Manchmal zu viel des Guten

WELSCHBILLIG. (ka) Ottmar Huberts Herz schlägt für die Vereine. Kaum jemand hat das Welschbilliger Vereinsleben geprägt und sich dafür eingesetzt wie er. Ottmar Hubert, seine Vereine und einiges mehr sind eine unendliche Geschichte.

Die Geschichte begann mit dem Eintritt in den Sportverein. Damals war Ottmar zehn Jahre alt. Als junger Mann schloss er sich dem Musikverein "Lyra" Welschbillig und dem Kirchenchor an. Bis zu seinem 55. Lebensjahr spielte er Fußball im Sportverein, 50 Jahre lang blies er bei "Lyra" das Horn und zehn Jahre lang sang er im Kirchenchor. Hinzu kommt sein soziales Engagement als Mitglied des Behindertensportvereins Bitburg. Derweil sah sich Ottmar Hubert niemals nur als Fußballspieler, Hornbläser oder Sänger. Stets war er auch bereit, sich darüber hinaus für seine Vereine einzusetzen und Verantwortung zu übernehmen. Zehn Jahre war er Schriftführer im Sportverein, elf Jahre lang lenkte er die Geschicke des Musikvereins als dessen Vorsitzender und seit 17 Jahren ist er Kassenwart im Behindertensportclub Bitburg. Doch damit nicht genug. Als "seine Vereine" hat Ottmar Hubert offenbar auch den vormaligen Amtsrat, heute Verbandsgemeinderat Trier-Land, den Ortsgemeinderat, den Pfarrgemeinderat, die Volkshochschule und die Welschbilliger Nachrichten, das örtliche Mitteilungsblatt, betrachtet. Seine Mitgliedschaften in Zahlen: vier Jahre Amtsrat, zehn Jahre Ortsgemeinderat, zwölf Jahre Pfarrgemeinderat, 36 Jahre Volkshochschule und 35 Jahre Welschbilliger Nachrichten. All das zusammen ergibt über den Daumen gepeilt etwa 175 Jahre. Zählt man die aktive Fußballzeit hinzu, sind es sogar rund 210 Jahre. "Gemessen daran, müsste ich heute dreimal so alt sein wie ich wirklich bin", staunt Ottmar Hubert. Dabei hat er noch längst nicht all seine Aktivitäten an den Nagel gehängt. Die Volkshochschule zum Beispiel macht er weiter, obwohl er bereits - auf eigenen Wunsch - verabschiedet wurde. Ein Nachfolger fand sich so schnell nicht. Hubert ließ sich breit schlagen. "Nur vorläufig", hieß es. Längst ist "vorläufig" zum Dauerzustand geworden. "Selbst Schuld, wird mancher denken", sagt Ottmar Hubert und verfällt leicht schmunzelnd ins Philosophieren: "Wen der liebe Gott einmal bei der Arbeit sah, dem gibt er sie immer wieder auf's Neue. Vieles haben wir uns selber aufgeladen. Vieles wird uns aber auch aufgeladen oder wir lassen es uns aufladen. Doch, wie dem auch sei, wichtig ist, dass wir voll dahinter stehen." "Ich weiß wirklich nicht, wie ich das immer geschafft habe", resümiert er rückblickend auf die vielen Tage und Stunden, die er unterwegs war, die er bei vielerlei Anlässen verbrachte, während deren seine Familie auf ihn verzichten musste. Ob er nicht hin und wieder ein schlechtes Gewissen gehabt habe? Die Antwort kommt indirekt: "Es war sicher manchmal des Guten zu viel." Ehefrau Aloisia und die drei Söhne seien nicht begeistert gewesen, wenn er wieder einmal durch Abwesenheit geglänzt habe. Und oft genug gemurrt hätten sie auch. "Dennoch haben sie immer Verständnis gehabt und mich stets unterstützt", betont Ottmar Hubert, "dafür danke ich ihnen."

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