Mehr als nur Chauffeur spielen

SERRIG/TABEN-RODT. (red) "Jeder Tag ist anders, an jedem Tag kann etwas Neues passieren, und mit jedem Betreuten muss man völlig anders umgehen. Und: Man kann gemeinsam sehr viel Spaß haben." Das sagt der 19-jährige Florian Pfeifer. Der junge Mann aus Taben-Rodt nimmt seit August 2005 am Projekt der Arbeitsstelle Soziale Lerndienste des Bistums Trier "Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) statt Zivildienst" teil.

Einsatzstelle von Florian Pfeifer ist das Wohnheim des Hofguts Serrig. Auf dem Hofgut arbeiten rund 160 geistig und mehrfach behinderte Menschen etwa in der Landwirtschaft, Töpferei oder Schreinerei. Die Arbeit zielt - wie Pfeifer es beschreibt - darauf ab, Menschen mit geistiger Behinderung individuell zu fördern und ihnen die Teilhabe am Arbeitsleben zu ermöglichen. Willkommene Alternative

Im Rahmen des Projekts "FSJ statt Zivildienst" bietet das Bistum jungen Männern die Möglichkeit, ein FSJ zu machen und damit gleichzeitig ihre Zivildienstpflicht zu erfüllen. Für Florian Pfeifer ist das Projekt eine willkommene Alternative zum Zivildienst: "Im FSJ habe ich andere und mehr Aufgaben als beim gewöhnlichen Zivildienst, bei dem man oft etwa im Fahrdienst oder für Hausmeister-Arbeiten eingesetzt wird. Ich wollte aber in einer sozialen Einrichtung auch mit den dort betreuten Menschen arbeiten, um mich zugleich beruflich zu orientieren." Im Wohnheim des Hofguts Serrig hat er die Aufgabe, die Menschen mit Behinderung in ihrer Freizeit zu betreuen. Dazu gehört etwa die Hilfe bei der Körperpflege, beim Duschen, Baden oder Rasieren, die Vorbereitung von Mahlzeiten, das Putzen der Zimmer, die Begleitung zu Arztbesuchen oder zum Einkauf. "Auch bei Freizeitaktivitäten wie Wochenend-Ausflügen oder beim Sport bin ich für die behinderten Menschen da", erzählt Pfeifer. Doch nicht nur die Arbeit macht Pfeifer viel Spaß, sondern positiv sieht er auch die pädagogische Begleitung durch das Bistum. Denn eine Besonderheit des Projekts sind Seminarwochen, zu denen sich die rund 30 jungen Männer fünfmal im Laufe des Jahres treffen. Dabei wird über Themen wie "Behinderung" oder "Soziale Brennpunkte" gesprochen. "Wir ermutigen die jungen Männer, sich mit politischen, sozialen und religiösen Fragen auseinander zu setzen", sagt Projektleiterin Kerstin Hammer. Die FSJler könnten mitbestimmen, welche Themen behandelt würden, wobei es wichtig sei, dass das Thema einen konkreten Bezug zur Arbeit und Lebenssituation der jungen Männer habe. Ein Konzept, das bei Florian Pfeifer ankommt: "Nicht nur die Themen sind interessant, sondern man lernt viele nette Leute kennen, die das gleiche machen wie man selbst." Kerstin Hammer erläutert, dass junge Männer, die sich für "FSJ statt Zivildienst" interessieren, zwischen 16,5 und 23 Jahre alt und als Kriegsdienst-Verweigerer anerkannt sein müssen. "Sie erhalten ein Taschengeld, Fahrtkosten werden erstattet, die Beiträge zur Sozialversicherung werden übernommen, das Kindergeld wird weiter gezahlt", sagt sie. Ein Ziel des Projekts sei es, den jungen Männern zu vermitteln, dass die zwölf Monate nicht nur eine Zeit des sozialen Dienstes seien, sondern vor allem eine Zeit, die sie für sich selbst, für ihre persönliche und berufliche Orientierung, nutzen könnten. Genau diese Erfahrung hat Florian Pfeifer schon gemacht. Daher würde er auch anderen jungen Männern "auf jeden Fall" empfehlen, FSJ statt Zivildienst zu machen, erklärt Pfeifer. Wer Interesse an dem Programm "FSJ statt Zivildienst" hat, erhält weitere Informationen bei der Arbeitsstelle Soziale Lerndienste des Bistums Trier, Telefon 0651/7105-162 oder -564, E-Mail kerstin.hammer@bgv-trier.de

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