"Mier wellen och ebbes Siesses"

HERMESKEIL. (red) Den Einmarsch der Amerikaner werden wohl alle, die ihn erlebt haben, nicht vergessen. Für Bernhardine Peters aber und ihren jüngeren Cousin war das Kriegsende doppelt einprägsam, da sie einen Schutzengel hatten.

Es müsste an einem Tag im März 1945 gewesen sein, ich war knapp vier Jahre alt; mein Cousin Manfred war noch über ein Jahr jünger, als amerikanische Panzer in unser Dorf rollten. Im Laufe des Vormittags kontrollierten die Soldaten alle Häuser des Dorfes, sogar in unserem Gewölbekeller schauten sie nach, ob keine deutschen Soldaten versteckt seien. Unser damaliger Pastor Otto Wendling, hatte am Pfarrhaus ein weißes Tuch herausgehängt und konnte sich auch mit den Soldaten unterhalten, da er die englische Sprache beherrschte. Diese behandelten ihn mit großem Respekt. Einige besuchten sogar die Sonntagsmesse.Jeep kracht in Gartenmauer

Wir Kinder schauten uns neugierig und arglos das Treiben im Dorf an. Hinter dem Haus meiner Tante saßen Soldaten auf einer Bank. Meine älteren Cousinen - aus Trier evakuiert - und der ebenfalls ältere Cousin bekamen Schokolade und Kaugummi von ihnen geschenkt. Natürlich wollten wir beiden Kleinen auch etwas Gutes haben. An der Kreuzung vor unseren Häusern hielten sich auch Soldaten auf. Mutig nahm ich meinen kleinen Cousin an der Hand und zog ihn zu der Milchbank, auf der sich die Männer niedergelassen hatten. "Mier wellen och ebbes Siesses", verlangte ich keck. Ein farbiger Soldat zeigte uns seine schneeweißen Zähne. Da verzogen wir uns eilig und stiegen auf das Gartenmäuerchen vor der alten Schule. In diesem Moment trat meine Mutter aus unserer Haustüre. "Kommt sofort her zu mir", rief sie. Folgsam wie wir waren, hüpften wir von dem Mäuerchen herunter und liefen zu meiner Mutter. In diesem Moment krachte es hinter uns. Ein Jeep, der mit hoher Geschwindigkeit die abschüssige Dorfstraße herunter kam, knallte an besagtes Mäuerchen, so dass die Teile durch die Gegend flogen und das Fahrzeug erst knapp vor der Schule zum Stehen kam. Zitternd nahm uns Mutter in die Arme, und wir waren glücklich, dass wir mit dem Schrecken davon gekommen waren. Auch freute sich die ganze Familie, dass endlich der Krieg zu Ende war. Etwas Süßes wäre für uns Kinder das Höchste gewesen. Wir hatten zwar einen kleinen Laden im Haus, aber es gab als Zuteilung höchstens mal ein Fass Salzheringe oder ein paar Tütchen "Ähnelnd Leberwurst". Da wir aber so genannte Selbstversorger waren, war auch das nicht für uns gedacht. Bernhardine Peters ist Jahrgang 1941. Den kleinen Laden gibt es übrigens immer noch (mit vielen Süßigkeiten).

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