Mit Tempo 40 über Reben brausen

SCHWEICH. In der jüngsten Sitzung des Schweicher Stadtrats wurde die Katze aus dem Sack gelassen: Die Verbandsgemeinde (VG) Schweich hat einen Investor gefunden, der lieber heute als morgen auf dem Annaberg oberhalb von A 1/B 53 eine Sommerrodelbahn mit Weinberg-Ambiente anlegen will.

Bei dem in Schweich geplanten Projekt werden die "Schlitten" ähnlich einer Achterbahn mit Rollen über eine Schiene geleitet. Über Geraden und durch Kurven führt die teilweise auf Stelzen verlaufende und etwa einen Kilometer lange Bahn ins Tal; die Geschwindigkeit bleibt durch ein automatisches Bremssystem auf maximal 40 Stundenkilometer begrenzt. Grüne Nylon-Fangnetze geben in Kurven im Notfall zusätzliche Sicherheit. Parallel zu der kurvenreichen Abfahrt bringt eine gerade Bergaufschiene die Schlitten mit den Fahrgästen bequem von der "Tal- zur Bergstation", an der dann ohne Stopp die rasante Abfahrt beginnen kann. Nach Angaben des Herstellers sei dies keineswegs nur ein Spaß für Kinder, sondern ein "Vergnügen für Leute im Alter zwischen acht und 80 Jahren".Konstruktion leicht zu installieren

Die aus Edelstahl konstruierte Anlage könne ohne Trassenbau und Betonfundamentierung in den Hang installiert werden, heißt es. Durch ihr Aufstelzen sei auch die Weinbewirtschaftung des Geländes weiter möglich. Die Initiative für das Projekt geht von der VG aus, doch die letzte Entscheidung liegt bei der Stadt Schweich. Grund: Der Annaberg ist Schweicher Gemarkung - die Stadt hat demnach dort die Planungshoheit. Den Ratsmitgliedern war das Vorhaben "Rodelbahn" im Grundsatz schon bekannt, als in der jüngsten Sitzung Landschaftsplaner Egbert Sonntag erste Details erläuterte. Bereits in seiner Sitzung vom 16. Oktober hatte der städtische Ausschuss für Landwirtschaft und Wegebau vorgeschlagen, das Projekt an einem anderen Standort zu errichten. Der Annaberg sei eine der besten Weinlagen Schweichs und sollte weinwirtschaftlich nicht eingeschränkt werden, so die Begründung. Mit etwas spitzen Fingern ging nun der Stadtrat das Problem an. Mehrheitlich sprachen sich die Ratsmitglieder zwar für eine Sommerrodelbahn aus - offen blieb aber, ob diese am Annaberg verwirklicht werden könne. Zumindest müsse zunächst geprüft werden, ob auch alternative Standorte in Frage kommen. Doch warum soll die Anlage gerade dort entstehen, und wie würde sie aussehen? Die Antwort gab in der Stadtratssitzung Reinhardt Lichtenthal vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Trier, als er die Verhandlungen mit dem hessischen Investor Wiegand GmbH Revue passieren ließ. Die Hessen - die ihre Freizeitanlagen sowohl bauen als auch betreiben - hatten sich an verschiedenen Stellen des Moseltals umgeschaut. Schließlich kürten sie den Schweicher Annaberg zum idealen Standort. Den Ausschlag gab die werbe- und publikumswirksame Lage unmittelbar an A 1 und B 53. Auch die Flächen am so genannten Fuchslager in Nähe der B 53 sprechen dafür - sie bieten Raum für die erforderlichen Parkflächen und für eine angeschlossene Gastronomie.Auch Vorteile für Schweich erhofft

Mitzureden bei der Standortsuche hatte auch die Landespflege, die dem Standort grünes Licht gab - der Annaberg sei durch die unmittelbare Nachbarschaft zur A 1 so sehr beeinträchtigt, dass eine in die Weinberge eingepasste Sommerrodelbahn das Gesamtbild nicht zusätzlich störe. Im Gespräch mit dem TV bekräftigten Bürgermeister Berthold Biwer von der VG Schweich, Sven Thiesen von der Tourist-Information und Landschaftsplaner Egbert Sonntag die Bedeutung des Projekts innerhalb der Konzeption "Erlebnispark römische Weinstraße". Allein von der direkten Anbindung an die Stadt Schweich sei ein touristischer Synergieeffekt zu erwarten. Im Vordergrund müssen zunächst die Verhandlungen mit den Grundstücksbesitzern stehen. Dazu Bürgermeister Biwer: "Wir stehen auch mit dem Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum in Verbindung. Dort ist man bestrebt, den Winzern Ausgleichsflächen anzubieten und die Kulturlandschaft zu erhalten." Durch den Flächenausgleich biete das Projekt die Chance, die zunehmenden Brachen am Annaberg auf den Bereich der Sommerrodelbahn zu konzentrieren. Die Verantwortlichen der VG hoffen, schon im Sommer 2005 die Eröffnungsfahrt starten zu können. Der Aufbau der Anlage werde allenfalls zwei bis drei Monate dauern.

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