Neue Chance für ein aufgegebenes Projekt

OBERBILLIG. Viele hatten es schon abgeschrieben, nun gibt es einen Neu-Anfang: Das Haus der Fischerei in Oberbillig ist wieder geöffnet. Unter neuer Führung soll das alte Konzept fortgeführt werden.

Ewald Kohr steht mit aufgekrempelten Ärmeln hinter der Theke: "Ich bin Optimist. Das muss jetzt klappen. Wir kriegen das hin." Am Donnerstag hat der neue Pächter des Restaurants und des "Kleinen Fischladens" im Haus der Fischerei in Oberbillig schon mal für einige Gäste, die vorbestellt hatten, geöffnet. Seit gestern läuft der reguläre Betrieb. Zunächst für die kommenden drei Jahre läuft der Vertrag zwischen dem gebürtigen Wasserliescher und der Ortsgemeinde Oberbillig. Die vergangenen zehn Jahre hat der gelernte Koch auf Sylt gearbeitet - im renommierten Fisch-Restaurant Gosch. Von dort will er zum Teil auch seine Ware für die zu 80 Prozent mit Fisch bestückte Karte beziehen. "Den Rest bekomme ich von Händlern aus der Region, zu denen ich gute Kontakte habe. Auch das Fleisch kommt hauptsächlich aus unserer Ecke." Ab morgens 10 Uhr möchte Kohr seine Gäste verköstigen. "Wenn die ersten Radfahrer hier vorbei kommen, muss ich da sein", sagt er. 60 Plätze drinnen sowie 150 direkt vor der Tür und am Moselufer stehen ihm dazu jetzt zur Verfügung. Den "Kleinen Fischladen" - auch mit belegten Brötchen zum Mitnehmen - betreibt Kohr parallel - zwischen 10 und 20 Uhr wird er geöffnet sein. Nicht allein der 45-jährige gelernte Koch, der sich bereits vor drei Jahren um die Pacht im Haus der Fischerei beworben hatte, ist froh, endlich einen Fuß in der Tür zu haben. Auch Ortsbürgermeister Reinhard May und Winfried Manns, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Konz, atmen auf, dass nun - hoffentlich endgültig - eine zufriedenstellende Lösung für das Haus mit der leidvollen Geschichte gefunden worden ist (der TV berichtete mehrfach).Bislang ohne Erfolg

Zum 1. April hat die Gemeinde Oberbillig das Haus vom Verein "Haus der Fischerei" übernommen. Der Verein, der die drei Verbände der Berufsfischerei, der Teichwirtschaft und des Anglerfischerverbandes repräsentiert, hatte sich bislang um die Pächter-Frage gekümmert. Und die war nicht von Erfolg gekrönt. Der erste Pächter hatte im August 2001 begonnen - ohne, dass ein Vertrag zwischen dem Verein und der Gemeinde unterschrieben worden war. Im Januar 2002 war er schon wieder über alle Berge und hatte Verbindlichkeiten von rund 12 500 Euro hinterlassen. Ab Oktober des selben Jahres versuchte Manfred Zipterlein als Pächter sein Glück. Nach dem Hochwasser im Januar 2003 - zu diesem Zeitpunkt gab es in Oberbillig noch keinen Hochwasserschutz - packte auch Zipterlein wieder seine Koffer. Auch der dritte Pächter, der mehr auf Pizza- denn auf Fisch-Karte setzte, blieb nur kurze Zeit. Seit Anfang 2004 stand das Restaurant wieder leer. Georg Ohs, Präsident der Fischer-Union-West e.V. und damit Mitglied im Verein "Haus der Fischerei", macht den fehlenden Hochwasser-Schutz und die über lange Zeit währenden Bauarbeiten vor dem Anwesen für das Misslingen verantwortlich. Außerdem sagt er: "Hätte der Vertrag 2001 bestanden, hätten wir unseren Teil der Arbeit gemacht. Wir führen doch keine Kneipe." Ortsbürgermeister May sieht das anders und erklärt gegenüber dem TV , die Gemeinde habe dem Verein Ende 1997 einen Vorentwurf des Vertrages vorgelegt. Der Verein habe nicht reagiert. Rund fünf Millionen Mark - drei Millionen aus Landesmitteln und zwei aus zweckgebundenen Mitteln aus Fördergeldern der Fischerei - sind in das Prestigeobjekt geflossen. Mit dem neuen Konstrukt, nach dem es eine öffentlich-rechtliche Vereinbarung zwischen der Gemeinde und dem Verein gibt und dieser aus der wirtschaftlichen Führung raus ist, will die Gemeinde künftig die Nase vorn behalten. "Wirtschaftlichkeit hat oberste Priorität." Der Verein übergibt der Gemeinde das Inventar zur kostenlosen Nutzung. Das liebevoll angelegte Fischerei-Museum im Obergeschoss soll auch weiterhin vom Verein "Haus der Fischerei" betreut werden.

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