"Männer raus: Konz brennt"

KONZ. Vor 60 Jahren erlitt Konz die ersten schweren Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg, bei denen viele Menschen ihr Leben verloren. Darunter zwei Jungen, deren Mitschüler sich jetzt zu einem Gedenktag trafen.

Sie können sich noch genau an den 11. Mai 1944 erinnern. Männer und Frauen, die meisten Geburtsjahrgang 1936, allesamt Schüler und Schülerinnen einer zweiten Klasse der heutigen Nikolaus-Grundschule. "Es war ein wunderschöner Maientag, ein Donnerstag, strahlend blauer Himmel", erinnert sich Alfons Mayers. Plötzlich, um 18 Uhr 50, ertönte die Sirene - aus südwestlicher Richtung näherten sich Flieger. "Damit hatte keiner in Konz gerechnet", fügt Werner Faber hinzu.Ziel war die Firma Zettelmeyer

Die Angriffe galten wohl in erster Linie der Firma Zettelmeyer und dem Eisenbahnausbesserungswerk. Wahrscheinlich 58 Menschen kamen bei dem schweren Angriff ums Leben - darunter zwei Mitschüler. Den verheerenden Bombenangriff, der sich am 11. Mai zum 60. Mal jährte, nahmen etliche ehemalige Schüler zum Anlass für ein Wiedersehen und für ein Gedenken an ihre toten Mitschüler auf dem Ehrenfriedhof der St. Nikolaus-Kirche. "Hoffentlich bleibt der Ehrenfriedhof noch lange erhalten", hofft eine Frau aus der Gruppe, "hier stehen hinter jedem Kreuz Einzelgeschichten". Und nicht nur das, denn es gibt auch ein Massengrab. Rund 70 Mädchen und Jungen bildeten im Jahr 1944 die zweite Klasse. Darunter Heinz Hut und Hubert Müller, die beide am 11. Mai starben - mit Letzterem seine ganze Familie, die ebenfalls auf dem Ehrenfriedhof begraben ist. Dem Bombenangriff am 11. Mai folgte ein weiterer schwerer am 27. Mai, einem Pfingstsamstag. Auch Robert Ballof, der das Treffen organisiert hat, kann sich noch gut an die damaligen Ereignisse erinnern. "Es gab Voralarm, dann Vollalarm", sagt der groß gewachsene Mann, "es ging blitzschnell". Zusammen mit anderen Menschen war er im Westwallbunker an der Ecke Brücken- und Saarstraße. "Die Leute haben geschrieen und gebetet, mussten beruhigt werden." Nach dem Angriff rief die Bunkerwacht, seine Großmutter, nach einem Blick in das Inferno in den Bunker zurück: "Männer raus, Konz brennt!"Häuser brannten lichterloh

Nah gelegene Häuser brannten lichterloh und Feuerwehren aus dem ganzen Kreis eilten zum Unglücksort. "Doch die löschten nicht", erinnert sich Ballof. Der Grund: Sie hatten noch keinen Einsatzbefehl. "Da haben die Frauen Druck gemacht und selbst die Schläuche geschleppt", weiß er. Das Zentrum von Konz wurde schwer beschädigt. Dass die Schulkameraden tot waren, erfuhren die Mitschüler erst zwei, drei Tage später. "Mit dem Heinz Hut hatte ich noch am 11. Mai mittags bei uns im Wohnzimmer die Hausaufgaben gemacht", sagt Alfons Mayers. "So schnell kann das gehen", sagt er nachdenklich. Wie seine 15 Schulfreunde macht er sich auf den Weg zum Gottesdienst in der St. Nikolaus-Kirche. "Danach werden wir Fotos und Erinnerungen austauschen."

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