Narrenfreiheit im Puderzucker-Dorf

WELLEN. Im Obermosel-Ort und darüber hinaus ist ihr Name ein Begriff: Katharina Hoffmann. Der Grund: Wo die 63-Jährige auftaucht, ist Stimmung programmiert. Im Karneval ist "Trinni" nicht nur Star in der Bütt, sie ist inzwischen zu einer Institution geworden.

Ein Gespräch mit Katharina Hoffmann setzt schnelle Auffassungsgabe voraus. Das, was die 63-Jährige aus Wellen zu erzählen hat, kommt ihr in teilweise atemberaubendem Tempo über die Lippen. Konzentration ist vor allem dann gefragt, will man die in Hoffmanns Sätzen versteckten Pointen mitbekommen. Selbst scheinbar todernsten Situationen ein wenig Humor abzugewinnen, ist nämlich die Spezialität von "Trinni", wie sie von den Wellenern liebevoll genannt wird. Damit ist die Dame aus der Josef-Schnuch-Straße für die Bütt wie geschaffen."Trinni" ist das Synonym für gute Laune

Seit rund 26 Jahren ist Katharina Hoffmann im Karneval aktiv. Hauptsächlich ihre Vorträge haben den Namen "Trinni" auch in den Nachbarorten zu einem Synonym für gute Laune werden lassen. "In Nittel genieße ich inzwischen Narrenfreiheit", erklärt die 63-Jährige. Die Erklärung: Entgegen der sonst üblichen Vorgehensweise werden die Büttenreden der "alten Dame der Fastnacht" nicht zensiert - und das, obwohl sie sich keineswegs scheut, auch den ein oder anderen pikanten Satz in die Menge zu "schleudern". "Den Text lerne ich seit jeher auswendig", berichtet Hoffmann. Das sei auch notwendig, denn während der gestenreichen Vorträge bleibe kaum Zeit, sich auf ein Manuskript zu konzentrieren. Trotz ihrer jahrelangen Erfahrung habe sie immer noch Lampenfieber, sagt sie. Allerdings: "Spätestens beim Betreten der Bütt ist alles wie weggeblasen." Sie habe bereits mehrfach daran gedacht, die Narrenkappe abzulegen. Genauer: "Ich wollte mindestens schon zehn Mal aufhören, doch bislang habe ich es nicht geschafft." Natürlich werde man mit zunehmendem Alter ruhiger, "doch an Fastnacht blühe ich auf - ob ich das will oder nicht." Im luxemburgischen Grevenmacher geboren, zog sie mit ihrer Familie 1945 nach Wellen auf der gegenüberliegenden Moselseite. Sie ist mit Alois Hoffmann verheiratet, hat zwei Kinder und drei Enkel. Seit 1979 sitzt sie im Gemeinderat ihres Heimatortes, war vier Jahre lang Mitglied im Verbandsgemeinderat Konz und ebenso lange Schöffin am Amtsgericht Trier. Über zwei Jahrzehnte war auch im Gesangverein ihre Stimme gefragt, bis dieser vor einiger Zeit seine Aktivitäten einstellte. Stolz ist "Trinni" darauf, Ende der 50er-Jahre als erste Frau im Landkreis im Wellener Musikverein mitgespielt zu haben. Sie erinnert sich: "Vor allem die Fronleichnamsprozessionen waren eine tolle Sache." Augenzwinkernd erklärt die einstige Trompeterin: "Die Männer haben sich darum gerissen, mich beim anschließenden Umtrunk in der Wirtschaft einladen zu dürfen." Ganz besonders freut sich Katharina Hoffmann auf den Sommer. Dann nämlich wird die passionierte Camperin gemeinsam mit Ehemann Alois einen Großteil ihrer Zeit auf dem Campingplatz in Riol verbringen - schließlich brauche man ab und zu ein wenig Abstand zum "Puderzucker-Dorf", wie sie ihre Heimat wegen der unübersehbaren Staubverschmutzungen durch das Kalkwerk scherzhaft nennt.

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