Meilenstein der Entwicklung oder "tote Fläche"?

SAARBURG. Ohne erkennbare Annäherung zwischen Gegnern und Befürwortern ist die öffentliche Diskussion über das geplante Gewerbe- und Industriegebiet "Irscher Straße II" zu Ende gegangen. Landrat Groß kündigte an, bei einer weiteren Veranstaltung die strittigen Lärmschutzfragen mit einem Gutachter und den betroffenen Grundeigentümern zu erörtern.

Zu der Diskussion hatten die Kreisverwaltung, die Verbandsgemeinde und der Zweckverband Wirtschaftsförderung im Trierer Tal eingeladen. Schon die kurzfristig veröffentlichte Einladung sorgte unter den weit mehr als 100 Besuchern für Ärger. Stadtbürgermeister Franz-Josef Platt etwa gab an, von dem Termin aus der Zeitung erfahren zu haben. Lothar Weis, Geschäftsführer des Zweckverbandes, erwiderte, er habe zwei Tage lang vergeblich versucht, Platt telefonisch zu erreichen.Saarburg gingen 80 Arbeitsplätze verloren

Im Zentrum der Diskussion stand die Frage, ob Saarburg überhaupt ein neues Gewerbegebiet brauche, oder ob auf dem etwa 60 Hektar großen Gelände an der B 51 nicht besser ein Wohngebiet entstehen solle. Groß, stellvertretender Vorsitzender des Zweckverbandes, sagte, er könne den Widerstand gegen das Projekt "einfach nicht verstehen". Ein neues Gewerbegebiet sei für Saarburg aus wirtschaftspolitischen Gründen nötig. "Sorgen Sie dafür, dass sich Ihre Stadt entwickeln kann", appellierte er an die Zuhörer. Zweckverbands-Geschäftsführer Weis erklärte, er habe erst kürzlich die Anfrage eines Unternehmens bekommen, das im südlichen Landkreis eine Niederlassung mit 80 Arbeitsplätzen errichten wolle. Doch aus Mangel an geeigneten Flächen in Saarburg habe er der Firma ein Terrain in Konz anbieten müssen. Sowohl Weis als auch Groß wiesen darauf hin, dass der Saarburger Stadtrat noch Ende Juni 2003 einstimmig den Flächennutzungsplan für das Gebiet abgesegnet habe. Auch Bürgermeister Günther Schartz vertrat die Meinung, dass sich Menschen dort niederlassen und auch einkaufen würden, wo sie Arbeit fänden. Mehrere Saarburger Bürger sprachen sich während der Versammlung ebenfalls für das Gewerbegebiet aus. Andere lehnten es jedoch strikt ab. Ein Grundeigentümer, der sich bislang weigert, seine Flächen an den Zweckverband zu verkaufen, bezweifelte, dass es in Saarburg Bedarf für ein derart großes Projekt gebe: "Das wird immer eine tote Fläche bleiben." Schon vor Jahren hatten sich einige Grundbesitzer zu einer Interessengemeinschaft (IG) zusammen geschlossen. Die IG sei keineswegs generell gegen die Ausweisung von Gewerbeflächen, so einer ihrer Vertreter. Sie schlage allerdings vor, auf dem Gelände ein gemischtes Wohn- und Gewerbegebiet zu errichten.Groß: Wohngebiet eine Illusion

Ein anderer Redner vertrat die Meinung, man solle auf dem Terrain ein reines Wohngebiet ausweisen. Schließlich könne man ein neues Gewerbegebiet auch in der Umgebung der Stadt installieren. Außerdem gebe es noch immer freie Gewerbeflächen. Ein Grundbesitzer schlug vor, das Gelände in ein Wohn- und ein Gewerbegebiet zu teilen. Er wies darauf hin, dass einige Eigentümer ihre Flächen erst vor wenigen Jahren erworben und zum Teil wesentlich mehr bezahlt hätten als die nun vom Zweckverband gebotenen 2,80 Euro pro Quadratmeter. Landrat Groß bezeichnete den Wunsch nach einem Wohngebiet wegen der Nähe zum Gewerbegebiet Irscher Straße I als "Illusion". Dies sei wegen der geltenden Immissionsschutz-Vorschriften nicht möglich; dies hätten Gutachten ergeben. Er schlug vor, den Punkt noch einmal im Beisein eines Gutachters mit den Grundeigentümern zu erörtern.

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