Langstreckenläufer mit Neigung zu Heimweh

FREUDENBURG. Wenn er länger als zwei Wochen von Freudenburg weg sei, werde er kribbelig, behaupten "seine Frauen" zu Hause. Und wirklich: Alois Zehren, SPD-Bewerber für das Amt des Bürgermeisters in der Verbandsgemeinde Saarburg, bekennt sich eindeutig zu seiner Heimat und erklärt, es habe ihn nie weggezogen.

Ob Frau und Töchter bei dem Termin mit dem Trierischen Volksfreund dabei sein dürften, möchte Alois Zehren bei der Terminabsprache wissen. Und tatsächlich: Zu dem Treffen mit unserer Zeitung hat er die quotenmäßig eindeutig stärkere Fraktion im Hause Zehren an den Tisch im Wintergarten zusammengetrommelt. Dass der Vater einer 16- und einer 19-jährigen Tochter mächtig stolz auf "seine Mädchen" ist, bedarf keiner Frage. Und so kann sich der 45-Jährige auch noch nicht so recht mit dem Gedanken anfreunden, dass seine Älteste voraussichtlich im Herbst das elterliche Nest zum Studium verlassen wird. "Ich denke, es ist gut, mal rauszukommen und woanders Erfahrungen zu sammeln", formuliert Susanne Zehren. "Komisch. Mich hat es nie weggezogen", entgegnet ihr Vater und fügt mit fast bittendem Blick hinzu: "Na ja, noch ist ja nichts entschieden." Alois Zehren ist in Freudenburg geboren, aufgewachsen und geblieben. Mit seiner Familie bewohnt er sein Elternhaus, in der unteren Etage lebt seine Mutter. "Bis zu seinem Tod haben meine Mutter und mein Vater hier gemeinsam gelebt", sagt Zehren. Im Haus an der König-Johann-Straße hat der Leiter des "Amtes für wirtschaftliche Hilfen" bei der Kreisverwaltung Trier-Saarburg mehrfach Hand angelegt: So hat Zehren einen Wintergarten an- und den Speicher als Wohnraum für die Töchter ausgebaut. "An dem Haus hänge ich schon", sagt Zehren. "Und mit der Gegend bin ich verwurzelt. Nach zwei Wochen Urlaub ist es für mich wirklich genug." Nicht allein "Heimweh" macht Tochter Susanne als Begründung aus: "Ich glaube, dass ihm nach einer bestimmten Zeit auch seine gewohnte Ordnung fehlt", sagt sie lachend. "Stimmt", meint Zehren. "Ich bin ein ordnungsliebender, pünktlicher und zuverlässiger Mensch." Tugenden, die dem Freudenburger während seiner beruflichen Laufbahn sicherlich nicht hinderlich waren. Nach dem Abschluss an der Berufsfachschule in Saarburg hat Zehren bei der Kreisverwaltung Trier-Saarburg eine Ausbildung als Verwaltungs-Angestellter absolviert - und sich von dort aus stetig weiterentwickelt. "Man sollte schon einen gewissen Ehrgeiz haben. Ich habe mich immer in alles reingekniet", sagt er. Mit der bestandenen Prüfung für den Gehobenen Dienst in der Tasche folgten Stationen im Jugendamt, Sozialamt und als Leiter der Kreiskasse. Landrat Richard Groß sprach Zehren 1994 an, eine EDV-Abteilung für die Verwaltung aufzubauen. "Ich bin Langstreckenläufer"

"Zur EDV hatte mich der ehemalige Personalchef und Ausbildungsleiter bei der Kreisverwaltung, Klaus Meier, getrieben. Mich hat das Thema nie wieder losgelassen." Zehren ist stolz darauf, seine Homepage für den Wahlkampf selbst erstellt zu haben und sie selbst zu aktualisieren. "Ich sitze abends viel am Computer." Und wenn der doch mal ausgeschaltet ist? "Dann laufe ich. Das mache ich seit 15 Jahren - etwa 35 Kilometer in der Woche." Wichtig sei ihm stets auch das Engagement in der Kommunalpolitik gewesen - bis 2004 als SPD-Fraktionssprecher im Gemeinde- und als Fraktionsvorsitzender im Verbandsgemeinderat. "Ich bin einfach der Meinung, dass man in seinem Umfeld etwas tun muss und nicht darauf warten sollte, dass andere die Dinge in die Hand nehmen", ist er überzeugt. Auf die Frage nach seinen persönlichen Stärken antwortet er fast schüchtern: "Das sollen andere beurteilen. Allerdings bin ich Langstreckenläufer. Wenn ich etwas in Angriff nehme, dann bleibe ich auch dran."

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