Mehr Exotik für den Riesling?

Lagen wie die Ayler Kupp oder der Serriger Vogelsang sind für die edlen Tropfen bekannt, die aus ihren Trauben gewonnen werden. Doch mit dem Klimawandel könnten sich die Bedingungen für den Weinbau in der hiesigen Region grundlegend ändern - und damit die Winzer vor neue Herausforderungen stellen.

 Der Wein ist nach wie vor ein starker Wirtschaftsfaktor für die VG Saarburg. Foto: Verbandsgemeinde Saarburg

Der Wein ist nach wie vor ein starker Wirtschaftsfaktor für die VG Saarburg. Foto: Verbandsgemeinde Saarburg

Saarburg. "Noch kommen uns die steigenden Temperaturen zugute", sagt die Saarburger Winzerin Christiane Wagner. Armin Appel, ebenfalls Winzer aus Saarburg und Vorsitzender des Vereins "Freunde des Saarweins", stimmt ihr zu: "Wir hatten seit gut 20 Jahren keine schlechte Ernte mehr."

Probleme könnten den Winzern allerdings die klimatischen Schwankungen bereiten: später Frost sowie extreme Hitze und Kälte. "Das kann Ernteausfälle zur Folge haben", erklärt Wagner. Außerdem könnten sich wegen der steigenden Temperaturen Schadenserreger aus südlicheren Regionen in den Weinbergen einnisten, gegen die es meist noch keine Gegenmittel gebe, fürchtet Wagner.

"Es treten mittlerweile Krankheiten auf, die es vor zehn bis 15 Jahren bei uns noch nicht gegeben hat", erklärt Appel - allen voran die Schwarzfäule. Bis ein Gegenmittel in Deutschland erlaubt sei, dauere es meist etwa zehn Jahre. Claus Piedmont vom Weinbauamt Wittlich sieht im Pflanzenschutz dagegen kein Problem. Mittel gegen die Krankheiten seien vorhanden. Doch die Herstellerfirmen würden häufig lange mit der Beantragung der Genehmigung warten, da diese kostspielig sei.

Einig sind sich die Winzer, dass sich der Geschmack des Weins wegen des Klimas verändern könnte. "Das haben wir schon 2003 bemerkt, als es im Sommer sehr trocken und heiß war", erklärt Wagner. Die Fruchtnoten seien exotischer gewesen, die Säurewerte niedriger, der Alkoholgehalt höher. Diese Eigenschaften könnten künftig verstärkt charakteristisch für die Saar-Weine sein. "Der Wein würde allerdings an Fruchtigkeit und Leichtigkeit verlieren", sagt Appel.

Piedmont betrachtet die schwankende Verteilung des Niederschlags als größtes Übel. Regne es über mehrere Wochen nicht, entstehen stärkere Aromen, die bis hin zu Petroltönen reichen können.

Dass das hiesige Klima zu warm werden könnte für den Anbau von Rieslingtrauben, ist aus Sicht von Appel in den nächsten Jahren nicht denkbar: "Es wird sicher 20 bis 30 Jahre dauern, bis wir uns über Rebsorten Gedanken machen müssen." Wagner erklärt: "Wir sind wegen des Bodens, des Klimas und der Tradition auf den Riesling festgelegt." Über eine Umstellung auf andere Rebsorten werde noch nicht nachgedacht.

Riesling erlebt derzeit Hochphase



Im Gegenteil, findet Appel. "Der Riesling spielt die dominante Rolle - Tendenz steigend." Die ohnehin geringe Bedeutung des Rotweins nehme noch weiter ab. "Einige Rotweinflächen, die Mitte der 90er Jahre gepflanzt worden sind, werden jetzt gerodet."

Über eine sinkende Nachfrage können die Saarburger Winzer trotz Wirtschaftskrise nicht klagen - das sagt zumindest Christine Wagner: "Selbst jetzt ist der Konsum stabil." Appel spricht sogar von einer "Hochphase beim Riesling" - vor allem im Ausland. "Er ist gefragter denn je."

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