Mit der Stimme hoch hinaus

KONZ. Die Chorszene in der Region Trier ist äußerst vielfältig und breit gestreut. Es wird viel gesungen an der Mosel, ob im Männer- oder im Kirchenchor, ob zur Gottesdienstgestaltung oder zur Aufführung großer Oratorien. 1991 gründete sich in Konz der Vokalkreis, der nicht unwesentlichen Anteil an diesem Umstand hat.

Mit einer beeindruckenden Chronik kann der Vokalkreis Konz seine Konzertaktivitäten belegen - Veranstaltungen, die nicht nur in Konz oder der Region stattfanden. Reisen führten die Vokalisten nach Luxemburg, Frankreich und Italien. Besonders der europäische Stiefel hat es ihnen angetan: Mit viel Freude erinnert sich der Chor an Besuche am Comer See oder bei seinem Partnerchor in Lucca, an Auftritte in der ewigen Stadt und im berühmten Dom San Marco in Venedig. In der Regel sind es zwei Konzertprogramme im Jahr, die das rund 40köpfige Ensemble bei seinen wöchentlichen Proben jeden Mittwoch im Roscheider Pfarrzentrum erarbeitet. Intensiviert wird das erprobte dann noch zweimal im Jahr an Probenwochenenden, bei denen, genau wie während der Chorfahrten, auch die Gemeinschaft nicht zu kurz kommt. Darauf legt Vera Quintus, die Vorsitzende des Chorrates, großen Wert. Im Jahr 2003 gab es eine Veränderung. Gerd Demerath, der den Chor zusammen mit Isabella Cosacchi gegründet hatte und seit 1993 die alleinige Leitung übernommen hatte, verließ den Chor, und man musste nach einem neuen Dirigenten Ausschau halten. Eine solche Situation ist immer eine einschneidende Zäsur, die zu einem Problem werden kann. In Konz ging das Ganze recht geräuschlos über die Bühne. Dekanatskantor Karl-Ludwig Kreutz, der schon häufig bei den Konzerten des Vokalkreises mitgewirkt hatte, übernahm die Leitung. Es sagt auch etwas über die Qualität des Chores aus, wenn Kreutz, ein vielbeschäftigter Kirchenmusiker, der auch noch Lehraufträge an den Musikhochschulen in Saarbrücken und Heidelberg hat, zu dieser allwöchentlichen Verpflichtung bereit ist. Intensives Stimmtraining bestimmt den Probenbeginn, wenn sich die Mitglieder versammeln, um das nächste Programm zu erarbeiten. Beim Einstudieren der einzelnen Werke legt Kreutz allergrößten Wert auf eine individuelle, stilistisch authentische Interpretation. Das Wesen, die Aussagen der Kompositionen stehen im Mittelpunkt. Bei der Programmgestaltung wird die Handschrift Kreutz' deutlich. Bisher war die alte Chormusik ein zentraler Bestandteil der Programme. Kreutz baut auf diesem vorhandenen Fundament auf und erweitert es um die Literatur der weltlichen Romantik und der Moderne. Ein weiterer Schwerpunkt sollen englische Komponisten wie Britten oder Stanford werden, die in deutschen Konzerten immer noch ein Schattendasein führen. Ehrgeizige Pläne, die einmal mehr den hohen Anspruch belegen, den die Chormitglieder an sich selbst stellen. Eine lokale Abgrenzung gibt es für den Vokalkreis nicht. Das Mitglied im Verband deutscher Konzertchöre (VDKC) sieht sich als Bestandteil der hochwertigen Chorszene in der Region, weshalb man auch ganz bewusst im Ensemblenamen die Heimatstadt an die zweite Stelle gesetzt hat. Fragt man nach den Wünschen für die Zukunft, sind es vor allem zwei Dinge, die genannt werden. Zum einen sind es Männerstimmen, die sich Kreutz und der Chorrat wünschen würden. Derzeit stellen die Tenöre und Bässe nur rund ein Drittel der Mitglieder. Das andere sind Sponsoren. Konzerte sind immer auch mit einem Risiko behaftet, das der Chor derzeit fast alleine trägt. Dazu kommt die Anschaffung von teilweise teurem Notenmaterial. Hier würde ein finanzielles Polster gut tun.

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