Lebenswelten aus Weichmetall

KONZ. Zwei Jahre dauerte es von der Ausstellungsidee zur Realisierung. Am Sonntag ist die einzigartige Zinnfigurensammlung von Klaus Gerteis im Roscheiderhof für die Besucher geöffnet worden.

Museumsleiter Ulrich Haas vom Roscheiderhof rief einen "Deckenbelastungstest" aus. Tatsächlich waren die Räume der Zinnfigurenausstellung im Obergeschoss so mit Besuchern gefüllt, dass sich an der Tür die Interessenten stauten und dem "Spielkreis für Alte Musik", der die Eröffnungsfeier musikalisch umrahmte, fast kein Platz mehr im Gedränge blieb. Das Interesse an der einzigartigen Zinnfiguren-Sammlung von Klaus Gerteis, die im Freilichtmuseum als Dauerleihgabe ihre Bleibe gefunden hat, war außergewöhnlich groß. Ulrich Haas begrüßte namentlich Ex-Bürgermeister und Museumsvereinsvorsitzenden Hermann Hendricks, Landrat Richard Groß, ADD-Präsident Josef Peter Mertes und Landratskandidatin Katarina Barley. Und allen voran den Stifter, Klaus Gerteis. 40 000 Mann aus verschiedenen Epochen

Den Anstoß zur Etablierung in den Räumen des Freilichtmuseums hatte vor zwei Jahren ein Artikel im Trierischen Volksfreund gegeben. Große Teile der Gerteis-Sammlung mussten damals notgedrungen ein Dasein im Archiv fristen. Aber Landrat Richard Groß nahm den Impuls auf, suchte nach Ausstellungsräumen und machte den Roscheiderhof als Forum aus. Dort räumte man im Obergeschoss die landwirtschaftlichen Maschinen und ähnliche Gerätschaften weg und stellte Vitrinen auf für die einzigartige Sammlung des Trierer Professors. Klaus Gerteis sprach zur Eröffnung seinen Dank aus - ans Museum, an Sammler, die zur Schau beitrugen, an seine Familie und an den "Spielkreis für Alte Musik". Die Ausstellung sei "Erfüllung eines Lebenstraums". Das Konzept der Sammlung beruhe auf vier Säulen: Geschichte der Zinnfiguren, Geschichte mit Zinnfiguren, Geschichte eines Sammlers (samt Vorlieben) und Werkstatt. Die steht in einer Ecke des Ausstellungsraums. Dort will sich Gerteis gelegentlich niederlassen, Figuren formen und bemalen und die Fragen der Besucher beantworten. Weil zum ungewöhnlichen Ereignis ein ungewöhnliches Geschenk gehört, präsentierte Ulrich Haas dem Stifter symbolträchtig eine Flasche "Zinn 40". Wobei er noch drei Nullen ergänzte. Denn stolze 40 000 Figuren aus Zinn stehen jetzt im Freilichtmuseum, kämpfen um die Einnahme von Luxemburg, schwenken die Fahnen der französischen Revolution, stehen in der Armee Napoleons stramm, schlagen sich verlustreich bei Austerlitz oder vergnügen sich zu römischen Zeiten auf dem Lande. Eine Vielzahl an Dioramen mit handgemalten Aquarellen als Hintergrund - Lebenswelten aus Weichmetall.

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