Milchpreis im Abwärtstrend

THALFANG. Milcherzeuger, die überleben wollen, müssen sich schleunigst auf härtere Marktbedingungen einstellen. Mit dem für 2015 beschlossenen Ausstieg aus der längst ungeliebten Milchquote droht ein massiver Preisverfall. Das war bei einer Milch-Info-Veranstaltung des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau (BWV) in Thalfang zu hören.

Düstere Aussichten für Milchproduzenten. Mit dem von der Politik gewollten und bereits beschlossenen Ausstieg aus der Milchquote werden wohl keine besseren Zeiten für die Betriebe anbrechen. Das jedenfalls war der Tenor einer Milch-Info-Veranstaltung des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau (BWV). Wer dem Ende der ursprünglich zur Preisstabilisierung eingeführten Reglementierung bisher noch positiv gegenüber gestanden hat, muss sich schleunigst für härtere Zeiten wappnen. Zwar werden die Erzeuger dann nicht mehr drei bis vier Cent pro Liter Milch zahlen müssen, um diese überhaupt produzieren zu dürfen. Dennoch ist nicht mit einer Entspannung, sondern mit weiterem Preisverfall zu rechnen.Europäische Union stockt Quoten weiter auf

Denn statt die Milchproduktion bis zum Ausstieg 2015 zu drosseln oder zumindest einzufrieren, stockt die Europäische Union die Quoten weiter auf. Dabei liegen diese schon heute europaweit um rund 25 Prozent über dem eigentlichen Verbrauch. Die Folge der gezielten Überproduktion: Ein Verfall des EU-Milch-Preises, der bisher noch an die 30 Prozent über Weltmarktniveau liegt. Von heute knapp 2000 Milcherzeugern in Rheinland-Pfalz haben daher nur die Chancen, die zeitig für ihre Liquidität sorgen, mahnt Karin Bothe, Stellvertretende Hauptgeschäftsführerin des BWV. Von der Frage "Werden wir 2015 in Milch ertrinken?" sollte sich aber keiner Bange machen lassen, sagt die Agrar-Ingenieurin. Hänge dies doch von vielen Faktoren ab, so etwa auch von der etwaigen Steigerung des Verbrauchs. Doch die Milcherzeuger sollten sich der Risiken bewusst sein, die mit dem Ausstieg drohen. Um diesen gegenzusteuern, regt Andrea Höller, Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Eifel, eine Überprüfung der Produktionskosten an. Betriebsergebnisspannen einzelner Betriebe zeigten, dass es Verbesserungsmöglichkeiten gebe. Kämpfen müssten allerdings diejenigen, die größere Investitionen drückten. Höllers Fazit eines Vergleichs mit bundesdeutschen Spitzenbetrieben macht dennoch Mut: "Unsere Betriebe sind wettbewerbsfähig." Höchste Zeit für den Ausstieg ist es nach Ansicht von Hans-Jürgen Sehn, Vorsitzender des Fachausschusses Milch und Aufsichtsratsvorsitzender Hochwald Nahrungsmittel-Werke. So sehr der Verband vor Jahren um die Quote gekämpft habe, gebe es "auf so tiefem Niveau" nichts mehr zu schützen. Statt dessen sieht er die Molkereien gefordert, die zu viel produzierte Milch in der EU abzusetzen. Die Niederlande exportierten 70 Prozent ihrer Milch, mahnt Bauernverbandspräsident Leo Blum eine Geschlossenheit der Molkereien an. Doch auch die Betriebe müssten die Zeichen erkennen. Größtes Handicap sei, so Kreisvorsitzender Manfred Zelder, die fehlende Planungssicherheit. Könne doch derzeit keiner sagen, wie sich der Grundpreis von heute 25 Cent pro Liter Milch entwickele. Die vierte und letzte Milch-Info-Runde war wegen des guten Wetters und der parallelen Jahreshauptversammlung des Maschinenrings Trier-Wittlich schwach besucht. Anders als bei den vorherigen Terminen in Prüm, dem Rhein-Lahn-Kreis und im Westerwald kamen nur 70 Bauern.

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