Mehr Bildung für eine bessere Welt

Mannebach · Prof. Dr. Bernd Fittkau plädiert in seinem Vortrag in Mannebach dafür, sich mehr um andere zu kümmern.

 Rosalinde Weber, Alexandra Fisch und Werner Weber (von links) schauen sich die Thesen von Prof. Fittkau ganz genau an. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Rosalinde Weber, Alexandra Fisch und Werner Weber (von links) schauen sich die Thesen von Prof. Fittkau ganz genau an. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Foto: Herbert Thormeyer (doth), Herbert Thormeyer ("TV-Upload Thormeyer"

Mannebach "Der Gemeinwohl-Ökonomie gehört die Zukunft", davon ist der Mannebacher Ortsbürgermeister Bernd Gard fest überzeugt. In seinem Dorf hat er schon viel erreicht und seine Ideen fielen mit dem Saarburger Modell auch in Kastel-Staadt, Trassem, Wiltingen und Wellen auf fruchtbaren Boden. Jetzt hat er sich mit Prof. Dr. Bernd Fittkau, einem Psychologen aus Hamburg, wissenschaftliche Unterstützung geholt.
"Es geht um schwierige, grundlegende Fragen unseres Lebens", beschreibt Fittkau die Bedeutung einer notwendigen Veränderung vor rund 80 Zuhörern im Glashaus der Mannebacher Brauerei. Der Hochschullehrer ist Gründungsmitglied der Gemeinwohl-Ökonomie in Hamburg und wissenschaftlicher Beirat der Gesundheits-Präventologen.
Zitiert wird Prof. Kenneth Boulding, ein US-Ökonom mit mehr als 30 Ehrendoktortiteln: "Wer in einer begrenzten Welt an unbegrenztes Wachstum glaubt, ist entweder ein Idiot oder ein Ökonom." Fittkau dazu: "Ich will nicht als Idiot sterben."
Denn die gegenwärtige Form des Wirtschaftens habe zu einer gefährlichen Krisenlandschaft geführt. Auch Papst Franziskus ist der Meinung: "Diese Wirtschaft tötet." Der Referent prangert dazu die enorme, stetig wachsende soziale Ungerechtigkeit an - mit Einkommen von US-Hegdefons-Managern, die auf das 36 0000-fache eines Normalverdieners gestiegen sind. Wieder zwei Zitate, diesmal vom Evolutionsbiologen Edward Wilson: "Wir Menschen haben eine Star-Wars-Zivilisation erschaffen, unterliegen aber zugleich steinzeitlichen Emotionen, besitzen mittelalterliche Institutionen und eine gottgleiche Technologie." Und Philosoph Karl Popper: "Hören die Menschen auf, für eine offene Gesellschaft zu kämpfen, ist es mit allem vorbei: mit der Freiheit, mit der Demokratie und mit der Marktwirtschaft."
Fittkaus Gegenmittel heißt Bildung, mit der Diktatoren, Despoten und Krisen verhindert werden könnten: "Wir können, wenn wir nur wollen." Es gebe Hoffnung, aber auch berechtigte Zweifel. Der Professor entlässt seine Zuhörer als "Bildungsbeauftragte ihres Familien-, Freundes- und Bekanntenkreises". Es sei ein Auftrag an sich selbst, eine freie, bürgerliche Selbstermächtigung.
"Das kann mit einem Kaffeekränzchen oder einem Stammtisch beginnen", findet Bernd Gard. Man müsse wieder mehr miteinander reden. Ortsbürgermeistern komme da eine Schlüsselrolle zu, gerade bei der Nutzung der modernen Medien, mit denen man in Kontakt bleiben kann. In den Orten, die das Saarburger Modell umsetzen, gibt es bereits "ehrenamtliche Experten". "Jeder von uns muss versuchen, als Teil des Problems auch Teil der Lösung zu werden", sagt Prof. Fittkau.
Für Bernd Gard wäre eine Art Belohnungssystem für Kommunen, in denen sich die Menschen umeinander kümmern, ein guter Ansatz. Alexandra Fisch aus dem Mannebacher Ortsteil Kümmern sagt: "Der Vortrag war sehr informativ." Vom Ich müsse man aufs Wir kommen. Es fehlen immer noch Leute, die etwas für die Gemeinschaft tun, ohne zu fragen "Was bringt mir das?". Nur so könne der soziale Frieden erhalten bleiben.
Werner Weber aus Mannebach hat als Mitinitiator der Traumschleife 111 etwas getan: "Egoismus und die Kluft zwischen Arm und Reich sind gefährlich." Bei noch nie vorher gekanntem Wohlstand habe man keine Zeit mehr füreinander.
Diese Entwicklung habe sich seit 40 Jahren schleichend eingestellt. Dabei bleiben viele Kinder auf der Strecke, weil ja auch die Großeltern keine Zeit mehr haben.
Rosalinde Weber, seine Frau, fordert: "Wichtig ist, unsere Jugend zu motivieren, mitzuhelfen, Verantwortung zu übernehmen und ihr Dorf voranzubringen." Wer nicht gefordert wird, neige eher dazu, wegzuziehen: "Aber wir brauchen doch gerade Leute, die im Dorf verwurzelt sind."
Traditionen wieder aufleben zu lassen, das würde auch helfen, sagt Bernd Gard. Aktivitäten anregen, diskutieren, sich gegenseitig helfen, das sei Demokratie, die auch durchaus etwas kosten dürfe: "Mit zehn bis 20 Euro im Monat von 200 bis 300 Leuten könnte vieles erreicht werden, eine ganze Infrastruktur für Gemeinschaft, Miteinander, Gesundheit und gesunde Ernährung."
Gard hat für die Veranstaltung Unterstützung aus dem Bundesprogramm Demokratie leben erhalten. Für 2017 stehen dort 108 Millionen Euro zur Verfügung.
Mehr Infos gibt es im Internet unter <%LINK auto="true" href="http://www.bmfsfj.de" text="www.bmfsfj.de" class="more"%>
Extra: VERÄNDERUNG ALS CHANCE


Die Thesen von Prof. Dr. Fittkau sind auf einem Plakat (siehe Bild) zusammengefasst: "Du musst dein Leben ändern" ist eine sehr positive Botschaft, denn so können Menschen ihr Leben zum Besseren weiterentwickeln und so ein menschenwürdiges Leben für alle ermöglichen. Es gibt zwei Möglichkeiten, wie sich Menschen ändern: durch Vernunft oder durch Gewalt. In einer offenen Gesellschaft leben kluge Bürger, die mitdenken, mitreden und mithandeln, eine Alternative zur Alternativlosigkeit.

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