Lebendige Schulgeschichte aus 90 Jahren

Saarburg · Musik, Gesang und Theater haben den Festakt zum Geburtstag einer bedeutenden Bildungseinrichtung begleitet. Das Gymnasium Saarburg ist nun stolze 90. Seit 125 Jahren steht das Gebäude, seit neun Jahrzehnten ist es ein Gymnasium, vor 20 Jahren wurde erstmals erweitert. Demnächst stehen Sanierungsarbeiten an.

Saarburg. Eine Schulklingel wie sie jeder kennt, schrillt durch den großen Saal der Saarburger Stadthalle. Mit dem Festakt zum 90. Geburtstag des Gymnasiums beginnt für rund 250 Festgäste eine ganz besondere Geschichtsstunde.
Die Moderatoren Alfons Philippi und Mario Wenzel führen durch eine Feier, die auch den 125. Jahrestag der Inbetriebnahme des Gebäudes und den naturwissenschaftlichen Trakt, der vor 20 Jahren in Betrieb ging, mit einschließt.
"Das Verstummen des Baulärms hat uns gefehlt", witzelt Philippi, denn der Altbau war saniert worden, der Südflügel wurde erweitert und der Schulhof modernisiert. Aber bald wird mit der Sanierung des naturwissenschaftlichen Traktes diese Begleitmusik des Unterrichts wieder angestimmt.
Lernen unter Kanonendonner


"Wer tiefer in unsere Geschichte einsteigen will, dem empfehle ich die Festschrift, die umfassend über die alte und neue Anstalt informiert", erwähnt der scheidende Schulleiter, Rainer Kramer, ein wichtiges Projekt der Jubiläumsfeierlichkeiten. Gedankt wird dem starken Lehrerteam, das oft an die Grenzen der Leistungsfähigkeit gefordert werde.
Wie fruchtbar diese Arbeit sein kann, zeigt die Theatergruppe der Schule mit einem Streifzug durch die Schulgeschichte - vom Lehrerinnenseminar bis in die Gegenwart. Harsche Erziehungsmethoden herrschen in den Anfangsjahren, bald begleitet vom Kanonendonner des 1. Weltkrieges. Lernen unterm Hakenkreuz folgt alsbald, wieder mit Schüssen und Schreien im Hintergrund.
Flower-Power auf dem Hof


Richtig locker wird es dagegen in der Flower-Power-Zeit mit rauchenden Schülern auf dem Schulhof. Und wie wird Unterricht in zehn Jahren aussehen? Vielleicht sind ja kaum noch Schüler da, und falls doch, alle zuhause online.
"Ich bin tief beeindruckt", gesteht die Präsidentin der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) in Trier, Dagmar Barzen, die über alle Schulen im Lande die Aufsicht führt. Sie habe schon viele Schuljubiläen erlebt, aber noch kein solches wie in Saarburg. Dieses Gymnasium habe allen Grund, stolz auf das Vergangene zu sein. Es gelte das Erreichte zu würdigen, das Gegenwärtige zu bedenken und Perspektiven für die Zukunft zu entwickeln. "Es geht immer nur darum, aus Schülern mündige und selbstbestimmte Menschen zu machen", so Barzen. Ein ehemaliger Schüler, Günther Schartz, ist heute Landrat: "Schulen sind immer ein Spiegel der Geschichte. Dieses Gymnasium hat sich sehr gut entwickelt." Der Landkreis habe in den letzten Jahren hier 7,5 Millionen Euro investiert und werde weiter investieren. In einer Region ohne Arbeitslosigkeit, fügt Schartz hinzu, werde Bildung immer wichtiger. Diese Bildungsleistung würdigen auch der 1erste Beigeordnete der Stadt, Franz-Josef Reiter, Schulelternbeirat Michael Köhler und Schülersprecher Colin McConvey.
Zum Festakt spielt das Schulorchester und singt der Schulchor.
Extra

Am 30. November 1921 schlug Dr. Wilhelm Treitz nach einer Lehrerkonferenz vor, das Lehrerinnenseminar in eine Mädchen-Aufbau-Oberschule umzuwandeln. Er war auch der erste Schulleiter und Mitglied im Stadtrat Saarburg. Seine Begründung der Maßnahme war politisch aufgeheizt: "Die Verhältnisse im benachbarten Saargebiet haben sich derart entwickelt, dass mit allen Mitteln darauf hingearbeitet werden muss, den deutschen Gedanken im Volke festzuhalten." Eines der Hauptmittel sah der Pädagoge darin, eine Schule mit "ausgeprägt deutschem Charakter" dem immer stärker französisch geprägten Saargebiet als "Bollwerk des Deutschtums" entgegenzusetzen. Dem Antrag der Stadt Saarburg wurde am 29. März 1923 aus Berlin telegrafisch stattgegeben. Mit einem sechsköpfigen Kollegium wurde der Unterricht aufgenommen. doth Quelle: Schulchronik Gymnasium Saarburg

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