Mit den Tanzschuhen durch Europa

FISCH. Malen ist ihre Leidenschaft, und Politik war ihre Berufung. Besonders am Herzen liegt Agnes Esser jedoch das heimische Brauchtum. Vor fast 30 Jahren gründete die Frau aus Fisch eine Volkstanzgruppe und machte damit die 300-Seelen-Gemeinde weit über die Region hinaus bekannt.

Oft denkt Agnes Esser an die Zeit zurück, als sie mit "ihren" Kindern über Land und durch halb Europa gezogen ist. Frankreich, Belgien, Österreich und die Niederlande gehören zu den Ländern, die die kleine Truppe aus Fisch bereist hat. Eine gewisse Zeit lang stand der Name des Dorfes als Synonym für traditionellen Tanz mit Klasse. Zahllose Wettbewerbe auf nationaler und internationaler Ebene entschied die Volkstanzgruppe Fisch für sich. Wesentlichen Anteil an dem Erfolg hatte ihre Chefin, Agnes Esser. Denn sie war rund 20 Jahre lang nicht nur Vorsitzende des Vereins, sondern auch Trainerin. Mehr noch: 1976 hat die heute 68-Jährige die Gruppe aus der Taufe gehoben. Dabei ging es Esser anfangs nicht einzig um die rhythmische Bewegung zu volkstümlicher Musik. "Unter der Schulreform und dem damit verbundenen Verschwinden der alten Volksschulen litt die Dorfgemeinschaft der Kinder", berichtet Esser. "Denn bis dahin waren meist mehrere Jahrgangsstufen in einer Schulklasse vertreten." Das sollte sich mit der Einführung des neuen Schulsystems ändern. Die Folge: "Der Zusammenhalt drohte auseinander zu brechen. Das wollte ich verhindern." Bloß wie? Schon immer interessierte sich Agnes Esser unter anderem für das heimische Brauchtum, insbesondere für den Volkstanz. "Ich wusste: Wenn ich die jungen Leute wieder zusammen bringen will, muss ich einen Verein gründen." Mit 14 Kindern im Alter zwischen elf und 13 Jahren, einem alten Plattenspieler und selbst genähten Trachten habe alles angefangen. Das Problem: "Eigentlich hatte ich keine Ahnung, wie man jemandem das Tanzen beibringt." Also habe sie sich in etlichen Seminaren das nötige Wissen angeeignet. Die Reaktionen im Ort auf den neuen Verein seien zunächst "durchwachsen" gewesen. "Recht schnell konnten wir uns aufgrund unserer Leistungen aber etablieren", berichtet Esser. 1996 hängte die in Schoden aufgewachsene Trainerin aus gesundheitlichen Gründen das Tanzgeschäft an den Nagel. "Das war eine schwere Zeit für mich - vor allem, weil ich mit mehreren Aktivitäten gleichzeitig aufhören musste." Die Frau aus Fisch war nicht nur überzeugte "Brauchtumspflegerin", sondern saß bis zu diesem Zeitpunkt auch im Verbandsgemeinderat Saarburg und verschiedenen Ausschüssen auf Verbandsgemeinde- und Kreisebene. Außerdem war sie insgesamt zwölf Jahre lang ehrenamtliche Richterin an der Jugendkammer des Landgerichts Trier sowie am Verwaltungsgericht. Noch heute ist ihre Stimme im Vorstand des Heimat- und Kulturvereins des Kreises Trier-Saarburg und dem des Fördervereins Krankenhaus Saarburg gefragt. Die Leidenschaft Agnes Essers ist nach wie vor die Malerei. Für ihr breit gefächertes Engagement erhielt sie 1994 die Ehrennadel des Landes Rheinland-Pfalz.

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