Maskiert und bewaffnet

KORDEL. Zwei maskierte und bewaffnete Männer überfielen am späten Mittwochabend ein Gasthaus in Kordel. Mehr als 70 Euro sprangen dabei jedoch nicht heraus, dafür sorgte die 64-jährige Wirtin Helga Vollmann. Die Fahndung läuft.

Helga Vollmann, seit 27 Jahren Wirtin, hat sich von dem Schrecken schnell erholt und gestern um 16 Uhr ihr Gasthaus wieder geöffnet. "Ich hatte an diesem Abend noch ein Ehepaar zu Gast, die im Begriff waren, zu gehen", erzählt sie. "Gegen 0.30 Uhr ging plötzlich die Tür auf, und die beiden Männer kamen herein." Einer habe eine schwarze, der andere eine weiße Maske getragen. Das Duo sei mit einer schwarzen und einer silberfarbenen Pistole bewaffnet gewesen. Einer brüllte: "Überfall. Geld her" - so schildert Helga Vollmann den Ablauf. "Ich muss zugeben, dass ich diesen Auftritt im ersten Moment nicht ernst genommen habe." Doch es handelte sich nicht um einen Scherz. Die beiden meinten es ernst. Als die 64-Jährige antwortete, sie habe kein Geld, eröffnete einer der Täter das Feuer - gücklicherweise ging der Schuss in Richtung Decke. Die Wirtin aus Kordel beschreibt beide Räuber als sehr jung. "Sie haben Hochdeutsch gesprochen, ich habe keinen Akzent oder Dialekt herausgehört." Zwischen 16 und 18 Jahre alt, schlank und auffällig groß - detailliertere Beschreibungen der beiden Täter gibt es zurzeit noch nicht. "Beide haben sich sehr unterschiedlich verhalten", erzählt sie. "Derjenige, der geschossen hat, trat sehr brutal auf. Der andere war deutlich ängstlicher."Dann ging die 64-Jährige in die Offensive

Der Schütze befahl der Wirtin, ihre Kasse zu öffnen. Räuber Nummer zwei, der ängstlichere der beiden, sollte sie begleiten. Helga Vollmann beschloss, passiven Widerstand zu leisten. "Ich habe die Kasse geöffnet, die größeren Scheine heimlich nach hinten geschoben und nur die Fünf-Euro-Scheine herausgeholt." Zwischen 60 und 70 Euro überreichte die mutige Wirtin dem maskierten Überfallkommando. Während die Täter noch überlegten, wie ihr Überfall diese aus ihrer Sicht unerfreuliche Wendung nehmen konnte, ging die 64-Jährige in die Offensive. "Ich bin in die Küche gelaufen und habe ganz laut nach meinem Sohn gerufen", sagt Helga Vollmann. Vermutend, dass der laute Alarmruf die Täter verunsichern oder möglicherweise ganz vertreiben würde, rief sie mehrmals "Thomas, komm schnell". Thomas kam natürlich nicht, er war gar nicht vor Ort, aber die Aktion hatte die gewünschte Wirkung. Mit ihrer Beute in Höhe von maximal 70 Euro traten die Räuber den Rückzug an. Helga Vollmann verstärkte den Fluchtimpuls, indem sie dem Duo einen Stapel Teller hinterher warf. Zehn Minuten hat der Spuk gedauert. Um 0.40 Uhr alarmiert die Wirtin die Polizeiinspektion Schweich. "Die Beamten haben schnell reagiert", bestätigt sie. Doch auch wenn der Überfall gescheitert ist - die Flucht ist dem Duo gelungen. "Sie sind zu Fuß geflohen", erinnert sich die 64-Jährige. Die sofort eingeleitete Fahndung blieb bis jetzt ohne Erfolg. Die Beschreibung der Täter ist vage. "Normale blaue Jeans" haben sie getragen, darin sind sich die Augenzeugen einig. Die Polizei vermutet, dass die Waffen Schreckschusspistolen waren. Wer hat am Mittwochabend gegen 0.40 Uhr zwei Männer gesehen, die das Gasthaus Vollmann in verdächtiger Eile verließen? Sind sie in ein Auto eingestiegen? Die Kriminalpolizei Trier nimmt Hinweise unter 0651/ 9779-2253 entgegen.

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