Musikalisches Neuland entdecken

KONZ. (gkl) Zu einem Kammerkonzert mit nahezu unbekannten Komponisten hatte das Novalis-Ensemble ins Kloster St. Bruno nach Konz-Karthaus geladen. Ein Besuch, der sich lohnte.

Über den Dichter Friedrich Leopold Freiherr von Hardenberg, besser bekannt als Novalis, kann man lesen, seine Werke seien die kostbarsten der deutschen Literatur, die "eine Vertiefung des Seelenlebens zeigen, deren Romantik fähig war". Hardenberg selber sagte von sich, er sei "der das Neuland Bestellende". Ja, es gibt sie noch, die weitgehend unbekannten Kompositionen, und es lohnt, sie dem Publikum vorzustellen. Ein Franz Ignaz Danzi etwa, der ein überaus reiches Œuvre hinterlassen hat. Oder ein François René Gebauer. Wem sagt der Komponistenname Joachim Kötschau etwas oder August Klughardt, Tonschöpfer von weit mehr als 100 Werken? Sicherlich kann man diese Komponisten als Kleinmeister bezeichnen, deren Schaffen nicht die Welt bewegt hat. Deshalb haben sie es aber noch lange nicht verdient, im Meer der Namenlosen unterzugehen. Im Festsaal des Klosters in Konz-Karthaus zeigten die Klarinettistin Dörte Form, Barbara Görgen-Mahler (Oboe), Gertrud Pazen (Flöte), Heribert Kröger (Horn) und der Fagottist Klaus Risch, verstärkt durch die Pianistin Sonja Kranich, dass es lohnt, sich ihrer Werke anzunehmen. Liebevoll ließen sie die Wendezeit vom 18. zum 19. Jahrhundert mit Gebauer (Quartetto g-Moll) und Danzi (Quintett d-Moll) aufleben, hauchten der romantischen Klangwelt von Klughardts Divertimento B-Dur Leben ein, überraschten bei Kötschau, der 1973 starb, mit einem tonalen Quintett in C-Dur. Zugegeben, die Werke waren nicht dazu angetan, die tiefsten Tiefen einer Musikseele aufzuwühlen. Sie blieben aber auch nicht an der nichts sagenden Oberfläche. Vielmehr bewegten sie sich dort, wo der Zuhörer angenehm berührt wird, sich der Musik erfreut, wo das Gebotene wohl tut. Neben den Kompositionen hatte die wohlüberlegte Interpretation des Ensembles einen wesentlichen Anteil an dieser Wohltat. Über weite Strecken hinweg fügten sich die Musiker zu einem harmonischen Gesamtbild zusammen, bildeten ein Ganzes. Dies galt auch und besonders für Kranich, die es in Danzis Quintett verstand, ihre Solopartien prägnant zu vertreten, andererseits sich aber auch in dem Ensemble nahtlos einzufügen. Es gab nur wenige Stellen, an denen intonatorische Ungereimtheiten das Gesamtbild störten. Einzig auffällig war, dass wenige Passagen einen etwas verkrampften, nach innerer Befreiung suchenden Eindruck hinterließen. Dies mag daran liegen, dass die Formation noch relativ jung ist und noch zusammenwachsen muss. Kräftiger Applaus bescheinigte den Musikern, dass ein lohnender Abend zu Ende war.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort