Lieber feiern statt jammern

SCHWEICH-ISSEL. Frohsinn und Kultur unter einem Dach – das hat sich der Isseler Cultur Verein (ICV) auf seine Fahnen geschrieben. Beim Sessionsauftakt am Wochenende wurden die Isseler ihrem eigenen Anspruch wieder gerecht. Dabei zählte die Ernennung von Alt-Pastor Josef Koch zum ICV-Kulturträger jedoch zum nicht "alljährlichen" Sessionstart-Programm. Diesen Ehrentitel vergibt der Verein nur alle paar Jahre.

Die ICV-Halle ist voll besetzt, als Sitzungspräsident Stefan Becker nach dem Einmarsch der Garde zum Mikrofon greift. Auffallend viele Vertreter der katholischen Kirchengemeinde sind zu begrüßen: Alt-Pastor Josef Koch, sein Nachfolger Edwin Prim, Diakon Willy Bertges. Außerdem gilt sein Gruß dem ICV-Ehrenvorsitzenden Alois Blang, Stadtbürgermeister Vitus Blang, dem Ehrenpräsidenten Kurt Heinz und vielen anderen "bekannten Größen" aus der Stadt am Tor zur römischen Weinstraße. Im Publikum sitzen zudem Vertreter der Karnevalsvereine (KV) aus Föhren, Kenn, Longuich, Riol und Ruwer sowie Abordnungen des Schweicher KV und der Stadthusaren. Gerne angenommenes Déjà-vu-Erlebnis

Nach den Grußworten des Prinzenpaares Winfried I. und Ingeborg I. folgt die erste angenehme Vorstandspflicht: Renate Dier, eine bewährte und langjährige "Stütze" des Vereins, wird mit dem ICV-Verdienstorden geehrt. Kaum ist der Applaus verklungen, beginnt der Einstieg in den Show-Teil. Es handelt sich um "Aufgewärmtes" aus der vergangenen Session - die neuen Nummern bleiben dem anstehenden Sitzungskarneval 2006 vorbehalten. Das Publikum nimmt das Déjà-vu-Erlebnis gerne an: etwa den rasanten Auftritt von Solomariechen Julia Kehr oder den exotisch-effektvollen Schautanz der Jugendgarde, Nach diesem ersten Teil wird es fast "amtlich": Irmgard Schmitz und ICV-Vorsitzender Hermann Konz stellen Orden und Motto der neuen Session vor, das da lautet: "Wir jammern nicht, Issel feiert Foasenicht". Die Überleitung zum Höhepunkt des Abends - die Ernennung des neuen ICV-Kulturträgers - übernimmt der MGV Issel. Vorgetragen werden keine schweren, aber auch keine karnevalistischen Gesangsstücke, bevor Sitzungspräsident Becker alle ICV-Honoratioren für einen nicht alljährlichen Akt auf die Bühne bittet: Ein neuer ICV-Kulturträger - nämlich Alt-Pastor Josef Koch - soll ernannt werden. Die Laudatio hält Bruno Schmitz, der den Preisträger als einen Menschen beschreibt, der sich durch das gesprochene wie das geschriebene Wort um die Gemeinde verdient gemacht habe. Zahlreiche Schriften und Veröffentlichungen zur Schweicher Historie zeugten davon - und weiteres Schrifttum sei zu erwarten. Auch die Sanierung der St.-Georgs-Kapelle und der Kapelle an der Schweicher Straße in Issel gingen auf seine Initiative zurück. Mit dem ICV sei Pfarrer Koch stets eng verbunden gewesen - ein regelmäßiger Besucher bei den großen karnevalistischen Ereignissen. Schmitz: "Und 1977 hat er auch den Grundstein der ICV-Halle, in der wir uns heute befinden, gesegnet.""Wer Kultur treibt, muss standhaft sein"

Der neu ernannte Kulturträger dankt mit einer Betrachtung zum Begriff der Kultur. Das Wort stamme aus dem Lateinischen und bedeute ursprünglich "Pflege" - dies beinhalte auch die Pflege der Freundschaft, der Tradition und des Umgangs miteinander. Koch: "Wer Kultur treibt, sich um wirkliche Werte bemüht, der muss standhaft sein, muss seinen Kopf haben." Als erste Gratulanten treten anschließend Ehrenpräsident Kurt Heinz und Pfarrer Edwin Prim ans Pult. Prim verspricht, dass auch er das Verhältnis zum ICV im Sinne seines Vorgängers pflegen wolle. "Wenn es geht, würde ich auch aktiv mitwirken, auch mal eine Büttenrede halten." Spontaner Applaus folgt. Der ICV wird - das ist wohl sicher - den neuen Schweicher Pfarrer beim Wort nehmen. Unterhaltsam lässt der ICV den offiziellen Teil des Abends ausklingen: mit einer musikalischen Einlage der Saxophonistinnen Karoline Feltes und Susanne Kuhn sowie Eva Wollscheid am Klavier, einem Tanz der Prinzengarde und mit Liedern des ICV-Chors unter Helmut Kuhn und Friedrich Reuter. Einen Generalangriff auf die Lachmuskeln startet der Kölner Profi-Parodist Oliver Hoff, der den unvergessenen Willy Millowitsch im besten "Kölsch" wieder auferstehen lässt. Zum geselligen Ausklang gibt es Tanzmusik von Alwin und Wolfgang Thieltges.

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