Männer für alle (Not-)Fälle

SAARBURG/PALZEM. Seit knapp eineinhalb Jahren eilt bei Verkehrsun- und Notfällen an der Obermosel ein so genanntes First-Responder-Team zu Hilfe. Damit haben die ehrenamtlich tätigen Ersthelfer eine große Versorgungslücke geschlossen. Die bisherigen Erfahrungen des Trios sind positiv.

Entfernungen werden von Menschen unterschiedlich empfunden. Je nach Anlass und Ziel erscheint dem einen eine bestimmte Strecke lang, dem anderen nicht. In manchen Situationen allerdings fällt für jeden jeder gesparte Kilometer ins Gewicht, zählt jede Sekunde. Wer plötzlich in eine schwere Verkehrsunfall- oder sonstige Notfall-Situation gerät, braucht schnellstmöglich ärztliche Hilfe. Genau diese Situationen gestalteten sich für die Bewohner der Obermosel über viele Jahre äußerst problematisch. Ein schwerer Unfall auf der B 419 zwischen Wincheringen und Palzem im November 2003 entfachte die Diskussion um die Versorgungslücke an der Obermosel erneut. Der Rettungswagen aus Saarburg brauchte 22 Minuten, um nach dem Notruf an die Unfallstelle zu gelangen (der TV berichtete). Nicht zum ersten Mal wurde damals der Schrei nach einem Stopfen dieser Lücke laut, kam das Thema First Responder ins Spiel. "Die Bayern waren Pioniere, was das First-Responder-System angeht", berichtet Bernhard Stocky, Leiter des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) Trier-Saarburg. "Auch in Nordrhein-Westfalen und in einigen Gebieten von Rheinland-Pfalz, vor allem in der Eifel, wird davon Gebrauch gemacht." Ehrenamtliche, als Rettungs-Assistenten ausgebildete Personen stellen die Akutversorgung sicher. Sie leiten lebensrettende Sofortmaßnahmen ein und überbrücken die Zeit, bis der Notarzt da ist. An der Obermosel haben sich der hauptberufliche Winzer Manfred Welter, Rettungsassistent Toni Betzhold und der Krankenpfleger Ike Schuster zum First-Responder-Trio zusammengeschlossen. "Wir kannten die Problematik und hatten schon länger darüber nachgedacht, wie man das lösen könnte", erläutert Manfred Welter die Beweggründe, eine solche Hilfsmannschaft zu gründen. Welter ist seit 20 Jahren beim DRK, hat dort zunächst die Ausbildung zum Sanitäter und 1997 zum Rettungs-Assistenten gemacht. Betzhold und Schuster waren ohnehin bereits in diesem Bereich beruflich tätig. Seit 1. Januar 2004 sind sie gemeinsam oder auch getrennt im Einsatz. "Über die zentrale Leitstelle in Trier werden in Notfällen zusätzlich zu Notarzt und Rettungswagen über die Pieper auch unsere First Responder angefunkt", erläutert Stocky. Ohne sich miteinander kurzzuschließen, eilen sie nach dem Alarm zum angegebenen Ort. "Manchmal ist nur einer von uns da, manchmal sind wir zu dritt", sagt Schuster. Schließlich gebe es auch Situationen, in denen die freiwilligen Helfer die Pieper ausgeschaltet haben. "90 Prozent der Einsätze zwischen Palzem und Nittel decken wir allerdings inzwischen ab." 36 Mal hätten die First Responder 2004 die Erstversorgung übernommen. 31 Einsätze seien es bis jetzt in diesem Jahr gewesen, informiert Stocky. Zu 75 Prozent handele es sich um internistische Einsätze, etwa 15 Prozent entfielen auf Verkehrsunfälle, zehn Prozent auf den chirurgischen Bereich, teilt Schuster mit. Das neue System habe sich uneingeschränkt bewährt. Betzhold: "Oft sind die Leute überrascht, wie schnell Hilfe da ist, nachdem sie erst wenige Minuten zuvor zum Hörer gegriffen haben." Von den Wohnorten Wincheringen und Nittel aus habe das Trio einen deutlichen Zeitvorsprung gegenüber Notarzt und Krankenwagen aus Saarburg. Ausgestattet sind die Helfer mit Notfallkoffer, Sauerstofftasche und Absaugpumpe. Stocky: "Wünschenswert wäre ein Defibrilator."

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