Lotse im Behörden-Dschungel

TRIER. (thk) Ob Ärger mit der Oberfinanzdirektion oder Probleme mit der Verbandsgemeinde: Mit solchen und anderen Anliegen kamen 35 Bürger aus dem Kreis und der Stadt zur Sprechstunde des Bürgerbeauftragten des Landes Rheinland-Pfalz, Ullrich Galle, in die Kreisverwaltung Trier-Saarburg.

 Gefragter Gesprächspartner auch in der Kreisverwaltung: Bürgerbeauftragter Ullrich Galle.Foto: Thorsten Klein

Gefragter Gesprächspartner auch in der Kreisverwaltung: Bürgerbeauftragter Ullrich Galle.Foto: Thorsten Klein

Auch Leo Hillen, pensionierter Beamter aus Trier, hatte sich um einen Termin bei Galle bemüht. Der Grund: Seit Februar behauptete die Oberfinanzdirektion Koblenz, er habe zuviel Pension bezogen und forderte ihn auf, das angeblich zu viel erhaltene Geld zurückzuzahlen. Doch diese Forderung war für Hillen nicht nachvollziehbar. Über Wochen telefonierte er und schickte Faxe zu den Sachbearbeitern nach Koblenz - ohne Erfolg. "Sie behaupteten steif und fest, ich hätte zuviel Pension bezogen", sagte Hillen. Eine Stunde vor seinem Termin mit dem Bürgerbeauftragten löste sich das Problem. Ein Namensvetter war der Grund für das Missverständnis mit der Behörde in Koblenz. Auf den Termin mit Galle wollte Hillen dennoch nicht verzichten. Das Amt des Bürgerbeauftragten des Landes Rheinland-Pfalz gibt es seit 1974. "Die Menschen kommen mit den Sorgen des Alltags zu mir - aus allen Bereichen der Verwaltung", erzählt Galle. Oft sei er als Lotse durch den "Behördendschungel" gefragt. Seit er das Amt innehat, haben sich schon mehr als 23 800 Bürger an ihn gewandt. Tätig kann der Bürgerbeauftragte aber nur bei Problemen von Bürgern mit einer rheinland-pfälzischen Behörde werden. "Jedes Anliegen nehme ich ernst", betont er. Für ihn sei es wichtig, dass jeder Fall der an ihn herangetragen wird, auch als Einzelfall behandelt wird. Um jede Eingabe kümmere er sich mit gleicher Sorgfalt und Intensität. Allein im Jahr 2002 haben sich bei 43 Sprechtagen und in Galles Büro in Mainz 3067 Bürgerinnen und Bürger mit ihren Sorgen und Nöten an ihn gewandt. Ein Schwerpunkt waren dabei Fälle, die sich mit dem Sozialwesen sowie mit Ausländerangelegenheiten befasst haben. In zwei Dritteln der Fälle konnte den Bürgern weitergeholfen werden. Für besonders wichtig in seiner Arbeit hält Galle die Sprechstunden in den Regionen. "Dort lerne ich die Menschen kennen, die hinter den einzelnen Problemen stehen", sagt er. Besonders schwierig seien die Fälle, die sich mit Ausländerangelegenheiten beschäftigen. Oft sei da rechtlich alles korrekt gelaufen, aber die Entscheidung sei menschlich für die Betroffenen nicht hinnehmbar. Seiner Meinung nach muss das Gesetz so genannte Härtefälle berücksichtigen. Im Anschluss an den Sprechtag in der Kreisverwaltung besuchte Galle die iranische Familie Aliniea/Almasi, die sich seit über vier Wochen in der Christuskirche in Trier im Kirchenasyl befindet (der TV berichtete). Bei Problemen mit Behörden kann man sich auch direkt an das Büro des Bürgerbeauftragten des Landes Rheinland-Pfalz, Telefon 06131/289990, wenden.

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