Leben zwischen Keller und Reben

KANZEM. In einem großen Haus etwas außerhalb des Ortes inmitten hunderter Rebstöcke lebt und arbeitet Elisabeth Müller. Mit dem Weinbau groß geworden, steckt die Winzerin aus Überzeugung auch mit 61 Jahren stets bis über beide Ohren in der Arbeit.

Der Weinbau hat in der Region eine jahrhundertealte Tradition. Neben den Haupterwerbswinzern gab es bis vor einigen Jahren in den Ortschaften an Mosel und Saar noch zahlreiche Familien, die ihre Einkünfte durch die Bewirtschaftung von Rebflächen aufbesserten. Aus einer solchen Familie stammt Elisabeth Müller. Ihr Vater war Bergmann und hatte sieben Kinder zu ernähren. "Schon früh musste ich regelmäßig mit in den Weinberg", berichtet die 61-Jährige, die in Nittel geboren und aufgewachsen ist. Mit 18 Jahren lernte sie ihren späteren, aus Kanzem stammenden Ehemann Karl kennen. In die gemeinsame Zukunft blickend, habe sich das junge Paar einst die Frage gestellt, wie es den Lebensunterhalt bestreiten solle. "Wir haben uns schließlich für den Weinbau entschieden", berichtet die resolute Winzerin. Bis 1970 lieferten die Müllers ihren Most an eine Kellerei ab. Ab Jahrgang 1971 wurden die Flaschen im eigenen Keller gefüllt. Sohn könnte den Weinbau fortführen

Die rückläufige Entwicklung in den vergangenen Jahren mit drastischem Preisverfall im Weingeschäft machte auch vor der Familie Müller nicht Halt. Um die Verluste auffangen zu können, hätte der derzeit rund drei Hektar Rebfläche umfassende Betrieb vergrößert werden müssen, "doch das kam für uns nicht in Frage". Schließlich seien irgendwann die Grenzen des Machbaren erreicht. Die Lösung sollte neben einer Straußwirtschaft auch die Erschließung des Tourismussektors mithilfe von Fremdenzimmern bringen. Inzwischen verdienen die Müllers auch mit der Veredlung von Jungreben ihr Brot. Enorm wichtig sei ihr in einer für das Weingeschäft "nicht ganz einfachen Zeit" die Zusammenarbeit der örtlichen Winzer, betont die 61-Jährige. Vor allem von der Werbewirksamkeit gemeinsamer Veranstaltungen, wie beispielsweise das "Wein und Gourmetfestival International" oder die "Tage der offenen Keller", könne praktisch jeder profitieren. Natürlich sei alles mit sehr viel Arbeit verbunden, doch davor dürfe man nicht zurückschrecken, selbst wenn der erhoffte Erfolg nicht an Ort und Stelle eintrete. Elisabeth Müller, die einen Großteil ihres Lebens im Weinberg verbrachte, hat bereits ins Auge gefasst, sich zur Ruhe zu setzen. Wie es mit dem Betrieb dann weitergeht? "Das hängt davon ab, ob sich unser Sohn Carlo später der Sache annimmt." Derzeit absolviere der 17-Jährige eine kaufmännische Ausbildung in einer Kellerei. "Sollte er den Betrieb übernehmen, helfe ich ihm natürlich." Andernfalls müsse man früher oder später über das Aufgeben nachdenken. Elisabeth Müllers Prognose für die Zukunft: "Gemessen an der derzeitigen Situation, werden langfristig wohl nur die Winzer von ihrem Geschäft leben können, die mehr Wert auf Qualität statt auf Masse legen."

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