Mehr als Sitztanz

KANZEM. Ein in unserer Region seltenes Angebot für demenzkranke und geistig verwirrte ältere Menschen gibt es seit kurzem in Kanzem. An jedem Montag betreuen eine Altenpflegerin und zwei weitere Fachkräfte eine kleine Gruppe von morgens bis nachmittags in der Alten Schule. Die Resonanz ist gut.

Mit über den Köpfen gefalteten Händen sitzen fünf Frauen und zwei Männer im Kreis in der Alten Schule in Kanzem. "Und jetzt führen wir die Hände langsam wieder am Körper vorbei herunter und atmen tief aus", fordert Sozialpädagogin Monika Mees die Gruppe in freundlichem Tonfall auf. "So tanken wir ganz viel Sauerstoff, und warm wird uns auch noch dabei", sagt sie. Die Übung, bei der es auch darum geht, zu einem gesungenen Text im Sitzen Arme und Beine so weit wie möglich einzusetzen, wird einige Male wiederholt. Und dabei tritt zu Tage, was Teil der Demenzerkrankung ist. Denn nicht alle können den Aufforderungen Monika Mees' problemlos folgen. Der Sitztanz ist an diesem zweiten Montagmorgen seit Bestehen der Gruppe der erste Unterhaltungspunkt. Zuvor haben die Frauen und Männer in der Küche der Alten Schule mitgeholfen, das Mittagessen vorzubereiten. "Das ist ein ganz wichtiger Aspekt während unserer Zusammenkünfte", erläutert Altenpflegerin Anne Kammer, die die Gruppe auf privater Basis - unterstützt durch die Alzheimer Gesellschaft Region Trier - ins Leben gerufen hat. "Gerade die Frauen haben sich in der Regel ihr Leben lang um die Essenszubereitung gekümmert, und daher können sie das auch heute noch gut", sagt Kammer. Grüne Soße, Kartoffeln und Salat soll es an diesem Mittag geben. Sichtlich stolz berichtet einer der beiden Herren der Gruppe, er habe heute schon Kartoffeln geschält. Gegen 12 Uhr essen die 70- bis 80-Jährigen gemeinsam mit Anne Kammer, Monika Mees und Krankenschwester Pia Michels. Allerdings packen die Besucher, wie Anne Kammer sie nennt, nur bei den Vorbereitungen mit an. Das Essen zaubert Köchin Emmi Karl, die Kammer aus früherer Zusammenarbeit her kennt, auf den Tisch - ehrenamtlich. Auch nach dem Essen geht das Betreuer-Trio auf die Wünsche der Besucher ein. Kammer: "Wer ein bisschen ruhen möchte, legt sich hin. Wenn jemand spazieren gehen möchte, geht eine von uns mit ihm oder ihr raus." Am Nachmittag gibt es noch einmal eine gemeinsame Beschäftigung. "Wir singen, machen Sitztanz, basteln, backen oder erzählen einfach", sagt Anne Kammer. Jeden Montag von 9 bis 16 Uhr kümmert sich das Trio um die Demenzkranken. "Zum einen geht es darum, die Angehörigen zu entlasten. Zum anderen haben wir aber auch die Zeit, uns einen ganzen Tag lang intensiv mit den Kranken zu befassen. Das ist häufig für Angehörige, die arbeiten oder Familie haben, nur schwer möglich." Ihr sei wichtig, der Gruppe an den Montagen einen möglich normalen Alltagsablauf zu bieten. "Und wir wollen die Besucher so weit fördern wie möglich. Deshalb helfen sie beispielsweise auch in der Küche mit." Wer Infos zur kostenpflichtigen Gruppe haben möchte, kann sich mit Anne Kammer unter Telefon 06581/7218 in Verbindung setzen.

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