Loblied auf den Heimatdichter

SCHWEICH. (gsb) 35 Jahre nach seinem Tod lebt die Erinnerung an den Heimatschriftsteller Stefan Andres (1906-1970) und seine 50 Werke fort. Das zeigte eine mehrstündige Gedenkfeier zum 25-jährigen Bestehen der Stefan-Andres-Gesellschaft, bei der Bischof Reinhard Marx eine bemerkenswerte Festrede hielt.

Der Präsident der Gesellschaft, Georg Guntermann, sprach von einem kontinuierlichen Wachsen der Stefan-Andres-Gesellschaft, die durch viele Institutionen und Förderer gestützt werde. In der Tat gibt es 500 Mitglieder, die nicht nur aus der Trierer Region, sondern aus Europa, den USA und China kommen. "Kein einfacher Heimatdichter"

Andres sei kein einfacher Heimatschriftsteller von der Mosel, gleichwohl habe sein Werk von dort aus seinen Lauf genommen. Guntermann begrüßte etwa 100 Gäste, darunter Familienangehörige von Andres sowie Honoratioren aus Politik und Kultur. Mit dem Thema "Heimat" setzte sich Bischof Reinhard Marx in seinem Festvortrag auseinander. Der Begriff Heimat, den andere Völker in dieser Konnotation nicht kennen würden, habe mit einer Erfahrung des Verschwundenen zu tun. In Deutschland hänge dies zudem mit "einer verspäteten Nationenwerdung und der konfessionellen Spaltung zusammen, die zu regionalen Identitäten geführt" hätten. Auch die Millionen Kriegsflüchtlinge hielten den Begriff in der öffentlichen Diskussion. Unterhaltsam ging Marx auf die Frage ein, was ein Heimatschriftsteller ist. "Auch gewichtige Literatur darf unterhaltsam und humorvoll sein." Die kritisch-humorigen Textauszüge, die Marx aus dem Bildband "Die Mosel" von Stefan Andres vorlas, brachten etliche Zuhörer zum Lachen. Andres war im Krieg mit seiner jüdischen Frau nach Italien emigriert und zog nach seiner Rückkehr nach Deutschland 1961 nach Rom, wo er gestorben ist. Für Heiterkeit sorgten Textauszüge aus Andres Briefen, in denen er seine Sehnsucht nach der "schlafenden Schönen", gemeint ist Trier, aussprach, gleichwohl Defizite der Stadt bemängelte - die überraschende Aktualität der Texte sorgte für viele Lacher. "Für die geistige Heimkehr von Stefan Andres gebührt der Gesellschaft großes Lob", meinte Marx. Es folgten eine Bild-, Film- und Tonrevue. Dabei erinnerte Jürgen Wichmann, Ehrenpräsident der Stefan-Andres-Gesellschaft, unter anderem an das schwierig zu schulternde Brunnenbau-Projekt. Die nächsten Projekte sind bereits in Arbeit: Anlässlich des 100. Geburtstags von Stefan Andres im kommenden Jahr wird eine Stefan-Andres-Briefmarke von der Post aufgelegt. Trittenheim erhält 2006 das Denkmal "Der Knabe im Brunnen" nach dem Motiv eines seiner bekanntesten Werke. Die Stefan-Andres-Gesellschaft unterhält im Kulturzentrum Niederprümer Hof eine ständige Ausstellung und ein Archiv. Öffnungszeiten: sonntags, 15 bis 17 Uhr, dienstags 14 bis 16 Uhr, donnerstags 10 bis 12 Uhr. Informationen im Internet gibt es unter www.stefan-andres-gesellschaft.de.

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