Mit offenen Augen durch den Wald

WILTINGEN. Große Freude bei ganz kleinen Leuten: Der Umweltpreis 2005 des Landkreises Trier-Saarburg ging an die Waldgruppe des Kindergartens St. Martinus in Wiltingen. Dort nämlich lernen schon die Kleinsten den Umgang mit der Natur.

 Dreimal pro Woche streifen die Kinder der "Waldgruppe" des Kindergartens Wiltingen bei Wind und Wetter durchs Unterholz. Im Bild: Patricia Kohl (oben links) und Martha Stelzl (rechts). Foto: Hermann Pütz

Dreimal pro Woche streifen die Kinder der "Waldgruppe" des Kindergartens Wiltingen bei Wind und Wetter durchs Unterholz. Im Bild: Patricia Kohl (oben links) und Martha Stelzl (rechts). Foto: Hermann Pütz

Leere Getränkedosen, alte Plastiktüten, bunte Bonbonpapierchen - auch in Wald und Wiese sind die Überbleibsel der Zivilisation mitunter deutlich sichtbar. Manch einen scheint es wenig zu kümmern, wo er seinen Abfall gerade entsorgt. Da nutzen auch die vielerorts mehr oder weniger regelmäßigen Müllsammelaktionen kaum etwas - wenngleich sie gut gemeint sind. Wie aber kann man das Problem in den Griff bekommen?Mehrmals in der Woche über Stock und Stein

Zwei Erzieherinnen des Kindergartens St. Martinus in Wiltingen hatten vor rund vier Jahren die Idee, das Problem bei der Wurzel zu packen. Sie riefen ein Projekt ins Leben, das schon die Kleinsten für das Thema Umwelt- und Naturschutz sensibilisieren sollte. Mit regelmäßigen Spaziergängen durch den Wiltinger Gemeindewald sollten die Drei- bis Sechsjährigen ihre natürliche Umgebung unmittelbar erleben und auf diese Weise kennen lernen. Seither marschieren die Initiatorinnen Patricia Kohl und Martha Stelzl mit ihrer rund 20-köpfigen "Waldgruppe" mindestens dreimal pro Woche bei Wind und Wetter durchs Unterholz. Alle Pflanzen und Tiere, die sich ihnen in den Weg stellen, werden eingehend studiert. "Wir gehen einfach nur mit offenen Augen durch den Wald", erklärt Martha Stelzl. Bloß Hinsehen und darüber Reden ist eine Sache, Anfassen und hautnahes Erleben allerdings eine viel bessere. Aus diesem Grund bauen die Kleinen Häuser aus Stöcken, formen Vogelnester aus Laub oder beschäftigen sich auf andere Weise mit dem, was im Wald zu finden ist. Hilde Reinert, Leiterin des Kindergartens, erläutert: "Unser Ziel ist es, die Kinder mit der Natur vertraut zu machen." Nur über das, was einem nicht fremd sei mache man sich schließlich Gedanken. "Wer die Natur liebt, der schützt sie auch", erklärt Reinert den gewünschten Effekt. Nicht nur die Mädchen und Jungen des Wiltinger Kindergartens sind begeistert vom Projekt "Waldgruppe". Auch der Umweltausschuss des Kreistags hat es sich angesehen und ist zu dem Schluss gekommen: "Das ist eine gute Sache." Riesige Freude über geteilten Preis

Das Resultat: Der Umweltpreis 2005 des Landkreises Trier-Saarburg ging an die "Waldgruppe" aus Wiltingen, die sich die mit insgesamt 2500 Euro dotierte Auszeichnung mit der Schreinerei Gubernator aus Mandern teilt. Zudem gab es eine Urkunde, die Landrat Richard Groß den kleinen Umweltschützern überreichte. Seit 1986 vergibt die Behörde den Preis jährlich an Projektgruppen oder Betriebe, die die Umwelt in besonderer Weise schützen oder pflegen. "Als wir erfuhren, dass wir gewonnen haben, war die Freude riesig", berichtet Erzieherin Patricia Kohl. Allerdings sei das Projekt nur durch die Hilfe der Eltern und der Ortsgemeinde Wiltingen sowie des Försters Gerd Reinert möglich gewesen. Dennoch sind es die Kinder und ihre Erzieherinnen, die bei Wind und Wetter durch den Wald streifen. Den Nutzen daraus haben - vielleicht - am Ende alle und zwar dann, wenn leere Getränkedosen, alte Plastiktüten und bunte Bonbonpapierchen nur noch im Abfalleimer zu finden sind.

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