"Man muss die Leute aus dem Loch holen"

SCHÖNDORF/HEDDERT. Zu einem erneuten Hilfstransport in die rumänische Bergbaustadt Petrosani brechen Aktive der Not- und Katastrophenhilfe Schöndorf-Heddert Ende September auf. Die Organisation steht, aber Geld- und Sachspenden sind immer noch willkommen.

Mit einem 40-Tonnen-LKW und zwei privaten PKW werden sich 14 Helfer am 27. September auf die lange Reise begeben, um das Caritas-Haus in Petrosani weiter auf Vordermann zu bringen. Im vergangenen Jahr hatten die Hochwälder bereits eine Heizungsanlage und mehrere Öfen nach Rumänien geschafft und ins Haus eingebaut, um es auch im harten rumänischen Winter bewohnbar zu machen. Nutznießer sind arme Frauen mit Kindern

Während des nächsten Aufenthalts werden im Dachgeschoss fünf Schlafräume, zwei Sanitärräume, eine Küche mit Aufenthaltsraum und ein Hauswirtschaftsraum eingerichtet. Nutznießer sollen sozial schwache, alleinstehende Frauen mit Kindern sein, denen im Winter dort ein menschenwürdiges Unterkommen geboten wird. Der Lastwagen wird bepackt mit Kleidung, Einrichtungsgegenständen und Hygiene-Artikeln. Die Materialien für den Ausbau des Caritas-Hauses werden die Helfer im Land kaufen, um die geschätzten Kosten von rund 15 000 Euro nicht zu überschreiten. Obwohl die Not- und Katastrophenhilfe Schöndorf-Heddert erst im Dezember 2002 gegründet wurde, haben die älteren Aktiven langjährige Erfahrungen in der Rumänien-Hilfe. Sie waren ab 1990 bei der Caritas-Rumänienaktion aktiv, als die Malteser-Hilfsdienst-Gruppe (MHD) Schöndorf die Not im Kinderheim Singrai (Siebenbürgen) zu lindern suchte. Bis 2001 folgten weitere Projekte, unter anderem die Einrichtung einer Zahnarztpraxis in der Stadt Odorheiu. Dann kam es zu Diskussionen darüber, ob der MHD die Rumänienhilfe in dieser Form weiterführen solle. Schließlich traten zunächst acht aktive MHD-Leute aus der Gliederung aus, weil sie wollten, dass die Hilfsaktionen weitergehen, und fuhren als "lose Gruppe" nach Petrosani, das - wiederum von der Caritas - als Ziel einer dringenden Hilfsaktion vorgeschlagen worden war. Die Helfer fanden dort als Caritas-Haus einen auf Gasbetrieb ausgerichteten Rohbau vor - allerdings ist Petrosani niemals ans Gasnetz angeschlossen worden. So kam es zu der Initiative, in deren Verlauf eine Heizungsanlage für Festbrennstoffe, Öfen und eine Großküche eingebaut wurden, damit die Ärmsten der Stadt sich wenigstens täglich eine warme Mahlzeit abholen können. Die "lose Gruppe" bekam auf ihre Aktion so viel Zuspruch, dass sie sich im Dezember 2002 als Verein formierte. Die Not- und Katastrophenhilfe Schöndorf-Heddert war aus der Taufe gehoben. Vorsitzender ist der Hedderter Unternehmer Klaus Stüber (43), der stolz darauf verweist, dass der Verein vor knapp einem Jahr mit 30 Mitgliedern startete. Inzwischen ist die Zahl auf 55 gewachsen, darunter sind acht Jugendliche im Alter zwischen zwölf und 21 Jahren. Im Vordergrund der Rumänien-Aktionen steht der Gedanke der Hilfe zur Selbsthilfe. Nach den bisherigen Erfahrungen, so Stüber, sehen die Initiatoren: "Es bringt was." Antrieb aller Helfer ist es, wie Stüber formuliert, "Leute aus dem Loch heraus zu holen". Die enge Zusammenarbeit mit der Caritas bedeutet nicht, dass der Verein konfessionell gebunden ist. Auch die Orientierung nach Rumänien ist lediglich durch die laufenden Projekte bedingt. Laut Satzung sieht der Verein seine Ziele im allgemeinen Katastrophen- und Zivilschutz. Außerdem wollen die Mitglieder "sich für eine internationale Gesinnung, für Toleranz auf allen Gebieten der Kultur und für Völkerverständigung" einsetzen. Im Februar dieses Jahres wurde der Verein als gemeinnützig anerkannt. Verein sucht einen robusten Kleinlaster

Stüber und sein Stellvertreter Franz-Josef Karos (37) verweisen darauf, dass sich der Verein mit den "verlorenen Kosten" für Hilfsprojekte - das sind zum Beispiel Transportkosten - unter der Zehn-Prozent-Marke bewegt. Damit das so bleibt, sucht die Nothilfe einen mittelgroßen Lastwagen als Vereinsfahrzeug, weil bis dato nur private PKW zur Verfügung stehen. Klaus Stüber hat diesbezüglich auch ganz konkrete Vorstellungen. Angesichts der rumänischen Straßenverhältnisse wünscht er sich einen älteren, gut erhaltenen Mercedes 508 - ist aber bislang noch nicht fündig geworden. Angebote sind erwünscht. Auch Spenden für das Petrosani-Projekt sind noch willkommen. Weitergehende Informationen über Vereinsziele, Projekte und Spendenkonten erhalten Interessenten bei Klaus Stüber, Hauptstraße 2a, 54429 Heddert, Telefon 06589/1314, oder bei Franz-Josef Karos, St.-Andreas-Straße 21, 54316 Schöndorf, Telefon 06588/95026.

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