Markante Stimme

SAARBURG. Die Orgelszene in der Region Trier ist eine der aktivsten in der ganzen Republik. In kaum einer Gegend wird mit so vielen Konzerten der Königin der Instrumente Reverenz erwiesen. Da ist es nur verständlich, wenn die katholische Pfarrgemeinde St. Laurentius, neun Monate nachdem ihre neue Orgel eingeweiht wurde, auch in diesem Reigen mitmachen möchte.

Deshalb schuf man den Saarburger Orgelsommer, der in diesem Jahr mit vier Konzerten den organologischen Kulturkalender bereichern soll. Den Auftakt gestaltete der Mönchengladbacher Kantor Reinhold Richter mit einem Programm, das dem belgischen Komponisten und Orgellehrer Nicolas-Jacques Lemmens und seinen Schülern gewidmet war. Ein Programm also, dass sich mit der romantischen Stilepoche der Orgelmusik befasste. Richters Wahl war der Weimbsorgel auf den Leib geschneidert. Die vielfältigen Klangfarben des Instrumentes mit seinen zarten Streichern, grundtönigen Flöten und kräftig dominierenden Zungenstimmen sind geradezu prädestiniert für diese Stilrichtung. Richter wollte die Orgel aber nicht in diesem Klangbild einengen und stellte mit einer Zugabe von Johann Sebastian Bach unter Beweis, dass die barocke Literatur der Saarburger Pfarrei nicht verwehrt ist. Klanggewalt und Virtuosität prägten Richters Auftritt an der Saar. Häufig nutzte er das so genannte "Grand jeu", also die Kombination der Grund- und Zungenstimmen. Lemmens stand am Beginn des Konzertes, dessen Schaffen mit "Fanfare, Cantabile et Final" vertreten war. Beeindruckend erschien die Liste der belgischen und französischen Schüler dieses Meisters, mit denen Richter den weiteren Verlauf gestaltete. Angeführt von großen Namen wie Félix Alexandre Guilmant, dessen Choralvariationen über "Was Gott tut, das ist wohlgetan" erklangen und Charles Marie Widor, aus dessen fünfter Sinfonie Richter den ersten Satz interpretierte. Aber auch heute weniger bekannte Tonsetzer wie Alphonse Mailly (Meditation) und Joseph Callaerts (Toccata e-Moll, Opus 29) ließ Richter erklingen. Richters Spiel zeichnete sich durch eine klare und wohlüberlegte Artikulation aus, die den Werken, der Orgel und der Akustik des Gotteshauses gleichermaßen gerecht wurde. Er verstand es, Akzente zu setzen und die Aufmerksamkeit des erfreulich zahlreichen Publikums gezielt auf die Höhepunkte der Kompositionen zu lenken. Dabei war sein Spiel kein Dozieren, sondern auch Richter, das wurde deutlich spürbar, ließ sich von der Musik begeistern und teilweise mitreißen. Dies führte dann auch dazu, dass er in den virtuosen Passagen Widors und im Finale von Guilmannts erster Sonate doch gelegentlich die Leitplanke touchierte, weil sein Schwung ihn etwas aus der Kurve trug. Mit 27 Registern ist die Saarburger Orgel kein großes Instrument. Es ist aber klangschön und charaktervoll und wird, das hat dieser Nachmittag eindrucksvoll bewiesen, eine wichtige, markante Stimme im Konzert der Orgelregion Trier haben. Fortgesetzt wird der Saarburger Orgelsommer am kommen Sonntag um 17 Uhr. Solist ist der blinde Organist André Pagenel aus Bourges.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort