Lob von Beck und 750 Euro

Die Mitglieder des Saarburger Jugendtreffs hatten sich zum Ziel gesetzt, den alten jüdischen Friedhof in Niederleuken stärker ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken und ihn damit vor dem Vergessen zu bewahren. Das Engagement brachte ihnen nun einen zweiten Preis beim Landeswettbewerb "Zukunftsradar - Jugend gestaltet Zukunft" ein.

 Johannes Türstig, Tobias Theis und Simon Godart (von links) freuen sich über das Preisgeld, das sie in das Friedhofs-Projekt investieren wollen. TV-Foto: Hermann Pütz

Johannes Türstig, Tobias Theis und Simon Godart (von links) freuen sich über das Preisgeld, das sie in das Friedhofs-Projekt investieren wollen. TV-Foto: Hermann Pütz

Saarburg. "Das mit dem Preis ist zwar ganz schön, aber eigentlich tut es nichts zur Sache", sagt Tobias Theis im TV-Gespräch. Es hat fast den Anschein, als sei der junge Mann nicht sonderlich erbaut von der Auszeichnung, die er und seine Kumpels vom Saarburger Jugendtreff kürzlich aus den Händen von Ministerpräsident Kurz Beck erhalten haben: den zweiten Preis beim Landeswettbewerb "Zukunftsradar - Jugend gestaltet Zukunft" der Zukunftsinitiative Rheinland-Pfalz (Zirp). Dennoch: "Wir haben uns über die Auszeichnung gefreut. Trotzdem steht für uns noch immer im Vordergrund, den jüdischen Friedhof in Saarburg vor dem Vergessen zu bewahren", erklärt Theis.Geld fließt ins Friedhofs-Projekt

Bereits zum zweiten Mal hatte die Zirp im vergangenen Jahr den Anerkennungs- und Förderpreis "Zukunftsradar" ausgeschrieben. Bewerben konnten sich Kinder und Jugendliche aus ganz Rheinland-Pfalz, die sich in den Bereichen Kultur, Umwelt, Sport, Soziales oder Politik engagieren. Insgesamt 99 Gruppierungen nahmen teil. Ihre Projekte wurden in vier Kategorien unterteilt: "Jugend kreativ", "Jugend aktiv", "Jugend sozial" und "Jugend kompetent". Darüber hinaus gab es einen vom Wirtschaftsministerium ausgelobten Sonderpreis. "Wir haben uns sowohl mit unserem Skater-Park-Projekt als auch mit der Friedhofs-Aktion beworben", berichtet Simon Godart. "Wir" - das sind insgesamt rund zehn Mädchen und Jungen im Alter zwischen 15 und 24 Jahren aus Saarburg und dem Umland, die sich regelmäßig im Jugendraum "Schlachtpinte" bei der Seilbahn treffen. Im Dezember habe man erfahren, dass der Skaterpark "nur" zu einem Trostpreis gereicht habe. Kurz darauf - "etwa um die Weihnachtszeit", erinnert sich Tobias Theis - kam die Nachricht, dass der zweite Preis in der Kategorie "Jugend sozial" an die Jugendlichen des Saarburger Jugendtreffs und ihr Projekt "Jüdischer Friedhof" geht. Auf Platz eins landeten Schüler des Gymnasiums im pfälzischen Oppenheim mit ihrem Projekt "Behinderte in unserer Gesellschaft". Die Preisverleihung fand bei Boehringer in Ingelheim statt. Marbod Muff, Vorstandsvorsitzender der Zirp, Doris Ahnen, rheinland-pfälzische Bildungsministerin, und Ministerpräsident Kurz Beck überreichten die mit insgesamt 10 000 Euro dotierten Preise. Auch Bundespräsident Horst Köhler war gekommen, um den Preisträgern zu gratulieren.Außer einer Urkunde erhielten Tobias Theis, Simon Godart und Johannes Türstig, die in Begleitung von Saarburgs Stadtbürgermeister Jürgen Dixius und Bernd Bredin, dem städtischen Jugendsozialarbeiter, nach Ingelheim gereist waren, ein Preisgeld in Höhe von 750 Euro. Das Geld soll allerdings nicht in die Kasse des Jugendtreffs fließen, sondern dem Friedhofs-Projekt zugute kommen. Denn die Mädchen und Jungen aus Saarburg wollen sich nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen. "Auch künftig werden wir uns mit dem jüdischen Friedhof befassen", sagt Simon Godart. So sei geplant, auf Anregung der jüdischen Gemeinde Trier aus verschiedenen Grabsteintrümmern eine Art Gedenkmauer zu errichten. Denkbar seien auch Führungen zur Geschichte des Friedhofs und zum jüdischen Leben in Saarburg. Mit Blick auf die bereits geleistete Arbeit resümiert Godart: "Uns ist es darum gegangen, den Friedhof wieder ins Gespräch zu bringen. Ich denke, das ist uns gelungen."

Jüdischer Friedhof Jedes Jahr bittet der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge Jugendliche um Hilfe bei Spendensammlungen. Auch die Jugendlichen des Saarburger Jugendtreffs sollten daran teilnehmen. Stattdessen dachten sie sich: "Während jedes Jahr für die Kriegsgräber gesammelt wird, gerät das Schicksal der jüdischen Bevölkerung Saarburgs im Dritten Reich zunehmend in Vergessenheit." Der schlechte Zustand des jüdischen Friedhofs im Stadtteil Niederleuken hatte sie darauf aufmerksam gemacht. In Zusammenarbeit mit der jüdischen Gemeinde Trier und der Stadt Saarburg begannen im Herbst Planungen mit dem Ziel, den Friedhof in ein würdiges Denkmal umzugestalten. Aufräumaktionen folgten, ebenso Stadtführungen zum Thema "Jüdisches Leben in Saarburg" unter Leitung von Günter Heidt, Geschichtslehrer am Saarburger Gymnasium.

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