Museum für antike Wasserversorgung

PÖLICH. Kulturhistorische Sehenswürdigkeiten - vorwiegend Relikte aus der Römerzeit - sind für zahlreiche Gemeinden in der Region wichtige Aktivposten zur Erhöhung ihrer touristischen Attraktivität. In Pölich ist man dabei, eine römische Wasserleitung zu restaurieren und sie für Besucher zugänglich zu machen.

Bei einer Info-Veranstaltung des Arbeitskreises "Römische Wasserleitung" im Hotel-Restaurant Pölicher Held wies Ortsbürgermeister Kurt Schu darauf hin, dass die Gemeinde sich seit Jahren darum bemühe, die römische Hinterlassenschaft touristisch zu nutzen. Damit sei in den 80er-Jahren auch begonnen worden. Die Situation sei jetzt eine andere. Das EU-Programm "Leader+" habe Fördergelder von rund 100 000 Euro zur Verfügung gestellt.Museale Avantgardisten

Architekt Manfred Müller zufolge reicht diese Summe für größere Baumaßnahmen zwar nicht aus, doch könne damit die Wasserversorgung zur Römerzeit, die zu Beginn des frühen 20. Jahrhunderts sowie die heutige sehr anschaulich dargestellt werden. Müllers Konzept sieht vor, das ehemalige Feuerwehrgerätehaus mit dem direkt daneben befindlichen ehemaligen Hochbehälter mit einzubeziehen. "So könnte in Pölich das erste Museum entstehen, das die Geschichte der Wasserversorgung darstellt", meinte der Architekt. Die Gemeinde Pölich würde gleichsam zum musealen Avantgardisten. Um die römische Wasserleitung im Gelände sichtbar zu machen, kommen nach Manfred Müllers Meinung eher baukünstlerische als bautechnische Ansätze in Frage. Eine archäologische Erschließung der Anlage könne sicher nicht erfolgen. Bruno Kremer, Grabungstechniker am Rheinischen Landesmuseum Trier, bezeichnete das römische Bauwerk als eine nach dem Quanatverfahren (Lichtlochverfahren) komplett in den Schieferfels getriebene Tunnelwasserleitung. Die Perser hätten diese Methode an der Wende zum zweiten Jahrtausend v. Chr. entwickelt. Demnach wird in einer Quellmulde ein Mutterschacht in den Fels angelegt. Nach Erreichen der wasserführenden Schicht steckt man obererdig die Kanaltrasse ab. Darauf werden - zumeist in gleichmäßigem Abstand - Schächte mit entsprechend berechneter Tiefe abgeteuft. Von Schacht zu Schacht wird dann der Tunnel mit dem benötigten Gefälle vorangetrieben. Es entsteht ein Kanal aus Schieferplatten, der selbst beim Einsturz des Tunnels die Funktion gewährleistet. Bruno Kremer nannte technische Daten der Pölicher Wasserleitung: Länge ca. 430 Meter. Davon derzeit öffentlich begehbar 28 Meter. Nichtöffentlich begehbar derzeit 72 Meter. Zwölf Bauschächte sind bekannt. Geschätzt wird die Strecke auf 32 Bauschächte. Noch 260 Meter Strecke sind unerforscht. Die Wasserleitung wird dem dritten Jahrhundert n. Chr. zugeordnet. Ihr Zweck war es, zwei römische Villen im Bereich der Römerstraße zu versorgen. Für Frank Hömme, Geograph und Mitglied des Arbeitskreises "Römische Wasserleitung", ist das, was Pölich den Touristen bisher zu bieten hat, zu wenig. "Die Reiseführer wecken bei den Besuchern Erwartungen, die den Tatsachen nicht entsprechen", befand Hömme. Unisono waren Frank Hömme und Sven Thiesen, Touristik-Chef der VG-Schweich, Römische Weinstraße, der Ansicht, die Restaurierung der römischen Wasserleitung komme nicht nur der Gemeinde Pölich zugute. Sie sei vielmehr ein Glied in der Vernetzung des hohen Potenzials an Sehenswürdigkeiten in der Römischen Weinstraße. Dabei gehe es auch um ein touristisches Gesamtprogramm.

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