Leere Akkus nach der Schlacht

PLUWIG. (dis) Die Schlacht ist geschlagen: Mehr als 12 000 begeisterte Besucher erlebten an den vergangenen Wochenenden auf der Freilichtbühne das von den Karl-May-Freunden inszenierte Stück "Winnetou II". Viel Lob heimsten die Laienschauspieler ein und weckten große Erwartungen auf die neuen Aufführungen im Jahr 2007.

Nach der letzten Vorstellung sitzen viele der mehr als 100 Darsteller auf der Tribüne und lassen ihren Freudentränen ungehemmt freien Lauf. Sie sind glücklich, diese Leistung vollbracht zu haben und freuen sich, dass alles ohne große Probleme, Pannen oder Verletzungen ablief.Geschäftiges Treiben im Indianerlager

"Weißt du noch?" ist eine Frage, die auch Tage danach sowohl bei vielen Zuschauern als auch bei den Darstellern präsent ist. Sie erinnern sich an einzelne Szenen, die Ausstattung der Bühne oder die vielen Mitwirkenden. Tatsächlich haben die Pluwiger Western-Freunde Großartiges geschafft. Das Bühnenbild mit dem Fort, dem Indianerdorf und der Westernstadt ist gewaltig und liebevoll bis ins Detail gestaltet. Überall, ob beim Stadtvolk, im Indianerlager, bei der berittenen Armee und den Fußsoldaten sowie im Trapperlager herrscht geschäftiges Treiben rund um die Hauptdarsteller. Und weil sich die Bühne sogar von verschiedenen Seiten anreiten lässt, kommt eine Lebendigkeit in die Szenen, die beachtenswert ist. Das bunte, ansprechende Bild wird nicht nur durch die Masken und Uniformen sondern auch durch die vielen Pferde verstärkt. Die Aufführungen beginnen mit einem dicken "Wumms". Soldaten der Nordstaaten-Armee laden eine Kanone. "Sergeant, der Baum da oben muss weg", heißt der Befehl. Es kracht fürchterlich, als der Soldat die Kanone zündet und weit oben über dem Steinbruch unter dem Beifall der Zuschauer tatsächlich ein Baum umfällt. Beeindruckend. Immer an der Handlung des Buches orientiert, sind zwei weitere Szenen besonders effektvoll. Für die atemraubende Explosion im Öllager, eine riesige Stichflamme schießt in die Höhe und Ölfässer fliegen durch die Luft, sowie für den Überfall auf das Fort hat Pyrotechniker Conny Faißt vorher ganze Arbeit geleistet. Bei der ständigen pausenlosen Aktion auf der Bühne muss der Zuschauer tatsächlich aufpassen, dass er das ganze Geschehen mitbekommt.Lob von allen Seiten

"Jetzt sind bei allen Aktiven erst mal die Akkus leer", sagt Vorsitzender Ernst Witz. Der Platz im Steinbruch ist inzwischen fast leer geräumt. Die Tribüne mit ihren 1200 Sitzplätzen ist abgebaut, die Indianerzelte sind eingepackt. "Das Fort und die Stadt bleiben stehen", sagt der Vorsitzende. Eine Überwachungskamera wird ungebetene Gäste aufzeichnen. In zwei Jahren wollen sie das nächste Stück aufführen. Witz: "Aber jetzt kann ich keine Winnetou-Musik mehr hören." Lob gibt es von allen Seiten. Ortsbürgermeister Wolfgang Annen: "Ich bin stolz auf die Leistungen der Karl-May-Freunde." Die Festspiele hätten die Veranstaltungsreihe "Pluwiger Sommer" aufgewertet, den Ort in weitem Umland bekannt gemacht und für zusätzlichen Umsatz bei den Gastronomen und Geschäften gesorgt. Annen, selbst in die Nordstaaten-Armee eingegliedert, sagt: "Ich habe Besucher aus Bielefeld, Stuttgart, München und Dresden kennen gelernt, die von der Leistung der Mitwirkenden überrascht waren." Obwohl in diesem Jahr zusätzliche Veranstaltungen angeboten wurden, konnte die Kartennachfrage immer noch nicht vollständig befriedigt werden. Lothar und Daniela Pelzer aus Ruwer wollen daher für das nächste Mal sicher gehen: "Wir bestellen heute schon Karten."Kindheitstraum geht in Erfüllung

Nach den Vorstellungen konnten die Besucher alle Darsteller in ihren Uniformen und Kostümen live am oberhalb gelegenen See erleben. Einmal mit Apachenhäuptling Winnetou sprechen oder ein signiertes Autogramm von Old Shatterhand bekommen - ein Kindheitstraum ging für viele in Erfüllung. Zum Ausklang spielte an allen Samstagen die Schöndorfer Unterhaltungsband "Domingos". Besucher und Mitwirkende schwangen stilgerecht zu Country- und Westernmusik das Tanzbein auf der Wiese. Wer nun denkt, der Verein hat gut Kasse gemacht, täuscht sich. Witz: "Es wird wohl so Null auf Null aufgehen. Denn allein die Ausrüstung der Kavallerie hat 6000 Euro gekostet."

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