizen auch ans Werk. Auf der Arbeitsplatte putzen Wolfgang Tapp und Johannes Rau die Pilze, während sich Ralf Prediger und Christof Schneider um die Semmelknödel kümmern. Hans Buhl und Norbert Eiserloh-Kaiser sind für die Rehkeule zuständig. Unter strengster Beobachtung brutzelt das Fleisch in einer riesigen Pfanne und wird fachmännisch begutachtet, gewendet und nach der Anbratzeit in die Röhre geschoben. "Jetzt habe ich Pause", lacht Hans Buhl und widmet sich dem Wein, der in verschiedenen Sorten in der Küche zu finden ist. "Die Geselligkeit gehört natürlich auch dazu", sagt Kursleiter Mehring.

Auch beim zehnten Mal noch Tipps und Tricks

Einige der Hobbyköche kennen sich von früheren Kursen. Keiner ist mehr "blutiger Anfänger", die meisten sind zum wiederholten Mal hier.

Harald Wiesel ist seit 1994 dabei. "Hier kann ich immer noch Tipps und Tricks lernen", sagt der 50-Jährige und ergänzt unter zustimmendem Nicken der anderen: "Robert ist ein Zauberer." Der so gelobte Kursleiter präsentiert stolz die Menükarten der vergangenen zehn Jahre. Von der deutschen über die französische und italienische Küche bis hin zu asiatischen und südamerikanischen Spezialitäten wurden Köstlichkeiten aus aller Welt im Pfarrzentrum zubereitet.

"Der Testknödel schwimmt und hält!", ruft Harald Wiesel und begutachtet das makellose Exemplar im kochenden Wasser. Nachdem sich alle vom ordnungsgemäßen Zustand des Knödels überzeugt haben, werden die restlichen Klöße zu Wasser gelassen. Die sind alle von Hand gemacht, nicht aus der Packung. Wie im Übrigen alle anderen Speisen auch. Das Reh wurde im Konzer Wald erlegt, die Pilze wurden ebendort gesammelt und selbst die Beeren für das Parfait stammen aus dem heimischen Garten.

Dass bekanntlich auch das Auge mit isst, haben die Hobbyköche zwischenzeitlich auch gelernt. Im Nebenraum wird eine große Tafel eingedeckt. Brot und Wein stehen auf dem Tisch, die Teller mit dem Pilzsalat an Lachsstreifen werden angereicht. Schon der Anblick lässt das Wasser im Mund zusammen laufen. Beim ersten Bissen wird klar: Hier waren Meister am Werk. Und spätestens bei der butterzarten Rehkeule, die zusammen mit der Bitterschokoladensauce ein bisher nicht gekanntes Geschmackserlebnis bereitet, sieht man vor dem geistigen Auge die Frauen dieser Kochkünstler, die fortan sonntags im Bett liegen bleiben können, während ihre Männer in der Küche um Herd, Arbeitsplatte und Kühlschrank wirbeln und für die Familie das Sonntagsmenü zaubern.

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