Magische Momente in der Gießerei

Saarburg · Der Schmiedekünstler Louis Théobald, der Bildhauer Sylvain Divo, der Glaskünstler Rolf Spengler und die Steinbildhauerin Cathleen Kelkel stellen ihre Skulpturen in der ehemaligen Glockengießerei in Saarburg aus. Die Ausstellung geht an diesem Wochenende, 29. und 30. November, zu Ende. An beiden Tagen nutzen die Künstler die Werkstatthallen als Ateliers.

Saarburg. Masken, gehauen aus gelben Kalksandstein, Drachen, geschmiedet aus Eisen, feengleiche Wesen, geschnitzt aus Holz, und Katzen, gegossen aus Bronze, stehen verteilt in den Werkstatträumen der alten Glockengießerei. Am Wochenende geht die Ausstellung mit Arbeiten der Künstler Cathleen Kelkel, Louis Théobald und Sylvain Divo zu Ende. Zudem zeigt der Glaskünstler Rolf Spengler, wie aus Wachs Gießformen geformt werden. Für morgen, Samstag, planen die Künstler ab 17 Uhr ein magisches Feuererlebnis. Am Sonntag, 30. November, können Besucher ihnen nochmals bei der Arbeit zuschauen, bevor die Skulpturen wieder ihren Rückweg in die Ateliers antreten. Unser Mitarbeiter Alexander Schumitz hat mit den Künstlern über ihre Arbeit in der alten Glockengießerwerkstatt gesprochen.Wie ist es zu dem Titel "Hommage" für die Veranstaltung gekommen?Louis Théobald: "Der Begriff Hommage ist ein Tribut an die Arbeit, die 240 Jahre in der Glockengießerei geleistet wurde, an den Schweiß der Arbeiter, der hier geflossen ist."Sylvain Divo: "Es ist ein deutsch-französischer Begriff, er passt also zu uns Künstlern, die wir in beiden Ländern leben. Für meine Arbeit bedeutet er, dass ich mich hineinversetze in die Arbeiter, die an diesem magischen Ort gearbeitet haben. Wir wollen das Feuer für diese Kunst entfachen und die fünf Sinne ansprechen."Rolf Spengler: "Als Glaskünstler ist mein Arbeitsmaterial das Wachs. So wie die Glockengießer daraus ihre Kronen formten, so nutze ich das Material, um die Formen für meine Plastiken herzustellen. Die Wachsskulpturen verbrennen, wenn sie mit Feuer in Kontakt kommen. Sie sind nur eine Vorstufe meiner Glasfiguren."Cathleen Kelkel: "Die Arbeit an dem gelben Kalksandstein von Jaumont ist schweißtreibend und verlangt hohen körperlichen Einsatz. Die Kraft dafür finde ich auch an Kultstätten wie diesen."Was ist das Besondere, wenn Sie an Orten wie der alten Glockengießerei arbeiten?Théobald: "Es ist die Verbindung des Elements Erde mit dem Feuer, die diesen Ort zu einem besonderen macht."Divo: "Ich arbeite sonst mit einem Gasofen. Hier arbeite ich mit offenem Feuer. Morgen, Samstag, wage ich ein Experiment. Mit einem alten japanischen Verfahren, das sich Raku nennt, kombiniere ich die vier Elemente Erz, Erde, Luft und Wasser. Das ist sehr spektakulär, weil nicht vorhersehbar ist, was passiert, wenn ich die auf über 1000 Grad Celsius erhitzte Arbeit aus dem Feuer hole und dann zum Brand in ein Bett aus Stroh und einer Emaille-Lasur in den Ofen stelle. Letztlich bestimmen die Elemente, was sich dank des Feuers bis zum Ende entwickelt."Théobald: "Im Ursprung ist das Feuer ja kein Element. Es wandelt die Dinge nur, wie etwa beim Rakubrand, wie ihn Sylvain demonstriert. Ich nutze es, zum Schmieden von Eisen. Ohne Feuer wäre das nicht machbar, es ist dabei ein zentrales Hilfsmittel."Kelkel: "Im Gegensatz zu Louis, brauche ich keine Energiequelle. Ich habe meinen Stein, mein Werkzeug und mich. Ich bin über den Meißel direkt mit der Materie verbunden. Mich würde das Feuer in meiner Spontaneität behindern. Meine Kalksandstein-Skulpturen erwärmen das Herz der Betrachter. Man erkennt in ihnen, was sich vor Jahrmillionen in dem Sedimentgestein abgelagert hat. Das fördere ich mit meiner Arbeit zu Tage. Ich stehe im Dialog mit dem Stein. Die Durchbrüche reflektieren meine Erfahrungen während meiner Arbeit am Stein. Ich habe dann ein Thema für mich verarbeitet."Was können die Besucher auf der Finissage entdecken und erleben?Kelkel: "Wir arbeiten an beiden Tagen vor Ort. Die Besucher können uns ansprechen, mit uns reden. Das darf und soll man sogar. Wir wollen die Menschen mit dem, was wir machen, berühren."Théobald: "Glockengießer und Schmiede haben einst den Ruf gehabt, Magier zu sein. Gerade, weil die Menschen nicht wussten, wie diese Handwerker arbeiten. Als Kunstschmied nutze ich ein altes alchemistisches Prinzip: Dank des Feuers verschmelzen Geist und Materie. Der Schmied gibt mit seiner Arbeit ein Stück seiner Seele weiter. Das kann der Betrachter spüren."Divo: "Was sich an diesem Abend ergibt, ist ein großes Rätsel. Wir wissen nicht was passiert, wie die Glockengießerei Einfluss auf unsere Arbeiten nimmt. Wir wollen die Besucher auf eine Traumreise an diese magischen Ort entführen." itz

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