"Musiker werfen keine Steine"

WELLEN. Torsten Klein ist ein Mann mit Führungsqualitäten. Fast sein halbes Leben hat er in vielen Gremien verbracht, zum Teil sogar als Chef. Seit rund sieben Jahren ist der 33-Jährige Vorsitzender des Musikvereins Wellen– anfangs mehr oder weniger freiwillig, heute jedoch aus Überzeugung.

Mindestens einmal pro Woche kann kommen, was will. Dann gibt es für Torsten Klein nur eins: Instrumentenkoffer in der rechten und Notentasche in der linken Hand, geht's ab ins Bürgerhaus. Dort warten bereits seine Kollegen vom Musikverein "Concordia", denn auch für Musiker ist Übung das halbe Leben. Der 33-Jährige aus Wellen hat nur wenig Zeit für Hobbys. Der Job spannt den Diplomingenieur für Kraftfahrzeugtechnik ständig ein. Dennoch: Die Leidenschaft für die gute Laune nach Noten lässt er sich davon nicht vermiesen. Seit 1982 ist Klein aktives Mitglied im Musikverein Wellen. Geradezu unverzichtbar ist die Stimme seines Tenorhorns dort inzwischen. Hin und wieder greift er auch zur Ventilposaune - er ist eben flexibel. Recht schnell hat auch der Vorstand des Vereins von der Vielseitigkeit und von den Führungsqualitäten Kleins Wind bekommen. Seit 1989 sitzt er in dem Gremium - zunächst als Jugendsprecher, später als Schriftführer. Alte Strukturen umgekrempelt

"Als vor sieben Jahren ein neuer Vorsitzender gesucht wurde, hieß es ‚Freiwillige vor!'", berichtet Klein. Schmunzelnd sagt er: "Offenkundig habe ich es verpasst, stehen zu bleiben, und tat, wie mir geheißen." Bereut habe er seine Entscheidung nie. Nicht lange nach Amtsantritt habe er begonnen, die alten Strukturen ein wenig umzukrempeln. "Ich wollte die Arbeit nicht alleine machen und war bestrebt, die Mitglieder des Vorstands entsprechend ihrer Stärken einzubinden." Das habe reibungslos funktioniert. Das Fest zum 85-jährigen Bestehen des Musikvereins habe gezeigt, dass man sich blind auf die Leute verlassen könne. Etwas mehr als 30 Musiker sitzen derzeit in den Reihen der "Concordia", vier Jugendliche befinden sich in Ausbildung. "Das mit dem Nachwuchs könnte allerdings besser sein, damit der Fortbestand des Vereins auch langfristig gesichert ist", sagt Klein. Denn: "Vereine sind wichtig für eine Gemeinde - vor allem wegen ihrer immer größer werdenden Bedeutung als Mittler zwischen den einzelnen Bürgern, insbesondere im Hinblick auf Zugezogene." An erster Stelle stehe dabei die Jugendarbeit. Oft erinnert sich der Vereinschef an einen Ausspruch von Landrat Richard Groß: "Jugendliche, die Musik spielen, werfen keine Steine." Es scheint in der Natur Kleins zu liegen, sich intensiv Gedanken über die Belange anderer zu machen. Das erkannten schon die Klassenkameraden in der Grundschule, die ihn zu ihrem Sprecher machten. Lange Zeit später wählten ihn die Wellener in den Gemeinderat. Das war vor elf Jahren. Auch in diesem Gremium habe er sich dem Ziel verschrieben, Neubürger ins Gemeindeleben einzubinden. "Im Notfall geht man eben klingeln, um zu fragen, ob Interesse an der Mitgliedschaft in einem Verein besteht." An welche Gruppierung er dabei denkt, ist zunächst fraglich, denn Vereine gibt es in Wellen eine ganze Menge. Dennoch: "Wer bei uns mitspielen will, ist jederzeit willkommen", betont der Vorsitzende.

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