Mit Tempo 100 durch den Ort

LONGEN. Über eine schlechte Verkehrsanbindung können die Bewohner Longens nicht klagen: Die B 53 führt mitten durchs Dorf. Allerdings auch zum Leidwesen der Anlieger.

Im Gespräch mit dem TV kokettierst Ortsbürgermeister Hermann Rosch ein wenig mit der Überschaubarkeit des Dorfes. "Wir sind der kleinste Ort in der Verbandsgemeinde Schweich und der zweitkleinste im Kreis Trier-Saarburg", sagt Rosch. Für eingefleischte Städter, die es eher betriebsam mögen, erscheint Longen wenig attraktiv: 90 Einwohner mit verhältnismäßig hohem Seniorenanteil, kein Geschäft, kein Lokal, kein Kindergarten. Wer einem Verein beitreten will, muss dies in Mehring tun. Auch die Kinder gehen in Mehring zur Grundschule und kirchlich gehört Longen ebenfalls zur katholischen Gemeinde Mehring.Rund 15 000 Fahrzeuge pro Werktag

Verwaltungstechnisch aber ist Longen nach wie vor eine selbständige Ortsgemeinde. In ihrem Gemeinderat sitzen sechs parteilose Mitglieder, gewählt über eine freie Liste, in die jeder Einwohner seine Wunschkandidatinnen und Kandidaten eintragen kann. "Die Zusammenarbeit im Rat ist sehr gut, und Einstimmigkeit bei Beschlüssen ist die Regel", sagt Ortsbürgermeister Rosch. Ein Dauerthema im Ortsrat ist die B 53: Hauptstraße, Ortsdurchfahrt und Trennlinie quer durchs Dorf. Rund 15 000 Fahrzeuge werden dort an Werktagen gezählt. Besonders beim Berufsverkehr am Morgen und Abend ist es schwer, sicher auf die andere Seite zu gelangen. Hinzu kommt das Tempo, mit dem viele Zeitgenossen den Ort durchqueren. Unerfüllt blieb bisher der Wunsch der Longener, die Geschwindigkeit durch "Inseln" künstlich zu drosseln. Rosch: "Wir hatten Ortstermine und Gespräche mit dem Kreis, der Verbandsgemeinde, der Polizei und dem Landesbetrieb Straßen und Verkehr. Doch am Ende hieß es, dass unsere Durchgangsstraße für diese Maßnahmen aufgrund irgendeiner Norm nicht breit genug sei." Der Erfolg aller Mühen ist bisher nur eine große, auf die Fahrbahn gemalte 50 an den beiden Ortseingängen. Doch die Wirkung der Zahlen ist eher fraglich. Wenigstens die zahlreichen Touristen, die nun mit PKW oder Wohnmobil die B 53 entlangkommen, halten sich daran. Doch die Fahrzeuge mit TR oder WIL auf dem Kennzeichen gehen die Durchfahrt wesentlich forscher an. "Bei Geschwindigkeitskontrollen gehören Longen und Mehring zu unseren Schwerpunkten", erklärt Roman Kirok von der Polizei in Schweich. Doch ständig könne man auch dort nicht präsent sein. In der Nacht wird besonders heftig durch den Ort gerast. Dies ergab auch eine Tempo-Messung mit einem geliehenen Radargerät. Rosch: "Die Masse fuhr am Ortseingang mehr als 50. Der Spitzenreiter war mit über 100 km/h unterwegs. Wenn wir hier eine automatische Radarfalle installieren würden, was in Rheinland-Pfalz nicht erlaubt ist, wäre das eine ständige Einnahmenquelle." Der letzte schwere Unfall mit drei Toten liegt schon etliche Jahre zurück. Doch der Ortsbürgermeister befürchtet, dass der nächste große Knall längst überfällig ist. Erst kürzlich war einer in der Nacht kurz vor dem Ortseingang derart "abgeflogen", dass der Wagen mit dem Dach auf der hohen Weinbergsmauer am Straßenrand liegen blieb. Es blieb noch beim Sachschaden. Doch trotz dieser verkehrstechnischen Unbill, und trotz fehlender Infrastruktur, würden viele gerne Wahl-Longener werden, wenn sie es nur könnten. "Ich habe Bauanfragen quer durch die Altersstruktur, doch Bauland werden wir nur beschränkt ausweisen können", bedauert Rosch. Grund sind die topografischen Verhältnisse des Ortes: Hinten steile Weinbergshänge und vorne die Mosel mit Hochwasserschutzzonen, die nach der Jahrhundertflut in den 90er-Jahren erheblich ausgedehnt wurden. Am Montag: Farbe in den grauen Schulalltag: Die bunten Ideen eines Feller Hausmeisters.

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