Leben in eigener Regie

SAARBURG. Leben in den eigenen vier Wänden ist auch für Menschen mit geistiger Behinderung dank so genannter Außenwohngruppen möglich. Insgesamt drei Einrichtungen dieser Art in zwei Häusern betreibt die Lebenshilfe-Kreisvereinigung in Saarburg.

Für Herbert Ensch war es etwas Besonderes, denn er hat lange darauf gewartet: Anfang Juli war es so weit und der junge Mann durfte seine eigene "Bude" beziehen. Freilich ist das Zimmer nicht sehr groß, es misst nur ein paar Quadratmeter. Doch es bietet Platz für alles, was man zum Leben braucht: Bett, Kleiderschrank, einen kleinen Tisch, und sogar einen Fernsehsessel gibt es. Klar, nicht immer herrscht Ordnung, doch an diesem Tag liegt alles an seinem Platz, schließlich hat sich Besuch angekündigt - unter anderem Pfarrer Peter Leick und seine evangelische Kollegin Elke Füllmann-Ostertag. Das hat seinen Grund. Herbert Ensch ist geistig behindert und bewohnt zusammen mit drei Kumpels - Rolf Moser, Karl-Heinz Müller und Karl Michels - ein Haus in der Saarburger Heckingstraße. Vor einiger Zeit hat die Lebenshilfe-Kreisvereinigung Trier-Saarburg das Gebäude erworben, um es nach umfangreichen Renovierungsarbeiten ihren Schützlingen zu überlassen. Außenwohngruppe nennt sich das im Fachjargon. Gemeint ist eine besondere Form des so genannten offenen Wohnens, die es geistig behinderten Menschen ermöglicht, weitgehend selbstständig zu leben. Drei Zimmer sind noch frei

Hinzu kommt eine bessere individuelle Betreuung des Einzelnen. Im Gegensatz zum Heim, beispielsweise das Gesellenhaus in Saarburg, führen die Bewohner ihr Leben in eigener Regie. Hin und wieder kommt ein Mitarbeiter der Lebenshilfe vorbei, um nach dem Rechten zu sehen und bei alltäglichen Dingen wie der Zubereitung des Essens oder dem Aufstellen der Einkaufsliste zu helfen. Bereits seit etwas mehr als einem Jahr unterhält die Lebenshilfe in der Saarburger Heckingstraße eine Außenwohngruppe. Zwei weitere sind in dem nur wenige Meter stadteinwärts stehenden Gebäude seit Juli "in Betrieb". Drei Zimmer sind noch frei, denn die Einrichtung ist für insgesamt sieben Personen ausgelegt. Wie gut es sich dort leben lässt, davon konnten sich neben den beiden Pfarrern, die dem Haus mit der Nummer 11 den kirchlichen Segen gaben, zahlreiche geladene Gäste während einer kleinen Feier überzeugen. Rundum wohl in den eigenen vier Wänden fühlt sich inzwischen Herbert Ensch. Er ist sicher: "Ich möchte hier nicht mehr weg."

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