Nächtliche Hilferufe aus der Kyll

KORDEL. Schon seit einigen Jahren ist die Ortsgruppe Kordel der DLRG im Bereich der Wasserrettung aktiv. Dem kontinuierlichen Aufbau folgen jetzt weitere intensive Maßnahmen.

 Nächtlicher Einsatz in der Kyll, Mitglieder der Wasserrettung lassen das Boot zu Wasser. Foto: Hans Michael Engelke

Nächtlicher Einsatz in der Kyll, Mitglieder der Wasserrettung lassen das Boot zu Wasser. Foto: Hans Michael Engelke

Es ist Nacht mitten im unzugänglichen Wald am Ufer der Kyll. Nieselregen und der Fluss rauschen um die Wette. Von irgendwo hört man verzweifelte Hilferufe. Die Lichtfinger von starken Lampen tasten sich zwischen den Bäumen hindurch. Rettungsschwimmer der DLRG in dicken Neoprenanzügen arbeiten sich durch die starke Strömung. Nach Klettertour nicht heimgekehrt

Was so spannend und dramatisch klingt ist zum Glück nur eine Übung. Die Kordeler Ortsgruppe des DLRG (Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft) übt gemeinsam mit Mitgliedern aus Schweich und Oberweis sowie der Freiwilligen Feuerwehr Kordel. "Zwei Jugendliche sind nach ihrer abendlichen Klettertour an den Felsen am Kyllufer zwischen Kordel und Daufenbach nicht wieder aufgetaucht", erklärt Michael Backes die Situation, die es in der Übung zu meistern gilt. "Es gilt, die Wasserrettung in schwer zugänglichem Gebiet zu trainieren." Backes, der die Kordeler Gruppe leitet, weiß, wovon er redet. In den Wildwassern und Canyons des Allgäus hat er seine Ausbildung erhalten, möchte nun sein Wissen an die anderen Rettungsschwimmer und -taucher weitergeben. Ergänzend zum klassischen Umgang mit dem Boot und dem Tauchen will Backes die Hoch- und Wildwasserrettung und die Bergung aus schwer zugänglichen Gebieten schulen. "Dieses Wissen und Können macht Sinn auf und in der Kyll bei Kordel. Normale Schwimmer sind da schnell überfordert, vor allem bei den häufigen Hochwassern", sagt Backes, von dem die Initiative zur Intensivierung der Ausbildung ausging.Zur Rettung eine Seilbahn über die Kyll

Ein weiterer Zweck der nächtlichen Übung ist das Proben der Zusammenarbeit. "Wir wollen keine Konkurrenz zur Feuerwehr, sondern Zusammenarbeit", betont Backes. Schließlich könne man gegenseitig voneinander viel lernen und sich bei den Einsätzen ergänzen. Schon seit 2001 ist die Kordeler DLRG-Gruppe offiziell im Alarmplan der Gemeinde Kordel und der Verbandsgemeinde Trier-Land aufgenommen. Die Übung verläuft insgesamt gut. Natürlich passieren unvorhergesehene Dinge, es werden auch Fehler gemacht. Mal gibt es Irritationen am Funk, dann bricht auch noch ein Paddel. Dafür klappt der Bau der Seilbahn über die Kyll wie am Schnürchen. Die beiden Suchtrupps finden die vermissten Kinder relativ flott. Sie können geborgen werden. Das schlechte Wetter erschwert die Übung zusätzlich, die Fahrzeuge haben im schweren Gelände das eine oder andere Problem. "Wir haben alles an Material eingesetzt, was wir haben. Das war schon gut, da hat man was gelernt", erklärt Michael Backes, der sich mit dem Verlauf der Übung rundum zufrieden zeigt. "Das hat mir wirklich gut gefallen, auch mit allen Problemen." Wer sich für die Arbeit der Ortsgruppe Kordel interessiert, erfährt mehr im Internet unter www.dlrg-kordel.de.

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