Meditation und innere Einkehr

AYL-BIEBELHAUSEN. (hpü) In aller Herrgottsfrühe machten sie sich betend und singend auf den Weg. Das Ziel von rund 100 Gläubigen aus der Region: die Abteikirche Sankt Matthias in Trier.

Ein Bibelzitat lieferte das Motto für die traditionelle Fußwallfahrt des Dekanates Saarburg: "Ich lasse euch nicht als Waisen zurück." Zurück gelassen haben die mehr als 100 Wallfahrer auf ihrem rund vier Stunden dauernden Marsch von der Biebelhausener Kapelle an Saar und Mosel entlang nach Trier niemanden. Trotz strömenden Regens trafen sie sich um fünf zum Start an dem kleinen Gotteshaus. "Im vergangenen Jahr konnten wir mehr als 200 Leute zählen", berichtet Hans Baltes, Mitorganisator der Veranstaltung. Das schlechte Wetter sei wohl schuld daran, dass viele lieber im warmen Bett geblieben seien. Was bewegte die Gläubigen aller Altersgruppen zur Teilnahme an der Fußwallfahrt, die sicher kein Spaziergang war? - Johann Fisch, Diakon der Seelsorgeeinheit Saarburg-Beurig, erklärt: "Die Leute sehen in der Wallfahrt eine gute Möglichkeit, ihre Anliegen dem Herrgott vorzutragen." Der Fußmarsch mit Gleichgesinnten biete ihnen Gelegenheit zu Meditation und innerer Einkehr. Auch Ursula Koltes ist seit Jahren mit dabei. "Hier", sagt sie, "finde ich die nötige Ruhe, über Dinge nachzudenken, die mich beschäftigen und für die ich mir Hilfe vom Schöpfer erhoffe." Doch nicht nur das Bitten um Hilfe und Finden innerer Einkehr waren Gründe. Elisabeth Ödringer löste mit dem Fußmarsch von Biebelhausen nach Trier ein Versprechen ein. Sie erklärt: "Ich habe mir geschworen: Falls mein Sohn das Abitur schafft, werde ich Gott mit der Teilnahme an der Dekanatswallfahrt danken." Für Dominik Frey ist die Teilnahme selbstverständlich. Zwar war es für ihn das erste, sicherlich aber nicht das letzte Mal. Zurzeit macht der 16-Jährige ein Praktikum in der Pfarrei Saarburg. "Ich möchte Diakon werden", erläutert Frey, während er an der Spitze der rund 50 Meter langen Prozession ein schweres Kreuz zu tragen hat. Dann und wann reicht er das aus Holz und Rebzweigen bestehende Gebilde an einen der Mitmarschierer weiter, denn "geteiltes Leid ist halbes Leid", so der künftige Diakon. Als Leid empfanden wohl die Wenigsten den langen Weg nach Sankt Matthias. Die meisten wollen im kommenden Jahr wieder dabei sein. Mit einer feierlichen Eucharistiefeier fand die Dekanatswallfahrt ihren Abschluss. Für den Rückweg nach Biebelhausen standen allerdings Busse bereit. "Man muss es ja nicht übertreiben", schmunzelt einer der 100 Wallfahrer.

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