Mit dem Rolli ins Grüne

SAARBURG. Menschen mit körperlicher Behinderung stoßen im Alltag oft auf Hindernisse. Vor allem jene, die auf den Rollstuhl angewiesen sind und mit dem Auto fahren wollen, brauchen neben starken Nerven meist kräftige Helfer. Ein Mietwagen-Unternehmen aus Saarburg geht jetzt neue Wege.

Mindestens einen Tag im Monat haben Margarita und Heinz Stösser fest verplant. Dann nämlich macht sich das Ehepaar aus Saarburg auf den Weg nach Trier. Das ist für die meisten nicht außergewöhnlich. Für die beiden aber ist der Trip mit vielen Hindernissen gespickt. Der Grund: Seit rund fünf Jahren sitzt Heinz Stösser im Rollstuhl. Bahnfahren ist nicht drin, denn Gattin Margarita hat nicht mehr die Kraft, den schweren Rolli in den Zug zu bugsieren. Schon das Überwinden einer hohen Bordsteinkante ist für die ältere Dame eine Herausforderung. Die Lösung: Ein Mietwagen muss her. Einstiegs-Prozedur wird erheblich vereinfacht

Damit waren die Probleme bislang zwar nicht gänzlich aus der Welt geschafft, denn Ehemann Heinz musste erst mit Mühe auf den Beifahrersitz gehoben werden. Bevor es losging, verschwand der Rollstuhl im Kofferraum. Elisabeth Müller kennt die Prozedur zur Genüge. Zusammen mit Ehemann Hermann betreibt sie in Saarburg ein Mietwagen-Unternehmen. "Schon seit Jahren gehören die Stössers zu unseren Kunden", berichtet Müller. "Es ist meist mit großer Anstrengung verbunden, wenn ein Rollstuhlfahrer in einem herkömmlichen Auto gefahren werden soll." Dennoch: Bei Müller und den anderen drei Taxi- und Mietwagenunternehmen in Saarburg besteht zumindest die Möglichkeit, sich auch mit Rollstuhl im Gepäck von A nach B fahren zu lassen. In diesem Jahr stand für Elisabeth und Hermann Müller die Anschaffung eines neuen Wagens an. "Beim Saarburger Frühling Anfang des Jahres sahen wir beim Autohaus Metrich ein Fahrzeug, das speziell für die Beförderung von Rollstuhlfahrern ausgelegt ist." Recht schnell habe festgestanden: "Das wollen wir haben." Denn: "Es ist schon erstaunlich, wie viele Leute mit einem Rollstuhl unterwegs sind", berichtet Elisabeth Müller. Für Saarburgs Taxi- und Mietwagengeschäft ist der silbergraue Fiat "Doblò" ein Novum. Die Zufahrt erfolgt über eine ausfahrbare Rampe am Heck des Fahrzeugs. Der oder die Gehbehinderte fährt samt Rollstuhl in das Innere und wird im Bereich hinter dem Beifahrersitz gesichert. Nicht nur die Müllers freuen sich über ihre Erwerbung, die Hans-Josef Metrich an einem sonnigen Nachmittag an die neuen Besitzer aushändigte. Ein Strahlen war auch im Gesicht von Margarita Stösser zu sehen. "Für uns ist das eine ungeheure Erleichterung", sagt die Frau aus Saarburg. Augenzwinkernd fügt sie hinzu: "Ich habe schon davon geträumt, mit meinem Mann in dem neuen Auto einen Ausflug ins Grüne zu machen."

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