Luxusheim für Ochs und Esel

TRASSEM. Seit vier Jahren hat Walter Borens auch in den wärmeren Monaten mit der Krippe zu tun, oder besser: mit mehreren. Damit die weihnachtlichen Miniatur-Immobilien pünktlich zum Fest fertig sind, heißt es für den 63-Jährigen auch im Sommer: Schaffe, schaffe, Häusle bauen.

Gegen Jahresende machen sich vielerorts in den Häusern wieder zahlreiche Heilige Familien auf die Suche nach einer passenden Bleibe. Nicht selten landen Maria und Josef nebst Kind am Ende in einer mickrigen, staubigen Hütte "made in China", die das ganze Jahr über in der dunkelsten Ecke des Speichers gestanden hat. Das, was Walter Borens zu bieten hat, ist dagegen wesentlich luxuriöser: massive Häuser mit allem Drum und Dran. Sogar das "Bauland" liefert der Trassemer gleich mit.Lust bekommen auf's Selberbauen

Vor vier Jahren nahm die Leidenschaft des 63-Jährigen für die weihnachtlichen Modelle ihren Anfang: "In Tawern besuchte ich eine Krippenausstellung und war fasziniert von den kleinen Häuschen", berichtet Walter Borens. "Da bekam ich Lust, selbst welche zu bauen." Schnurstracks habe er sich auf den Weg in den nächsten Buchladen gemacht, um nach Fachliteratur Ausschau zu halten. "Schließlich muss man wissen, welche Materialien man braucht und wie man das Ganze plant." Auch mit dem Fotoapparat habe er sich - beispielsweise bei einer Ausstellung in Klüsserath - auf die Suche nach Vorbildern gemacht. Da der Maler und Lackierer im Ruhestand handwerklich begabt ist, startete er schon bald das erste Bauvorhaben: eine Krippe mit Stall, Wohnhaus, Heuboden und einem kleinen Hof. Als Baumaterial kommt auch heute noch neben massivem Eichenholz hauptsächlich Schaumkunststoff zum Einsatz. Im Lauf der Zeit verfeinerte Borens seine Technik. Inzwischen baut er sozusagen schlüsselfertig - die kleinen Holztüren an den Gebäuden sind allesamt mit Mini-Metallriegeln versehen. Falls gewünscht, legt der 63-Jährige sogar einen Stromanschluss, damit die Heilige Familie nebst Ochs und Esel über die Weihnachtstage nicht im Dunkeln sitzen muss. Seine Bautätigkeit beschränkt Walter Borens allerdings nicht auf die Wintermonate. Das hat seinen Grund: "Pro Jahr fertige ich im Schnitt sechs Krippen an." Je nach Größe, die sich nach der Höhe der vorgesehenen Figuren richtet, benötigt er für eine einzige bis zu 120 Arbeitsstunden. Um pünktlich zum Weihnachtsfest fertig zu sein, ist Borens deshalb das ganze Jahr über an der Werkbank zu finden. Abnehmer finden die kleinen Kunstwerke in erster Linie im Bekanntenkreis. Wenn der gebürtige Trassemer nicht gerade Krippen baut, findet ihn Gattin Marlene oft in seinem großen Garten. Denn: "Zu tun gibt es für mich immer etwas", erklärt Borens. Auch wenn im Dorf eine helfende Hand gebraucht wird, ist der Vater eines erwachsenen Sohnes meist nicht weit. Vor einiger Zeit restaurierte er ein Kreuz auf dem örtlichen Friedhof, und auch die Sakristei hat der gelernte Maler und Lackierer gestrichen. Was der überzeugte Bürger von Trassem an seinem Heimatdorf am meisten schätzt? "Die Nachbarschaft, denn die ist bei uns einfach super", betont Borens.

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