Mit dem Gokart in die Luft

WINCHERINGEN. (hpü) Werner Biringer ist ein Mann, der nicht nur oft, sondern auch gerne in die Luft geht – und zwar vorzugsweise vom eigenen Flugplatz aus. Seit Jahren ist der 38-Jährige aus Wincheringen begeisterter Ultraleichtflieger.

Schon von weitem ist der rot-weiße Windsack inmitten großflächiger Äcker auf dem Wincheringer Berg zu sehen. Bis zum Flughafen Findel im benachbarten Luxemburg sind es von dort noch etliche Kilometer. So stellt sich die Frage, wen es interessieren könnte, aus welcher Richtung die Luft an der Stelle bläst, wo sich Fuchs und Hase "gute Nacht" sagen. Die Antwort: Werner Biringer. Der nämlich geht nicht nur oft, sondern auch gerne in die Luft - wenngleich der 38-Jährige aus Wincheringen zumindest äußerlich eher ruhig wirkt. Seit Jahren ist er begeisterter Ultraleichtpilot. Biringer erzählt: "Es gibt kaum etwas Schöneres, als sich nach Feierabend ans Steuer zu setzten und der untergehenden Sonne entgegenzuschweben." Im Klartext heißt das: Kaum ist er zu Hause, packt der Vater einer Tochter seine Siebensachen ins Auto. Am Startplatz angekommen, schwingt er sich mit Helm und Fliegerkombi auf den Sitz seines Fluggeräts, das ein wenig an einen Gokart mit Propeller und aufgesetztem, überdimensionalen Drachen erinnert. Anschnallen, Motor starten, noch ein kurzer Blick zum Windsack - gestartet wird im Idealfall gegen den Wind - und los geht's. Bereits nach etwa 30 Metern Rollstrecke hebt das knatternde Gefährt von der Wiese ab. Rund vier Stunden kann Werner Biringer mit seinem Ultraleichtflugzeug, im Fachjargon kurz UL genannt, in der Luft bleiben. Wie die Landung verläuft, liegt nicht immer am Pilot - das weiß auch Gattin Anja. Noch heute denkt sie mit einem mulmigen Gefühl im Bauch an den Tag, als ihr Mann nahe dem französischen Thionville unterwegs war. Plötzlich begann das Fluggerät in der Luft zu mucken, ein Absturz schien unvermeidbar. Doch Biringer wusste sich zu helfen: "Ich löste den Rettungsschirm aus, mit dem jedes UL-Flugzeug ausgerüstet ist." Samt Pilot schwebte die Maschine in Richtung Boden und landete auf dem Dach einer Scheune. Biringer kam glimpflich davon und brach sich "nur" einen Arm. "Danach war es für mich schwer, mit der Fliegerei weiterzumachen." Entscheidend sei in solchen Fällen, die Ursache zu ergründen, um das Risiko künftig zu minimieren.Genehmigung dauert drei Jahre

Zur Fliegerei kam Biringer über seinen Beruf. Er arbeitet bei einer Firma in Kenn, die unter anderem Hängegleiter und Flügel für UL-Flugzeuge herstellt. Vor neun Jahren machte er den Flugschein, kaufte sich ein Flugzeug und startete von verschiedenen Flugplätzen, hauptsächlich im benachbarten Frankreich. "Von Nachteil waren allerdings der hohe Zeitaufwand für die Anfahrt und den Aufbau des Geräts." Die Idee: "Man müsste einen eigenen Startplatz in der Nähe haben." Also machte er sich auf die Suche und fand schließlich einen großen Acker, den er pachtete. Rund drei Jahre dauerten die Genehmigungsverfahren. Neben Gemeinde und Verbandsgemeinde musste auch der Landesbetrieb Straßen und Verkehr der Sache zustimmen. "Im Frühjahr 2002 konnte ich zum ersten Mal auf dem eigenen Platz starten", berichtet Biringer. "Das war ein ganz besonderes Erlebnis." Ärger mit Bewohnern der nahe gelegenen Ortschaft wegen des Motorengeräuschs habe es bislang nicht gegeben. Im Gegenteil: "Manchmal, wenn ich im Landeanflug über den Häusern zu sehen bin, versammeln sich nur wenig später einige Schaulustige am Platz." Der Traum vom Fliegen ist für Werner Biringer Wirklichkeit geworden. Dennoch hat er einen großen Wunsch: "Ein richtiger kleiner Flugzeughangar wäre eine tolle Sache."

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