Meisterliches Geburtstags-Geschenk

MEHRING. Mit 21 Jahren beenden viele junge Leute gerade einmal die Berufsschule. Michael Schlag aus Mehring, der heute seinen 21. Geburtstag feiert, ist schon einen Schritt weiter: Am Samstag hat er seine letzte Prüfung bestanden und ist der jüngste Estrichleger-Meister in Rheinland-Pfalz.

Über seine Freundin möchte er nicht so gerne reden, sagt Michael Schlag und lächelt etwas verlegen. Wenn er so dasitzt, mit seiner modischen Kurzhaarfrisur und einer Cola-Dose in der Hand, möchte man ihm eigentlich eher zur bestandenen Gesellenprüfung gratulieren als zum Meisterbrief.Doch wenn der 21-Jährige routiniert über Terrazzo-Böden, Energiespar-Verordnungen oder DIN-Normen referiert, wird schnell klar, warum die Handwerkskammer Trier in seinem Fall eine Ausnahme machte und ihn ohne die sonst übliche fünfjährige Berufserfahrung zum Meisterkurs zuließ.Gerade einmal zwei Jahre ist es her, seit Schlag seine Lehre als Estrichleger abgeschlossen hat. Seitdem arbeitet er im väterlichen Betrieb mit. Er habe schon immer vorgehabt, auch die Meisterprüfung abzulegen, erzählt er. Dass er dann bei der Handwerkskammer um eine Ausnahmegenehmigung nachsuchte, hat allerdings einen traurigen Hintergrund: Vater Günter Schlag erlitt im Jahr 2002 einen Arbeitsunfall, der ihn zur Aufgabe seines Berufes zwang. Plötzlich fehlte dem Mehringer Familienbetrieb der Meister - nicht zuletzt für die Ausbildung der Lehrlinge.Also machte sich Sohn Michael auf, um in Kassel die Meisterschule zu besuchen - zweimal sechs Wochen Blockunterricht im Sommer und im Herbst. Von zu Hause fort zu sein, habe er schon von der Lehre her gekannt, sagt Schlag. Die Freiheit in der Ferne habe er allerdings kaum genießen können: "Ich war froh, wenn ich nach zwölf Stunden Unterricht abends im Bett war."Eine Woche Urlaub hat sich der Jung-Meister in diesem Jahr gegönnt, ansonsten drehte sich sein Leben vor allem um Meisterschule, Lehrbücher und Prüfungen. "Ich bin schon froh, dass der Stress jetzt vorbei ist", sagt Schlag.Vielleicht kann er jetzt auch wieder öfter ins Fußball-Training zum TuS Longuich gehen, bei dem er im Mittelfeld kickt. Doch Schlag weiß, dass es für ihn auch ohne Prüfungen kaum beschaulich werden wird in den nächsten Monaten. "Die eigentliche Ausbildung kommt jetzt erst." Denn was er im vergangenen Jahr über Buchhaltung und Menschenführung gelernt hat, gilt es nun in der Praxis anzuwenden. Angst, gegenüber den 30 meist älteren und erfahreneren Mitarbeitern den Ton anzugeben, hat der Juniorchef aber nicht: "Die meisten kenne ich schon seit mehr als zehn Jahren, außerdem haben wir ein sehr familiäres Klima im Betrieb."Als kleiner Junge im Zement gerührt

Vor mehr als zehn Jahren entdeckte Michael sein Interesse für das väterliche Handwerk: Schon als kleines Kind habe er mit Wonne - und nicht immer zur Freude der Eltern - im Zement gerührt, erzählt Vater Günter.Der 49-Jährige ist froh, dass sein Sohn den von ihn gegründeten Betrieb übernehmen will: "Das ist heute im Handwerk nicht mehr selbstverständlich."Doch Sohn Michael fiel die Entscheidung nicht schwer: "Ich muss abends sehen, was ich den Tag über geschafft habe", sagt er. Das dürfte nun allerdings etwas schwieriger werden, denn nach den Betriebsferien über die Weihnachtstage wartet auf den frisch gebackenen Meister vor allem Büroarbeit.Dennoch denkt er schon jetzt an den nächsten Schritt: die Zulassung als Gutachter. Bevor er auch bei dieser Prüfung einen neuen Altersrekord aufstellen kann, muss er allerdings noch etwas warten. Denn Bedingung für eine Zulassung als Gutachter sind mindestens fünf Jahre Berufserfahrung als Meister.Am Mittwoch in Kreis ganz nah: Die Bekonder ziehen im "Ortsgespräch" Bilanz eines turbulenten Jahres.

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