Mit dem Chef vom Dom nach Rom

MANNEBACH. Wenn Seine Eminenz auf Reisen geht, sitzt meist Alois Fisch am Steuer. Seit 37 Jahren sorgt der 59-Jährige für die Mobilität kirchlicher Würdenträger im Bistum Trier. Auch in seiner Freizeit ist er in seinem Heimatort Mannebach viel auf Achse.

Eine schier endlos scheinende Autoschlange, minutenlang geht es keinen Meter vorwärts, hin und wieder ist lautes Hupen zu hören - ein Stau auf der Autobahn. Was manch einem schon beim bloßen Gedanken daran den Schweiß auf die Stirn treibt, lässt Alois Fisch kalt - das sagt er zumindest, und es scheint so, als könne man es ihm glauben, denn der 59-Jährige strahlt eine unerschütterliche Ruhe aus.Von der Mauer ans Steuer

Seit 37 Jahren arbeitet Fisch als Fahrer kirchlicher Würdenträger beim Bistum Trier. Rund 50 000 Kilometer lässt er im Schnitt pro Jahr hinter sich. "Da ist es nicht zu vermeiden, auch schon mal ein paar Stunden in einem Stau zu verbringen." Langweilig dürfte es ihm dabei nicht werden, schließlich ist er nicht alleine unterwegs. Seit drei Jahren chauffiert Alois Fisch den Trierer Bischof Reinhard Marx zu dessen Terminen im gesamten Bundesgebiet. Acht Jahre lang arbeitete der gelernte Maurer auf dem Bau, bevor 1968 die Stelle als Fahrer beim Bistum frei wurde. "Mit der Hoffnung auf einen sicheren Arbeitsplatz habe ich mich damals beworben", sagt er. Es klappte: Bis 1981 sorgte Fisch für die Mobilität des damaligen Weihbischofs Carl Schmitt. Anschließend begleitete er mehr als 20 Jahre lang Bischof Hermann-Josef Spital - "Ein guter Chef, der niemals ein böses Wort hatte" - auf dessen Reisen. Auch heute noch habe er regelmäßig Kontakt zu dem mittlerweile im Ruhestand lebenden Kirchenmann. An eine besondere Tour Anfang der 90er-Jahre erinnert sich Fisch gerne: "Damals brachte ich Bischof Spital nach Rom." Auch ansonsten sei er viel herumgekommen. Bleibende Eindrücke habe eine Begegnung mit dem kürzlich verstorbenen Papst Johannes Paul II. hinterlassen: "Bei einem seiner Deutschland-Besuche stand der Heilige Vater nur wenige Meter von mir weg", berichtet Fisch. "Das war schon ein Erlebnis." Obwohl er seine Arbeit gerne mache, habe der Job auch "weniger angenehme" Seiten, sagt der Kraftfahrer. Vor allem sonn- und feiertags sei er oft unterwegs, also an Tagen, "die man normalerweise lieber bei der Familie verbringt". Allerdings habe er sich im Lauf der Jahre daran gewöhnt, und auch die Familie sei immer damit klar gekommen.Enge Bindung an die Kirche

Wenn Alois Fisch nicht gerade am Steuer sitzt, ist er hauptsächlich in seinem Heimatort auf Achse. Mehr als 20 Jahre lang war er Mitglied im Pfarrgemeinderat und sitzt seit 1981 im Verwaltungsrat - seit über zwei Jahrzehnten als stellvertretender Vorsitzender. Auch der Sportverein kann auf die Unterstützung des Vaters zweier erwachsener Kinder bauen, denn dort betätigt er sich seit Ende der 70er-Jahre als Kassenwart. Bis zum vergangenen Jahr kickte er selbst für die Alten Herren des Vereins. Überaus wichtig sei ihm bei alledem: "Meine enge Bindung zum Glauben und zur Kirche." Gerade in einer Zeit, da immer weniger Menschen den Weg zum Gotteshaus finden, bekomme ein Ausspruch des Weihbischofs Schmitt für ihn immer mehr Bedeutung: "Man muss treu sein, selbst wenn andere treulos sind." Wie lange er seinem Job als Fahrer noch treu bleiben wolle? "Wenn nichts dazwischen kommt, mache ich das mindestens bis 65."

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