Neue Hoffnung für den Lok-Schrott

KONZ. Die einst als Erinnerung an eine große Eisenbahnzeit an der Schillerbrücke aufgestellte Dampflok fristet ein trostloses Dasein. Der Zahn der Zeit hat mächtig genagt an dem Schienenfahrzeug - es rostet vor sich hin. Doch jetzt kommt Bewegung auf das Abstellgleis.

Eigentlich sollte die kleine Dampflokomotive der Baureihe 64 ein stolzes Zeugnis ablegen über die große Eisenbahnzeit - damals, als in Karthaus noch Lokomotiven repariert wurden und hunderte Konzer bei dem ehemaligen Staatsunternehmen in Lohn und Brot standen. Für 17 760 Mark kaufte die Stadt das 12,5 Meter lange Gefährt mit der Nummer 64-393, das ab 1936 als "Personenzug-Tenderlokomotive" eingesetzt worden war.Denkmal ist keine Augenweide mehr

Fast genau vor 30 Jahren - am 13. April 1974 - wurde die 58 Tonnen schwere Lok quasi als Denkmal auf die Schienen neben der Bahnstrecke gehoben. Die haben sich mittlerweile zum Abstellgleis für das Dampfross entwickelt. So, wie der Glanz der Eisenbahn in Konz verblasste, nagte auch der Zahn der Zeit an dem Erinnerungsstück an eine vergangene Eisenbahner-Hochburg. Das ehemals schwarz-glänzende Stahlkleid ist mit großen Roststellen und Löchern übersät. Im Führerstand, dessen Boden teilweise durchgerostet ist, wurden neben der Feuerklappe auch einige Hebel und Druckmesser entfernt, eine Tür wurde offenbar von zerstörungswütigen Zeitgenossen herausgerissen und liegt in der nahen Böschung. Unkraut und Gestrüpp wuchern über die mächtigen Stahlräder. Auch der Platz rund um die Lok ist keine Augenweide am Ortseingang der Saar-Mosel-Stadt, dient er doch achtlosen Mitmenschen offenbar als Müllabladeplatz. Das soll sich jetzt ändern. Die Rheindampf GmbH aus dem niederrheinischen Issum hat Interesse an dem Gefährt bekundet, von dem es weltweit nur noch 19 Exemplare geben soll. Die Gesellschaft veranstaltet Nostalgiefahrten mit historischen Zügen und will die Konzer Lok wieder unter Dampf setzen. "Die Lok ist in keinem guten Zustand. Wir wollen sie aufarbeiten und wieder betriebsbereit machen", sagt Rheindampf-Geschäftsführer Hartmut Pohl."Stadt Konz" unter Dampf und 50er unter Glas?

Von den 520 Loks dieser Reihe seien in Deutschland nur noch drei betriebsbereite Exemplare zu finden. Die Konzer Lok soll das vierte werden. Die 64-393 soll den Namen "Stadt Konz" erhalten und zu Ausflugsfahrten genutzt werden. Für den Abtransport und die Generalüberholung hat Rheindampf 160 000 Euro eingeplant. Geht es nach den Vorstellungen der Stadt, sollen in einem Leihvertrag die Einzelheiten der Lokomotivübernahme geklärt werden. Als Gegenleistung wünscht man sich ein anderes Dampfross, das die Konzer an die Eisenbahnerzeiten erinnern soll. "Im Zuge der Sanierung des Bereiches um den Hauptbahnhof soll dort eine andere Dampflok aufgestellt werden", sagt Erhard Bösen von der Verbandsgemeinde-Verwaltung. Mit einer überdimensionalen Glasvitrine will man das Gefährt vor Witterungseinflüssen und Zerstörungswut schützen. Ins Auge gefasst hat man eine schwere Güterzuglok der 50er-Baureihe, die fast doppelt so groß und dreimal schwerer ist als die 64er. Die Rheindampf hat ein solches restauriertes Prachtexemplar. Alleine der Transport an die Mosel kostet laut Hartmut Pohl rund 30 000 Euro. Über die Einzelheiten des Lokomotivtauschs muss laut Pohl noch verhandelt werden. Eine Ausstellung der Güterzuglok als Museumsstück gefällt dem Dampflokfan nicht so sehr. Pohl: "Man hat mehr davon, eine Lok betriebsfähig zu machen und mit ihr zu fahren." Vielleicht können die Konzer ja schon bald ihrer kleinen 64er zuwinken, wenn sie frisch aufpoliert und fröhlich pfeifend bei einer Nostalgiefahrt an ihrem ehemaligen Abstellgleis vorbei fährt. Lesen Sie morgen in unserer Serie einen Bericht über die Ordination der evangelischen Pfarrerin Kirsten Galla in Konz-Karthaus. ek/pr

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