Lehrstellensuche ist harte Arbeit

SAARBURG. Vertreter aus Wirtschaft und Schule diskutierten in der Realschule Saarburg, wie sich Schulabgänger besser in Ausbildungsberufe vermitteln lassen. Einig waren sich alle darüber, dass die Eltern stärker mit ins Boot genommen werden müssen.

Die Osterferien sind vorbei und damit für zahlreiche Schüler von Haupt- und Realschule die Firmen-Praktika, die sie freiwillig gemacht haben, um ihre Chancen auf einen Ausbildungsplatz zu verbessern. 130 Schüler der Realschule Saarburg waren darüber hinaus Anfang März im Schulpraktikum. Das berichtete Norbert Jungblut, stellvertretender Leiter der Realschule, während einer Diskussionsrunde des Konz-Saarburger Arbeitskreises (AK) "Schule und Wirtschaft". Der existiert auf Landesebene seit vielen Jahren, in Konz nach Auskunft Jungbluts seit 15 Jahren. Vor sieben Jahren sei die Verbandsgemeinde Saarburg mit ins Boot gestiegen. Ziel sei, Pädagogen aller Schulformen mit Vertretern aus der Wirtschaft zusammenzubringen und die Anforderungen und Bedürfnisse beider Seiten näher zu beleuchten. 30 Einladungen sind rausgegangen

Zu dem jüngsten Treffen hatten die schulischen Arbeitskreisleiter Norbert Jungblut und Gerhard Klein rund 30 Unternehmensvertreter aus Konz und Saarburg eingeladen. Teilgenommen hatten neben Edith Klos, Berufsberaterin bei der Agentur für Arbeit, und Petra Kollmann, Schulbeauftragte der Handwerkskammer (HWK) Trier, Vertreter von zwei Saarburger Firmen sowie ein Lehrer der Wiltinger Förderschule, ein Vertreter der Industrie- und Handelskammer (IHK) Trier sowie von der Verbandsgemeindeverwaltung Saarburg. "Der Anteil der Schüler, die auch in diesem Jahr wieder keinen Ausbildungsplatz finden, bereitet mir große Sorgen", meinte Gerhard Klein zu Beginn. "Noch keine 20 Prozent meiner drei zehnten Klassen haben einen Ausbildungsvertrag unterschrieben." Die allgemein ungünstige Situation bestätigte Edith Klos: "Ich habe eine zehnte Klasse der Realschule Saarburg gefragt, ob von Seiten der Schule und der Berufsberatung genügend zur Berufsvorbereitung gemacht wird. Die Rückmeldung war durchweg positiv. Trotzdem ist es derzeit ein echter Kampf, eine Lehrstelle zu finden." Bis 1996 habe es "ein reichliches Angebot" gegeben. Seitdem gehe die Schere stetig auseinander. Klos: "Ich habe es noch nie so schwierig empfunden wie im Moment." Viele machten nach ihrer Erfahrung neben dem Schülerpraktikum in den Oster-, Sommer- und Herbstferien zusätzliche Praktika. "Ein großes Problem ist, dass sich die meisten Firmen - vor allem Handwerksbetriebe - sehr lange Zeit lassen, bis sie den Jugendlichen zu- oder absagen, einige sich gar nicht melden." Dazu meinte Christian Reuter, Teamleiter Bereich Prüfung bei der IHK Trier: "Man muss die Jugendlichen darauf vorbereiten, dass es sich kleine Betriebe finanziell nicht mehr leisten können, den Bewerbern abzusagen. Zudem ist es ganz wichtig, dass sich die Jugendlichen Gedanken machen über ihre Bewerbungsschreiben. Sie sollten ein individuelles und kein Standardschreiben aufsetzen, so dass ersichtlich ist, dass sich der Jugendliche mit dem Unternehmen befasst hat."Keine geeigneten Bewerber

"Ich habe Bewerbungen ohne Ende, aber die Qualität fehlt", meinte Alf Lehmann von Landal Green Parks in Saarburg. Schlechte Noten in Hauptfächern wie Mathematik und Deutsch seien keine Seltenheit. Auch Petra Kollmann, HWK, weiß: "Wir hören von vielen Betrieben, dass sie keine geeigneten Bewerber finden." Bei vielen Handwerksbetrieben seien zudem die ungünstige Wirtschaftslage und die schlechte Planbarkeit der Auftragslage ausschlaggebend dafür, dass sie sich zurückhaltend in punkto Azubis verhielten. Einig waren sich alle Gesprächsteilnehmer darüber, "dass die Bewerber nicht mehr die Qualität von vor zehn Jahren haben. Das ist ein gesamtgesellschaftliches Problem", formulierte Jungblut. Konsens bestand auch darüber, dass die Eltern bei der Ausbildungsfrage eine wichtige Rolle spielen und stärker mit ins Boot genommen werden müssen. Edith Klos: "Die Eltern sind teilweise der Knackpunkt. Sie wissen nicht, was in der Realität abgeht." Petra Kollmann: "Schüler lassen sich bei der Ausbildungsplatzfrage von Trends und Wunschvorstellungen leiten und sind sehr abhängig von der Meinung ihrer Eltern. Die sind deshalb gefragt, sich wahrhaftig mit dem Thema auseinander zu setzen." Gerhard Klein griff die Einschätzung auf und schlug vor, künftig auch die Eltern zu den Arbeitskreis-Sitzungen einzuladen. Als weitere konkrete Ansätze brachte Klein ein, Betriebsbesuche mit Eltern, Lehrern und Schülern zu organisieren und umgekehrt Verantwortliche aus Firmen zu Elternabenden hinzuzubitten.

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