Letzte Talfahrt noch in diesem Jahr

SAARBURG. Talfahrt für die Seilbahn in Saarburg: Nach fast 30 Jahren wird der Sessel-Lift zum Ende des Jahres stillgelegt. Die von "Landal Green Parks" betriebene Bahn verursache zu hohe Kosten.

Fast ausschließlich leere Sessel rattern an diesem Mittwochvormittag vom Warsberg hinab in die Talstation Im Hagen. Das gleiche Bild ergibt sich in der Gegenrichtung. Nur wenige Einheimische und Touristen lösen an diesem Tag ein Ticket, um mit der "Saarburger Institution" herauf oder herab zu fahren. Offensichtlich kein seltenes Bild. Denn wegen zu geringer Auslastung, die hohen Betriebs- und Investitionskosten gegenüberstehe, will der Betreiber, die holländische Ferienpark-Kette "Landal Green Parks", die Bahn zum Ende des Jahres stilllegen. Das erklärte Geschäftsführer Norbert de Wolf, verantwortlich für die fünf Parks in Deutschland, auf Nachfrage gegenüber dem Trierischen Volksfreund . "Ende Juni müssen wir unseren Entschluss ans Management in Holland weiterleiten", sagt de Wolf. "Wenn bis dahin kein Wunder passiert und von irgendwoher ein großzügiger Spender auftaucht, der ordentlich in die Bahn investieren kann, bleibt es bei der in diesen Tagen gefällten Entscheidung." Seit 1975 ist die Seilbahn in Betrieb - vorgesehen in erster Linie als Transportmittel für die Feriengäste, die bis 1996 im "Aegon Park" und nach der Übernahme durch das holländische Unternehmen nun im "Landal Green Parks" auf der Höhe ihren Urlaub verbringen. Natürlich hätten auch Einheimische die Bahn benutzt. Allerdings seien die Zahlen insgesamt rückläufig, berichtet de Wolf. 170 000 Personen seien in 2001 befördert worden, 125 000 seien es in 2002 gewesen. Bis 2002 durften die "Landal"-Gäste die Bahn kostenlos benutzen. Seitdem berappen sie pro Fahrt 50 Cent. Für alle übrigen Erwachsenen kostet die Fahrt 3,50 Euro. "Wir wollen keinen Gewinn mit der Bahn machen, aber da fehlt einfach zu viel Geld", erklärt der Geschäftsführer. In einer Größenordnung zwischen 70 000 und 75 000 Euro beziffert de Wolf das jährliche Defizit. Dabei hätten unvermeidliche bevorstehende Investitionen die aktuelle Entscheidung vorangetrieben. De Wolf: "Wir müssten jetzt elementare Ausbesserungen vornehmen. Das Seil, die Steuermechanik und die Elektro-Anlage müssten ausgetauscht werden. Von den nicht mehr zeitgemäßen Sitzen ganz abgesehen."Auto machte der Bahn zunehmend Konkurrenz

Kosten von mehreren 100 000 Euro seien dafür veranschlagt worden. "Für uns hat sich die Frage gestellt, ob die Bahn tatsächlich noch ein Alleinstellungsmerkmal ist. Wir beobachten, dass unsere Gäste vielleicht ein- oder zweimal - und das nur zum Spaß - während ihres Aufenthaltes den Sessel-Lift nehmen. Als Shuttle auf die Höhe spielt die Bahn jedoch keine Rolle, da nutzt jeder sein Auto." Vier Mitarbeiter seien für den Dienst rund um die Bahn abgestellt. "Dieser Faktor, die laufenden Betriebs- und die notwendigen Investitionskosten, sind nicht länger gerechtfertigt", ist der Geschäftsführer überzeugt. Er fürchtet nicht, dass der Park im Herzen Saarburgs dadurch für potenzielle Feriengäste unattraktiver wird. "Wir sind der einzige Ferienpark mit einem solchen Service, das ist kein Muss. Und wenn die Bahn wie bisher sechs Monate geschlossen war, hat auch keiner danach gefragt." Stadtbürgermeister Franz-Josef Blatt habe dem Unternehmen zwar finanziell entgegen kommen wollen. De Wolf: "Das wäre aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein gewesen." Wenngleich er das Ende der Sessel-Lift-Ära auch für die Stadt Saarburg bedauert, relativiert der Geschäftsführer: "Die Bahn ist längst keine Neuigkeit mehr. Zudem liegt sie für die Stadt ohnehin an der falschen Stelle." Stadtbürgermeister Franz-Josef Blatt war in den vergangenen Tagen für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Was denken Sie darüber, dass die Seilbahn in Saarburg schließt? Senden Sie Ihre Meinung an folgende Adresse: echo@volksfreund.de

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