Mit 16 wählen? Eher "nein danke"

WALDRACH. Vor der Landtagswahl hatten sich zwei zehnte Klassen der Regionalen Schule Waldrach im Sozialkundeunterricht mit dem Thema "Wahlen und Politik" befasst. Anschließend fragte der TV nach den Stimmungen und Meinungen der Jugendlichen.

 Für sie sind Wahlen und Politik kein Buch mit sieben Siegeln mehr: Die Klassen 10 a und 10 b der Regionalen Schule Waldrach. Foto: Friedhelm Knopp

Für sie sind Wahlen und Politik kein Buch mit sieben Siegeln mehr: Die Klassen 10 a und 10 b der Regionalen Schule Waldrach. Foto: Friedhelm Knopp

Wenn die rheinland-pfälzischen Wahlberechtigten am Sonntag zur Stimmabgabe aufgerufen sind, können die im Schnitt 16- bis 17-jährigen Schülerinnen und Schüler der Klassen 10 a und 10 b noch nicht in die Wahlkabine treten - dennoch werden die meisten von ihnen das Geschehen mit Interesse verfolgen. Im Unterricht mit Sozialkundelehrer Arne Thau hatten sie sich gezielt mit der Wahl-Thematik befasst und sich im Internet über den Wahl-O-Mat von der Bundeszentrale für politische Bildung ein eigenes Wählerprofil erstellt. "Zunächst wurde untersucht, wer am Sonntag zur Wahl steht. Anschließend haben wir die beteiligten Parteien analysiert und auch die besonderen Charakteristika von radikalen Gruppierungen herausgearbeitet", sagt Sozialkundelehrer Thau. Außerdem habe er den Aufbau eines Stimmzettels erklärt und die Bedeutung von Erst- und Zweitstimme. "Das war schon gut so, denn wir hatten noch nie einen Stimmzettel in der Hand", erklären die Jugendlichen einmütig. Eher zwiespältig ist das Bild, das 16- bis 17-Jährige heute von den Politikern haben: "Viele Politiker reden viel, halten wenig, und sorgen sich hauptsächlich um ihr eigenes Fortkommen. Aber viele andere wollen auch wirklich etwas verändern und sind deshalb in die Politik gegangen." Eher abstoßend wird das "Wahlkampfspektakel" empfunden - mit Straßen, die "zugehängt sind mit Politikerköpfen und Sprüchen". Diese Bilder haben sich den Jugendlichen aber nicht erst seit gestern eingeprägt - das politische Erleben geht bei vielen schon bis in die spätere Kindheit zurück. So erinnern sich nicht wenige deutlich an das Duell zwischen Kohl und Schröder vor der Bundestagswahl 1998, die für viele offenbar das erste politische Großereignis in ihrem Leben darstellte. Deutlich wird in der Runde auch die Bedeutung des Elternhauses bei der politischen Willensbildung. In den meisten Familien ist die Politik zumindest vor wichtigen Wahlen ein regelmäßiges Thema. Sehr unterschiedlich gehen die Eltern dabei mit ihrer eigenen politischen Meinung um: Einige verschweigen ihren Kindern grundsätzlich, wen sie wählen. Andere deuten zumindest durch Missfallensbekundung oder Beifall in den Abendnachrichten an, wohin für sie der (politische) Hase läuft. Doch egal, ob offene oder verdeckte Meinungsäußerungen der Eltern - die meisten Schüler sind überzeugt, dass "die Eltern ihre Kinder immer irgendwie politisch beeinflussen". Spontan entflammt schließlich eine Diskussion über das angemessene Wahlalter. Soll man mit 16 schon wählen dürfen? Wer nun denkt, dass sich in dieser Altersklasse die Frage von selbst beantworten würde, der irrt - am Ende ist eine knappe Mehrheit sogar gegen die Herabsetzung des Wahlalters. "Wer schon mit 16 wählen dürfte, würde sich auch schon viel früher für Politik interessieren", lautet das Hauptargument der "Verjüngungs-Befürworter". Und sie sagen auch, dass viele Jugendliche gerne etwas bewegen wollten - aber sie würden ja gar nicht erst gefragt. Die größere Gruppe hält jedoch ein Wahlalter von 16 Jahren für verfrüht, "weil viele 16-Jährige ohne Ahnung über die Parteien wählen würden und dann die Gefahr besteht, dass gerade radikale Gruppen Einfluss nehmen können". In der Testwahl ist von Radikalisierung nichts zu spüren. Die 20 Jugendlichen geben der SPD mit 14 Erst- und zwölf Zweitstimmen den klaren Vorzug. Auf Rang zwei kommt schon abgeschlagen die FDP (vier Zweitstimmen), gefolgt von der CDU (drei Zweitstimmen ). Schlusslicht sind die Grünen (eine Zweitstimme).

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