Nein zum Kiesabbau

WASSERLIESCH. Nicht viel Federlesens machte der Gemeinderat mit dem Vorhaben der Firma Wacht, bis zu 350 000 Kubikmeter Kies am Ortseingang der Obermoselgemeinde abzubauen: Er hat sich einstimmig dagegen ausgesprochen.

Genau 16 Minuten dauerte die öffentliche Sitzung, zu der eine Rekordkulisse von rund 100 Zuhörern gekommen war. Die Erklärung für die ungewöhnlich kurze Sitzungsdauer war von Ortsbürgermeister Josef Reinert gleich zu Beginn zu hören: "Über Stunden" habe sich der Rat vor zwei Wochen in nichtöffentlicher Sitzung "ausgiebig" mit dem Vorhaben beschäftigt und Fachleute, Gutachter sowie Firmenchef Wacht gehört und befragt. In jener Sitzung habe die Bürgerinitiative (BI), die sich gegen den Kiesabbau ausspricht, eine halbe Stunde ihre Argumente vortragen können. "Es ist alles gesagt worden, was zu sagen ist", meinte Reinert. Abbaumenge bis zu 350 000 Kubikmeter

Mit ihrem einstimmigen Nein zum geplanten Kiesabbau geben die gewählten Volksvertreter die Stimmung der Bürger im Dorf wieder, denn in einer Unterschriftenliste haben sich 1185 Bürger gegen das Vorhaben ausgesprochen. Allerdings haben die Ratsmitglieder auch deutlich gemacht, dass sich ihr Votum nur auf den Kiesabbau von der Querspange Richtung Dorf erstreckt, nicht auf den Teil zwischen Querspange und Firmengelände. Die Firma Joh. Wacht GmbH & Co. KG, beabsichtigt, am Ortseingang von Wasserliesch auf einer beantragten Fläche von 73 000 Quadratmetern (das entspricht etwa zehn Fußballfeldern) in zwölf Jahren nach und nach rund 350 000 Kubikmeter Kies abzubauen. Genehmigungsbehörde ist die Kreisverwaltung; im laufenden Planfeststellungsverfahren wird die Umweltverträglichkeit des Vorhabens geprüft (der Trierische Volksfreund berichtete). Kaum waren die Pläne bekannt, formierte sich in Wasserliesch starker Widerstand. Eine Bürgerinitiative gegen den Kiesabbau befürchtet, dass der Fremdenverkehrsort verschandelt werde. Zudem könnten Staub und Lärm durch den Abbau zu Gesundheitsschäden führen. Notfalls Klage

"Wir stimmen den Bedenken der Bürgerinitiative zu", sagte CDU-Fraktionschef Herbert Rausch. Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass sich durch den Kiesabbau der Grundwasserspiegel ändere, was Einfluss auf die Baustatik auf den umliegenden Grundstücke haben werde. "Deshalb fordern wir ein Gutachten über die Gefahren für die Baustatik", sagte der Christdemokrat, der die Kreisverwaltung aufgefordert hat, dem Vorhaben nicht zuzustimmen. Falls doch, behalte sich die CDU-Fraktion vor, gegen den Bescheid Klage zu erheben. Bei der Befragung in der nichtöffentlichen Sitzung habe sich herausgestellt, dass beispielsweise das hydrogeologische Gutachten "unzureichend" sei, sagte der SPD-Fraktionschef Walter Burg. Zudem sei die Lärmbelastung als zu gering eingestuft worden. Aus diesen Gründen fordert die SPD die Erstellung von "neutralen Gutachten". Die Ängste der Bevölkerung seien berechtigt, die Wohnqualität werde durch den Kiesabbau auf unbestimmte Zeit "dramatisch" verschlechtert. Auch dem SPD-Antrag, bei Genehmigung des Vorhabens rechtliche Schritte zu prüfen, entsprach der Rat einstimmig. Nach der eigentlichen Aussprache meldete sich Rausch noch einmal zu Wort, denn "im Dorf sind Dinge vorgefallen, die nicht in Ordnung waren". Ortsbürgermeister Reinert sei in seiner Ehre verletzt und beleidigt worden. Ihm sei unter anderem fälschlicherweise "Kumpanei" mit der Firma Wacht unterstellt worden. Die Bürgerinitiative habe sich gegenüber Reinert allerdings korrekt verhalten. "Wir sind sehr zufrieden mit dem einstimmigen Votum", sagte BI-Sprecher Kurt Bungartz, nach der Sitzung.

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